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Esther Friesner

Titel: Esther Friesner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Katze läßt das Zaubern nicht
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zufrieden. Dann sah sie mich an, freilich ohne zufrieden zu wirken.
    »Junger Mann, der Grund, weshalb dieser Seifentopf übergekocht ist, war der, daß du und deine Freunde nicht hereinkommen wolltet, als ich euch darum bat - was ich übrigens sehr höflich getan habe, wenn ich mich recht erinnere. Das mindeste, was du tun könntest, wäre daher, deinem großen Freund beim Aufräumen zu helfen.«
    »Ich bin ja auch dazu bereit«, sagte ich. »Gib mir nur einen Mop und …«
    »Glaubst du vielleicht, daß ich aus Mops bestehe?« erwiderte Mutter Krötenhauch. »Ich habe nur den einen, und den benutzt er gerade.«

    »Na ja, könntest du nicht … Ich weiß nicht …« Ich wedelte unbestimmt mit den Händen, »irgendwie einen weiteren herbeihexen?«
    Sie gewährte mir schon wieder so einen Der-arme-Junge-ist-wohl-auf-den-Kopf-gefallen-Blick und sagte: »Ich bin eine Hexe, kein Zauberer. Zauberei ist die Kunst, etwas aus dem Nichts zu machen; Hexerei ist die Kunst, mit dem zurechtzukommen, was man hat. Ich kann einen Tannenzapfen sprießen lassen, bis daraus ein wunderschönes Tannholzmöbel geworden ist; ich kann das Abbild einer Katze in der spiegelnden Oberfläche einer Blase einfangen; ich kann aus einem Krötenschemelpilz einen Schaukelstuhl machen, aber ich kann keinen Mop aus dem Nichts erschaffen.«
    »Du könntest es doch versuchen«, schlug ich lahm vor.
    »Was, wenn ich dir einen Stock zum Anfangen gebe? Für den Griff.«
    Die warme Stimme der Hexe wurde plötzlich ganz leise und so kalt wie ein Hagelkorn. »Junger Mann, ein kurzes Stück zu Fuß von dieser Hütte liegt das widerliche kleine Dorf Käseburg.«
    »Käseburg …« Wieso kam mir dieser Name nur so vertraut vor?
    »Die Leute von Käseburg sind wahrscheinlich der unglücklichste, erfolgloseste, untalentierteste Haufen, dem du jemals irgendwo begegnen wirst. Sie haben das Stümpern zu einer Kunst entwickelt. Es sind solche Versager, daß sie sogar drei Dorftrottel brauchen, weil einer allein mit der Aufgabe nicht fertig wurde.«
    Oh! Jetzt wußte ich, woran mich dieser Name erinnerte.
    Jedesmal, wenn ich zu Hause irgend etwas falsch machte - das heißt mit anderen Worten, jedesmal, wenn ich zu Hause überhaupt irgend etwas tat -, pflegte mein Vater mich einen Käseburger zu nennen.
    »Was hat das mit Mops zu tun?« fragte ich.
    Mutter Krötenhauch stemmte die Hände in die Hüften.
    »Das Herstellen von Mops ist das einzige, was die Käseburger wirklich gut können. Sie haben sich sogar zusammengetan, um am Dorfeingang ein Schild aufzustellen mit der Inschrift: »Willkommen in Käseburg. Mops sind Wir«. Das ist zwar nicht besonders viel, aber das einzige, worauf die armen Dinger stolz sein können, und wenn du dir jetzt einbildest, daß ich die Gefühle meiner Nachbarn verletze, indem ich meine eigenen Mops herstelle, nun denn.« Sie schnaubte und verpaßte dem Seifenkessel ein bösartiges Rühren. »Ich möchte nur wissen, wo man dich großgezogen hat, daß du derart schlechte Manieren hast!«
    Ich wollte ihr gerade mitteilen, daß ich nicht allzuweit von Käseburg aufgewachsen war, wie sich gerade erst herausgestellt hatte, bekam aber keine Gelegenheit mehr dazu.
    Mysti stieß plötzlich einen erstickten Schrei aus und ließ ihr Paddel fallen. Entsetzt betrachtete sie ihre ausgestreckten Arme. Da gab es eine Menge zu sehen: Der eine war blau geworden, mit grünen Flecken, der andere hatte vom Handgelenk bis zur Schulter jede Menge Rosen in sämtlichen Farben eines Sonnenaufgangs im Gebirge entwickelt. An ihren Beinen zogen sich rotweiße Streifen spiralförmig in die Höhe.
    Irgend etwas sagte mir, daß dies kein gewöhnlicher Fall von giftigem Efeu sein konnte.
    Sie kehrte mir das Gesicht zu und wimmerte: »Doch nicht die Flügel.
    Dumm von mir!« Dann rollte sie die Augen hoch und kippte um.
    Grym ließ den Mop fallen und fing sie in seinen Armen auf, bevor sie in das Kochfeuer unter dem Kessel stürzen konnte.
    »Der Welfie-Zauber!« rief ich. Ich fuhr herum, um Mutter Krötenhauchs Hände zu ergreifen. »Bitte, du mußt uns helfen! Mysti ist eine Welfie - ich meine, sie war eine Welfie, bis … Die Welfies haben uns gezwungen … Segnung und Bindung und … sagten uns, wir müßten dich töten, aber das wollten wir nie tun … erst recht nicht, nachdem wir dich kennengelernt hatten … aber wenn wir dich nicht töten, würde etwas passieren mit … aber Mysti sagte, du seist mächtig genug, um es zu verhindern … aber jetzt ist es

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