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Esti (German Edition)

Esti (German Edition)

Titel: Esti (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Péter Esterházy
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etwas verhaltener: Dieb. Stehenbleiben.
    Aber nicht nur, dass er selbst nicht stehenblieb, auch die Umherstehenden rührten sich nicht, was heißt, rührten sich nicht, keine Miene verzogen sie. Als wäre ich nicht vorhanden. Der Satz hatte mich unsichtbar gemacht. Je verhaltener ich rief, desto schneller ging ich. Und nun sagte ich:
    Dieb, bleiben Sie stehen! Wahr ist, dass auch in meinem Gesicht weder Schrecken noch Entrüstung lag, nur Verwunderung, und die spiegelte sich in den mich umgebenden Gesichtern. Da beugte ein älterer Mann sich sanft zu mir hin: Guten Tag, Herr Kornél. All meine homoerotischen Reserven in Gang setzend, nickte ich zurück, nun schrie ich aber richtig los.
    Bleiben Sie doch endlich stehen!
    Wie in einem Western, wumm, begannen wir plötzlich zu laufen, vorne der Dieb, ich hinter ihm her, und ich brüllte. Ich glaube, da hatte ich bereits Angst. Höflich gaben die Leute den Weg frei. Wir kamen an immer neuen Zuschauern vorbei, und ich bemühte mich, sie mit Informationen und Anweisungen zu versehen, namentlich mit der Aussage, dass dort ein Dieb sei, den man fangen sollte.
    Zwar kam ich ihm nicht näher, aber ich hielt mich gut. Wir rannten über eine Kreuzung hinweg, und plötzlich war da niemand mehr außer uns zweien. Er blieb stehen. Schnaufend erreichte ich ihn. Jetzt erst war klar, dass ich, der gealterte Fußballer, wirklich gealtert war; ich brachte kein Wort heraus. Auch jetzt sah er nicht wie ein Dieb aus, er war wie jemand von uns, nur kam er mit dem Laufen besser zurecht als ich. Mir hatten moralische Gründe Flügel verliehen.
    Kannst die Hälfte haben, sagte er einnehmend. Nicht einmal lachen konnte ich, so beschäftigt war ich mit dem Luftholen. Mein Gott, wie martialisch musste ich wirken, dass er mich beteiligen wollte. Mein Schweigen mochte ihn in der Annahme bestärkt haben, dass es besser sei, sich nicht mit mir anzulegen. Bist durchgeknallt, mach schon, Arschloch, sagte er, hier die Hälfte, und hauen wir ab!
    Ich wusste wirklich nicht, was ich jetzt tun sollte. Es gab einfach keinen Satz, den ich hätte sagen können. Höchstens: Mein Herr, Ihr seid ein Schlingel. Ich riss ihm die Börse aus der Hand und begann zu laufen, zurück, er mir nach, über die Kreuzung, und da musste ich dann hören:
    Ein Dieb! Fangen Sie ihn!, das schrie mir der Dieb hinterher. Meine arme Mutter, wenn sie das noch erlebt hätte. Wieder gaben uns die Leute den Weg frei, jetzt erregten wir etwas mehr Aufmerksamkeit (plus postmodernen Terror), ich näherte mich der Frau, das Kind heulte bereits, der Dieb näherte sich mir, offensichtlich spielte er sonst Rechtsaußen, die laufen traditionell am schnellsten.
    Stehenbleiben konnte ich nicht, also rannte ich an der Besitzerin vorbei, die blickte mich entsetzt an, ihre Augen weiteten sich, etwas so Unglaubliches war für sie schier nicht möglich, hinter mir lief der Dieb, und er schrie, dass man mich fangen sollte. Vor der Straßenbahn sprang ich plötzlich zur anderen Straßenseite hinüber, ein Taxi kam gerade, ich warf mich hinein, schnell, fahren Sie!, sagte ich, wie in einem Film, sogar synchronisiert. Der Taxifahrer nickte, betrachtete die Börse in meiner Hand, sagte nichts. Zwei Straßen weiter ließ ich anhalten und stieg aus.
    Vorsichtig habe ich mich zur Straßenbahnhaltestelle zurückgestohlen. Keine bekannten Gesichter. In der Geldbörse keine Papiere, nur 2400 Forint. Was nun.
    Was nun ist Estis Leben?

Die fallenden Schuppen
    (Krimi)
    K ornél Esti rief mich an, er wolle sich unbedingt mit mir treffen. Er sagte das derart einschmeichelnd und gleichzeitig streng, besser, leicht beleidigt, als nähme er von vornherein an, dass ich ihn nicht sehen wolle. Das Gegenteil war der Fall, er fehlte mir, vielleicht gerade weil ich in letzter Zeit viel an ihn gedacht hatte, ich hatte versucht, unsere gemeinsamen »Jugendabenteuer« heraufzubeschwören, die Stationen unserer Freundschaft Revue passieren zu lassen.
    Wie immer, wenn wir uns an einem öffentlichen Ort trafen, kam, erstens, ich zu spät, obwohl ich, werde ich gefragt, ob ich mich gewöhnlich verspäte, ohne zu überlegen, ehrlich nein antworte, wartete, zweitens, Esti in ein Buch vergraben auf mich, dabei rauchte er, sog gierig das Gift ein, im Aschenbecher wie verreckte, gepeinigte, ja, vielleicht gefolterte Würmer die vielen Kippen, und natürlich der schwarze Kaffee, der doppelte Espresso. Immer empfing mich dieses Bild, wie eine Ikone, und immer überkam mich auf der Stelle

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