Etenya Saga - Band 1: Soyala - Zeit der Wintersonnenwende (German Edition)
vor Schmerz völlig unkontrolliert zuckte und zitterte und gegen den feuchten Steinboden schlug.
Offensichtlich hatte sie sich mit dem Geräusch selbst in Angst und Schrecken versetzt. Erleichtert begann sie, lautlos zu weinen.
Im nächsten Moment war sich Olivia allerdings vollkommen sicher, dass ihr rasendes Herz nun komplett versagen würde, genauso wie ihr Verstand.
Etwas berührte ihren Arm!
Brannte wie Frost auf der Haut und ließ sie erschauern.
Sie hielt den Atem an, stellte sich einfach tot und drehte dabei fast durch.
Dann begann es, sich auf ihrem Arm zu bewegen.
Es … es streichelte ihn!
Eine Frauenstimme ertönte direkt an ihrem Ohr, die ihr sanft zuflüsterte: „Hab keine Angst, kleine Ituma, wir helfen dir.“
Die angehaltene Luft strömte aus Olivias geöffnetem Mund und sie war kaum fähig, selbstständig zu atmen. Nur langsam drangen weitere Bewegungen von verschiedenen Seiten, die in der Finsternis zu vorsichtigen Berührungen wurden, in ihr Bewusstsein. Viele Hände, die zu mehreren Frauen zu gehören schienen, kühlten und betupften behutsam ihre Wunden und Prellungen.
Sie begannen zu singen, ganz leise. Olivia konnte nicht sagen, ob es die gleiche Sprache war, die sie bereits Lenno und Wenona hatte sprechen hören.
Im Raum breitete sich der Duft nach Pfefferminze und Blumen aus. War es derselbe wie bei ihrer Markierung? Sie war nicht fähig, sich an ihn zu erinnern. Immerhin hatte dieser Duft eine beruhigende Wirkung auf Olivia, sodass sie einfach alles geschehen ließ und dankbar die Augen schloss. Diese Berührungen waren seit Stunden das Erste, das ihrem Körper keinen weiteren Schmerz zufügte, sondern diesen ein wenig linderte.
Durch die ständige Finsternis und die immer wiederkehrende Bewusstlosigkeit verlor Olivia in ihrem Gefängnis jegliches Gefühl für Zeit. Daher konnte sie auch nicht mit Bestimmtheit sagen, wie lange es dauerte, bis sie sich das erste Mal wieder in der Lage fühlte, ihren Körper zu bewegen. Sich aufrecht hinzusetzen, war ihr jedoch nur unter fürchterlichen Schmerzen möglich.
Die Frauen, die mit ihr zusammen eingesperrt waren, gaben ihr ein Stück Fell oder Ähnliches, das Olivia wie einen Rock um ihre Hüften band. Nun war sie nicht vollkommen ungeschützt und musste nicht direkt auf dem kalten Steinboden sitzen. Woher sie es hatten, wusste Olivia nicht, es half ihr jedoch dabei, ihre Würde ein wenig wiederherzustellen.
Als es ihr etwas besser ging, sie aber weiterhin nicht auf die Fragen ihrer Mitgefangenen antwortete, waren diese davon überzeugt, dass sie das Sprechen durch den Schock der Gefangennahme verloren hätte. Es waren vier junge Frauen mit ihr in dieser Zelle, von denen sie erfuhr, dass es noch etliche solcher Verliese wie das ihre gab.
Olivia war erschrocken über das Ausmaß der Gewalt an diesem Ort. Bei der Vorstellung, wie vielen Mädchen und Frauen das angetan wurde, was sie erlebt hatte – und nicht zu vergessen, die Dinge, die noch auf sie warteten -, stieg in ihr Trauer und Wut auf.
Letztendlich war sie nun doch an dem Ort gelandet, vor dem Lenno so sehr Angst gehabt hatte, vor dem er seine eigene Schwester und auch Olivia immer beschützen wollte. Was war nur geschehen?
Ihre neuen Freundinnen, wie sie ihre Mitgefangenen für sich insgeheim bezeichnete, um wenigstens irgendetwas Positives an diesem schrecklichen Ort zu haben, nannten sie weiterhin Kleine Ituma. Ihren wirklichen Namen konnte Olivia ihnen nach wie vor nicht nennen.
Sie selber hießen Aiyana, Leotie, Aquene und Magena . Diese Namen bedeuteten solch schöne Dinge wie Ewige Blume, Prärieblume, Frieden und Mond, und es gab wundervolle Geschichten über sie zu erzählen. Das Schicksal hatte den vier Frauen jedoch grausam mitgespielt und sie an diesen einsamen Ort gebracht, an dem jegliche Schönheit verwelkte. Sie alle hatten gerade ihre Markierung verloren und waren kurz davor gewesen, sich von ihrem Amarok, ihrem Auserwählten, markieren zu lassen. Offensichtlich beobachteten Bidziil und seine Leute entsprechende Opfer eine Weile, bevor sie ihnen zum richtigen Zeitpunkt auflauerten und sie hierher verschleppten. Die vier nahmen natürlich an, Olivia würde mit ihnen das gleiche Schicksal teilen, schließlich konnten sie ihre Markierung in der Dunkelheit nicht sehen.
Nach und nach erklärten sie ihr, dass sie jederzeit zu verschiedenen Dingen wie Sex, brutalen Kampfspielen, einfach zu allem, was Nukpanas Gefolgsleuten einfiel, geholt werden konnten. So
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