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Etenya Saga - Band 1: Soyala - Zeit der Wintersonnenwende (German Edition)

Etenya Saga - Band 1: Soyala - Zeit der Wintersonnenwende (German Edition)

Titel: Etenya Saga - Band 1: Soyala - Zeit der Wintersonnenwende (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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wurden die Frauen gedemütigt, damit ihre Peiniger ihren Spaß dabei hatten.
    Leotie war von allen am längsten an diesem Ort gefangen, danach kam Aquene. Sie hatten gemeinsam bereits viel durchgemacht, hatten in diesem Verlies schon einige Frauen gesund gepflegt, damit sie letztendlich doch so brutal zugerichtet worden waren, dass sie in ihren Armen starben. Die beiden machten Olivia Angst. Zugleich hatte sie großen Respekt vor Aquene und Leotie und vor ihrer Einstellung, die ihr Überleben garantierte und ihnen vielleicht eines Tages die Chance auf eine Flucht geben würde.
    Olivia war sich nicht sicher, ob sie selbst je so stark sein könnte. Beide waren so liebevoll zu den anderen Frauen, verarzteten sie und bauten sie auf, wenn sie nahe dran waren, sich aufzugeben. Und doch waren sie hart im Nehmen. Sie hatten sämtliche Erniedrigungen der Gefangenschaft bereits mehrfach erlebt und zeigten sich trotzdem immer wieder mutiger als alle anderen. Als ob sie sich vorgenommen hätten, ihre Mitgefangenen zu beschützen, stellte sich Leotie sogar freiwillig zur Verfügung, nachdem sich die Felswand irgendwann geöffnet hatte und eine von ihnen geholt werden sollte.
    In dem schummrigen Licht, das bei der Öffnung des Einganges in den kleinen Höhlenraum fiel, erblickte Olivia zum ersten Mal Leoties Gesicht. Es musste einst sehr schön gewesen sein, wirkte jetzt allerdings verhärmt und ausgemergelt. Ihr Gesichtsausdruck war hart und sagte nichts über ihre wahren Gefühle aus. Als Leotie hinausging, sah Olivia, wie groß diese Frau war, und stellte erschrocken fest, dass sie nur aus Haut und Knochen bestand. Olivia beeindruckte es sehr, wie aufrecht und selbstbewusst Leotie trotz allem durch die Felsöffnung schritt, so als ob ihr niemand etwas anhaben könnte.
    Die halbe Ewigkeit, die es dauerte, bis sie wiederkam, starrte Olivia in der Dunkelheit auf den verschlossenen Eingang. Sie konnte nicht verhindern, sich vorzustellen, mit welch grausamen Dingen ihre neue Freundin nun konfrontiert wurde und war sich durchaus dessen bewusst, dass ihre Vorstellung niemals an die wahre Brutalität herankommen konnte. Keiner von den anderen wagte, etwas zu sagen. Das Entsetzen darüber, dass eine von ihnen geholt worden war und es jede hätte treffen können, saß den Frauen tief in den Knochen.
    Oft hatte sich Olivia gefragt, warum sie nicht alle ihre Raubtier-Gestalt annahmen, um sich einfach freizubeißen. Aquene hatte ihr diese Frage beantwortet, ohne dass sie diese hatte stellen müssen. Die Honon, jene, die sich in Bären verwandelten, hatten herausgefunden, wie sie den Tochos die Fähigkeit zur Verwandlung nehmen konnten. Dies erklärte auch, warum Olivia während ihrer Bewusstlosigkeit zurück in ihre Menschengestalt gewechselt war.
    Nach ewigem, schweigendem Warten öffnete sich der Eingang wieder. Überrascht registrierte Olivia, dass Leotie den Raum genauso selbstbewusst betrat, wie sie ihn verlassen hatte. Beim letzten Lichtschein von außen konnte Olivia jedoch einen Blick auf Leoties Gesicht erhaschen, das sich beim Hinsetzen vor Schmerz verzerrte. Ihr entging ebenfalls nicht, dass ihrer Freundin eine Träne über die Wange lief, bevor es finster wurde.
    „Es war nicht so schlimm. Mir geht es gut“, versuchte Leotie die anderen mit fester Stimme zu beruhigen.
    Ihre Worte hallten während des langen, beklommenen Schweigens, das auf sie folgte, in Olivias Kopf immer und immer wieder nach. Sie spürte, dass sie nicht die Einzige war, die lautlos um ihre Freundin weinte. Sie alle wussten, dass Leotie log.
    Um nicht den Verstand zu verlieren, beschwor Olivia in ihren Gedanken Lennos Gesicht herauf. Sie erinnerte sich daran, wie er lachte, wie seine Augen funkelten und wie seine Grübchen aussahen, wenn er lächelte. Sie versuchte sich jede einzelne Sekunde, die sie miteinander verbracht hatten, ins Gedächtnis zu rufen. Von der ersten Begegnung bis hin zu der letzten Nacht und dem Kuss, bevor er gegangen war.
    Wenn sie den Fehler machte, ihn sich herbeizuwünschen, damit er ihr helfen, sie endlich von hier wegbringen würde, tat ihr seine Abwesenheit körperlich weh. Sie gab die Hoffnung dennoch nicht auf und vertraute weiterhin auf ihn. Olivia war klar, dass er es nicht sofort schaffen würde und dass es etwas Zeit brauchte, bis er sie holen konnte.
    Er musste einfach kommen!
    Oder?
    Nach etwa drei oder vier Tagen wurde der Eingang wieder geöffnet und Olivia presste sich ängstlich an die Felswände.
    Bidziil betrat mit

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