Etenya Saga - Band 1: Soyala - Zeit der Wintersonnenwende (German Edition)
Augen, nahm das Glas und trank es in einem Zug aus. Sie schüttelte sich, weil es im Hals und in der Nase prickelte, und atmete tief ein.
„Es wirkt“, meinte sie lachend und hörte, wie Paul sie rief, da die Band anfangen wollte zu spielen.
Nachdem sie den ersten Song gesungen hatte, war Olivia auf der Bühne angekommen und der Auftritt wurde zu einem einmaligen Erlebnis. Die Zuschauer klatschten und johlten begeistert und sie genoss die Atmosphäre, die sich durch die gute Stimmung in der Kneipe ausbreitete.
Nur einmal wurde sie nervös, weil Tatjana aufgeregt mit ihren Händen fuchtelte und dann mit den Lippen das Wort Lenno formte. Anschließend hielt sie beide Daumen nach oben und strahlte Olivia an.
Nach der dritten Zugabe hörte die Band auf zu spielen, und Tatjana fiel ihrer Freundin als Erste um den Hals. Sven übertraf sich mit seinem Redefluss, aber Olivia schaffte es, dass Tatjana und er ein Gespräch miteinander begannen. So konnte sie sich endlich auf die Suche nach Lenno begeben.
Während sie durch die Kneipe schlenderte, wurde sie immer wieder von wildfremden Leuten auf den Auftritt angesprochen. Olivia war jedoch zu unruhig, um ihnen zuzuhören, aus Angst, Lenno könnte bereits gegangen sein. Zunehmend nervöser lief sie umher, als sie plötzlich jemand am Arm packte und zu sich zog. Überrascht drehte sie sich um und stand endlich vor ihm. Völlig überwältigt von seinem Anblick, fiel sie ihm um den Hals und drückte ihn fest an sich.
„Oh, ich dachte schon … “, fing sie ihren Satz an, doch er unterbrach sie: „Niemals.“
Lennos Hände legten sich auf ihre Hüften und er zog sie sanft zu sich. Auch Olivia umarmte ihn und lehnte sich dicht an ihn. Kein Quäntchen Luft sollte zwischen ihnen Platz finden. Sie wollte ihm so nah wie nur irgend möglich sein.
Sie verharrten eine Zeit lang in ihrer Umarmung, die sie beide nicht lösen wollten. Dennoch entfernte sich Olivia nach einer Weile ein wenig von ihm, um Lenno ansehen zu können. Sie umrahmte sein Gesicht mit ihren Händen und sagte lachend: „Ich kann es nicht fassen, dass du da bist!“
Ohne viel darüber nachzudenken, näherte sie sich ihm, um ihn auf seine Wange zu küssen. Doch anders als erwartet, drehte Lenno genau in diesem Moment ein klein wenig seinen Kopf, sodass sich ihre Lippen unvermittelt berührten.
Mit einem Schlag stand die Welt still!
Keiner von beiden wagte es, sich zu bewegen oder zu atmen. Alles verschwand. Der Raum, die Menschen, die laute Musik, die Gespräche um sie herum. Für diesen kleinen Moment existierten nur sie beide.
Bis Olivia plötzlich realisierte, was sie dort taten.
Sofort löste sie ihre Lippen von seinen, legte ihr Kinn auf seine Schulter und drückte ihn, etwas irritiert, mit rasendem Herzen an sich.
Sie hatte ihn doch nicht etwa geküsst, oder?
Es war auf keinen Fall ein richtiger Kuss gewesen! So viel war sicher. Es war einfach nur eine missglückte Begrüßung. Gefallen hatte es ihr aber trotzdem.
Etwas verunsichert schaute sie ihn an, stellte allerdings erleichtert fest, dass er nicht vorhatte, diesen kleinen Zwischenfall zu kommentieren. Und das war auch gut so! Dabei entdeckte sie diesen goldenen Schimmer in seinen Augen, der wie eingebrannt darin aufleuchtete.
„Du hast mir so unendlich gefehlt, Olivia.“ Lenno fuhr mit seinen Fingerspitzen an ihrem Haaransatz entlang, als wolle er eine verirrte Strähne retten, und folgte dieser Bewegung lächelnd mit den Augen. „Das hier hat mir gefehlt.“
Sie beobachtet ihn fasziniert, als sein Blick so unerwartet auf ihren traf, dass sie verlegen auflachte. Schmunzelnd zog er sie zurück in seine Arme, während seine Wärme sie durchströmte.
„Lass uns woanders hingehen“, schlug sie vor und spürte Lennos Nicken.
„Warte hier, ich hole meine Jacke“, sagte Olivia, entzog sich nur ungern seiner Umarmung und ging zu Tatjana, um ihr Bescheid zu sagen. Sie hatte schließlich die Aufgabe, Sven abzulenken und ihn notfalls zu beruhigen, sollte er Olivias Verschwinden bemerken. Aufgeregt eilte sie zu Lenno zurück, der sie mit seinem unwiderstehlichen Lächeln erwartete.
Die Gegend, in der die Kneipe lag, war abends sehr belebt. Hier reihten sich Studentenkneipen, Jazz-Clubs, Pubs und Kinos aneinander, die sich wiederum mit kleinen Geschäften und Eisdielen abwechselten.
Sie betraten gemeinsam die Straße, einigten sich stillschweigend auf eine Richtung und schlenderten drauflos. Immer wieder schaute Olivia zu Lenno, um
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