Etenya Saga - Band 1: Soyala - Zeit der Wintersonnenwende (German Edition)
fragte zurück: „Wann gehen wir in deine Welt?“
„Jederzeit. Wann immer du dich dazu entscheidest.“
Olivia presste ihre Lippen aufeinander. „Dann will ich es so schnell wie möglich.“
Lenno drehte sie in seinen Armen um und küsste sie.
Während Olivia sich im oberen Stockwerk umzog und kurz ins Bad ging, hörte sie, wie Lenno sich unten in der Küche beschäftigte. Offenbar wollte er das Frühstück vorbereiten. Als sie wieder zu ihm zurückkam, fand sie ihn bei dem verzweifelten Versuch vor, den Toaster in Gang zu bekommen, ohne zu bemerken, dass dessen Stromkabel nicht an die Steckdose angeschlossen war. Eine warme Welle der Zuneigung durchstreifte Olivia und sie ging lächelnd auf ihn zu, um ihm zu helfen.
„Wie soll ich bloß in deiner Welt klarkommen? Keine Elektrogeräte, kein Handyempfang“, bemerkte sie fast nebenbei und schüttelte den Kopf.
Lenno sah sie von der Seite an und berührte zaghaft ihren Arm. „Ich werde bei dir sein, wenn du Hilfe brauchst.“
Überrascht schaute sie zu ihm hinüber, dann lächelte sie gerührt. „Das finde ich toll.“
Auch über Lennos Gesicht huschte ein Lächeln. „Dafür bin ich da.“
„Wenn wir in Tenya Nahele sind, wirst du in dem Körper einer Berglöwin sein“, erzählte Lenno, als sie sich an den kleinen Küchentisch gesetzt hatten und frühstückten. Olivia musste unweigerlich an die Markierung denken und grinste in ihren Kaffeebecher. Als ob er genau wüsste, woran sie dachte, beantwortete er ihre ungestellte Frage: „Ja, das ist dieselbe Berglöwin, die die Markierung trägt. Sie gehört jetzt zu dir.“
Olivia horchte auf und fasste sich in den Nacken. „Warum ist bei mir nichts zu sehen?“
Lenno lächelte sie an, als ob er bereits auf diese Frage gewartet hätte. „Weil ich dich nicht hier markiert habe. Du warst kurz mit in meiner Welt, damit ich es dort tun konnte. Hier brauchst du ja schließlich keine Markierung.“
Olivia sah ihn überrascht an. Dann nickte sie und fragte nachdenklich: „Aber wieso muss ich in den Körper der Berglöwin wechseln?“
„Unsere Verwandlung dient ausschließlich der Verteidigung. Die Erschaffer wollten sichergehen, dass niemand unbefugt nach Etenya überwechselt. Wer diese Befähigung nicht in sich trägt, gehört nicht in unsere Welt.“ Olivia hob beeindruckt die Augenbrauen. „Als ich gestern zurückging, habe ich die Berglöwin auf die Lichtung gebracht, damit du dich endgültig mit ihr vereinen kannst. Es wird zunächst fremd für dich sein, in ihrem Körper zu agieren, aber ich bin mir sicher, es wird dir gefallen.“
Als Lennos Augen einen abenteuerlustigen Glanz annahmen, spürte Olivia deutlich die Vorfreude in sich wachsen und strahlte ihn aufgeregt an, während er weitersprach: „Ich werde in der Nähe sein und du wartest bitte dort auf mich!“ Olivia nickte. Lenno machte eine kurze Pause und schaute einige Augenblicke lang nachdenklich in seine Tasse. Währenddessen huschte plötzlich wieder dieser leichte Schatten über sein Gesicht und irritierte sie vage. „Allerdings wird es dir schwerfallen, dich in einen Menschen zurückzuverwandeln, weil du keine Erfahrung damit hast. Ich bringe dich daher im Körper der Berglöwin zu meiner Familie. Wenona wird dir bei der Verwandlung helfen.“
„Warum deine Schwester? Warum bleibst du nicht bei mir?“, unterbrach Olivia ihn, die durch das eben Gesagte ein wenig verunsichert war. Dieser Schritt schien alles andere als einfach für sie zu werden und rief offensichtlich selbst bei Lenno Bedenken hervor.
Er hob seinen besorgten Blick, griff nach ihrer Hand und zog sie auf seinen Schoß, um sie fest in seine Arme zu schließen. „Glaube mir, ich will nur, dass es so angenehm wie möglich für dich wird. Meine Schwester kann dir bei der Umwandlung besser helfen als ich und sie wird sehr liebevoll und umsichtig mit dir umgehen.“
An Olivias Blick erkannte Lenno offenbar, wie beängstigend der Gedanke für sie war, in seiner Welt von ihm getrennt zu sein. Er lächelte sie an und legte seine Hand zärtlich an ihre Wange. Sanft zeichnete er mit seinen Fingerspitzen die Konturen ihres Gesichtes nach und sie schloss dabei die Augen. Sie genoss die beruhigende Wirkung seiner Berührungen, die ihren inneren Aufruhr ein wenig besänftigte.
„Ich werde ständig in deiner Nähe sein, Olivia“, hörte sie seine Stimme flüstern. „Außerdem ist sie die Einzige, der ich das Wertvollste in meinem Leben anvertrauen möchte.“
Im nächsten
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