Etenya Saga - Band 1: Soyala - Zeit der Wintersonnenwende (German Edition)
Zusammenhang an, in dem sie jeweils benutzt wurden. Auch das war eine Frage, die sie Lenno unbedingt stellen musste.
Nova strahlte eine Lebenslust aus, die Olivia sofort ansteckte und ihr gleichzeitig einen kleinen Stich versetzte. Sie erinnerte Olivia wieder unglaublich stark an Tatjana. Beide hatten lockiges Haar, das bei jeder Bewegung zu kichern schien.
„Ich wollte doch mal sehen, was für ein Mädchen es schafft, aus meinem Bruder, dem braven Jungen, der nie gegen irgendwelche Regeln verstoßen hat, einen wahren Mann zu machen“, sprudelte es aus ihr heraus, während sie leise lachte. Dabei hatte sie ein Funkeln in den Augen, das ihre Begeisterung für die augenscheinliche Veränderung ihres Bruders widerspiegelte.
Olivia begann zu lächeln und war gleichzeitig verlegen und fasziniert. Nova war so erfrischend nach allem, was sie in den letzten Tagen erlebt hatte, dass sie kaum genug von ihr bekommen konnte. Es machte so viel Spaß, ihr zuzuhören! Schließlich gab es keine bessere Quelle, alles über Lenno zu erfahren, als seine kleine Schwester. Leider durfte sie selbst keine Fragen stellen. Das wurmte sie jetzt doch und sie überlegte kurz, Lennos Warnung in den Wind zu schießen. Sie entschied jedoch, vorsichtig zu bleiben, denn wenn ihre Stimme wirklich irgendwelche Urinstinkte bei ihren Gesprächspartnern auslösen sollte, sah sie sich nachher möglicherweise einem wild gewordenen Puma gegenüber. Das wollte sie nicht riskieren. Jedenfalls so lange nicht, bis sie selbst ihre Gestalt ändern konnte.
„Und plötzlich versetzt er für die Liebe seines Lebens Bäume und stellt einfach alles auf den Kopf. Ich wusste gar nicht, dass er so viel Mut, so viel Leidenschaft in sich hat“, meinte Nova anerkennend und stolz.
Olivia war etwas überrumpelt und strahlte sie fassungslos und zugleich mitgerissen an. Während Lennos Schwester erzählte, gestikulierte sie wild mit Händen und Füßen und saß nicht einen Moment still. Ihr Name, Nova Nituna, die Tochter, die Schmetterlinge fängt, passte hundertprozentig, stellte Olivia schmunzelnd fest. Deshalb erstaunte es sie umso mehr, als Nova plötzlich ruhig dasaß, sie prüfend ansah und dabei über das ganze Gesicht strahlte.
„Oh Soyala, ich bin davon überzeugt, dass mein Bruder dich wahnsinnig liebt!“
Olivia hob überrascht ihre Augenbrauen, wich dann Novas Blick für einen Moment verlegen aus und lächelte vor sich hin. Diese Worte taten ihr unendlich gut und entfachten gleichzeitig eine unerträgliche Sehnsucht nach Lenno.
Beide schauten sich einen Augenblick lang an, dann griff Nova auf einmal hinter sich und sagte verschwörerisch: „Und weil Yuma wusste, dass ich mich an das Verbot, zu dir zu gehen, nicht halten würde, hat er mich gebeten, dir dies zu geben.“
Olivia lachte tonlos und biss sich auf ihre Unterlippe, damit auch ja kein Laut aus ihrem Mund kam. Sie schaute neugierig auf Novas Hand, die hinter ihren Rücken geglitten war und die sie jetzt wieder hervorholte. Auf ihrer Handfläche lag eine Papierblume.
Ihr Anblick löste einen Strudel von Gefühlen in ihr aus, der sie mitzureißen drohte und ihr beinahe die Tränen in die Augen trieb. Es war die Blume, die Lenno ihr nach der Markierung hinterlassen hatte.
Sie hob dieses Geschenk behutsam von Novas Hand, als sei es der wertvollste Schatz auf Erden, und führte die Blume zu ihrer Nase. Mit geschlossenen Augen schnupperte sie daran und stellte fest, dass ihr blumiger Duft mit einem Hauch von Pfefferminze hier viel intensiver war. Zu ihrer Freude nahm sie deutlich wahr, dass er sich mit Lennos Duft vermischt hatte.
Offensichtlich verhalf ihr die Vereinigung mit der Berglöwin zu Fähigkeiten, die bei ihr in ihrer Welt nicht so sehr ausgeprägt waren, weil man sie dort nicht brauchte.
„Ich soll dir sagen, er denkt an dich, jede Sekunde, und kann es kaum erwarten, dich wiederzusehen!“
Olivias Gesicht, einfach alles an ihr blühte auf wie der Hibiskus in den ersten Sonnenstrahlen des Morgens.
„Ich muss jetzt gehen“, flüsterte Nova, sprang auf und verschwand hinter dem Vorhang. Olivia schaute ihr verdutzt nach und spürte, wie der Impuls, ihr nachzulaufen und sie zurückzurufen, in ihr rumorte. Mit Novas Verschwinden entzog sich ihr die einzige Möglichkeit mit Lenno zu kommunizieren, solange sie hier feststeckte.
Gerade bedauerte sie, dass sie nicht einmal die Gelegenheit dazu gehabt hatte, Lenno etwas auszurichten, als Novas Gesicht noch einmal auftauchte und
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