Eternal - Die Geliebte des Vampirs
versuche nur, auf dich aufzupassen.« Sie spähte zur Haustür hinüber, unter deren Klinke ein Surfboard verkeilt war, damit sie offen blieb. »Ist der scharfe italienische Typ da?«
»Ich weiß nicht.« Katy machte einen Schmollmund. »Ich bin noch nicht weiter als bis zum Bierfass gekommen. Ich habe auf dich gewartet.«
»Und jetzt bin ich da.« Kaleigh breitete die Arme aus. »Lass uns nachschauen gehen.«
Fin saß mit dem Rücken zur Strandpromenade auf der Bank und sah zu, wie die schaumbekrönten Wellen im spärlichen Mondlicht gegen den Strand plätscherten. Es war nach ein Uhr morgens; der Strand lag verlassen da, und Promenade wie Geschäfte ähnelten einer Geisterstadt. Die Nachricht, dass ein Mann in der vergangenen Nacht getötet worden war, hatte die Runde gemacht. Besorgt waren die Touristen schon früh in ihre Quartiere zurückgekehrt. Sogar die Einheimischen waren zu Hause geblieben oder hatten zumindest den Strand gemieden.
Fin ließ den Kopf hängen. Er konnte noch immer nicht glauben, was er im Untersuchungsraum gesehen hatte. Konnte einer der Ihren tatsächlich so etwas getan haben? War einer von ihnen wirklich in der Lage, einem Menschen auf diese Weise das Leben zu nehmen? Er wollte es nicht glauben. Aber er hatte auch nicht glauben wollen, dass sein Bruder kokainsüchtig war.
Selbst Vampire waren keine unfehlbaren Geschöpfe.
Er rieb sich die juckenden, müden Augen. Er war etwa um halb zwölf nach Hause gefahren, um zu duschen und in die Federn zu kriechen, aber er hatte nicht schlafen können. Als er gegangen war, hatte Regan auf der Couch ferngesehen. Er hatte ihm gegenüber den Streit vom Vorabend mit keinem Wort erwähnt. Wenn Regan nicht schlafen konnte, sah er alte Sitcoms. Wenn Fin nicht schlafen konnte, zog es ihn ans Meer. Es war etwas am Rhythmus der Wellen, das er beruhigend fand. An jedem Strand, egal auf welchem Kontinent.
Fin ging Colin Medings Gesicht nicht aus dem Kopf. Die leeren blauen Augen. Seine makabre Pose. Die klaffende Halswunde. Was für eine Person würde einen unschuldigen jungen Mann töten und seine Leiche dann vor einem Müllcontainer in irgendeiner Gasse in Positur bringen? Den ganzen Tag über hatte es niemand auf der Wache laut ausgesprochen, aber alle hatten dasselbe gedacht. Fin wusste, wer so etwas tun würde, und der Gedanke daran, dass solch eine Kreatur wieder in seiner eigenen Stadt ihr Unwesen treiben könnte, verursachte ihm Übelkeit. Er kannte diesen Mann; jeder und jede im Clan kannte ihn, denn sie hatten Gott gelobt, die Erde von seinesgleichen zu befreien. Colins Ermordung stand nicht am Ende einer Schlägerei unter Betrunkenen oder eines Streits um ein Mädchen. Fin wusste aus Erfahrung, dass nur eine bestimmte Sorte Mensch einen anderen umbrachte und ihn dann »ausstellte«. Ein Mensch, der wieder töten würde. Und wieder. Und der damit nicht eher aufhören würde, bis ihn jemand stoppte. Aber das galt nur für Menschen, nicht wahr? Konnte auch ein Vampir ein Serienmörder sein?
»Sollten Sie nicht längst im Bett liegen, Officer?«
Die weibliche Stimme erschreckte Fin so sehr, dass er hochfuhr.
Es war Elena. Er hatte sie nicht gehört.
Er sah die Strandpromenade hinauf und hinunter. Weit und breit weder Mensch noch Geist; alles war unheimlich still. Woher zum Teufel war sie gekommen? Wie hatte er nur so vertieft in seine Gedanken sein können, dass er einem Menschen gestattete, sich zu nähern, ohne dass er es bemerkte? Das sah ihm gar nicht ähnlich. Und es war gefährlich.
Er brauchte eine Sekunde, um die Sprache wiederzufinden, aber es schien sie nicht zu stören. Sie ließ sich auf der Bank nieder. Sie trug Shorts und ein Sweatshirt, auf dem in fetten Buchstaben »Clare Point Beach« stand. Und sie war barfuß. Vielleicht hatte er sie deshalb nicht gehört. Aber er hätte wenigstens ihr Kommen spüren müssen.
»Was … Sie sollten nicht zu dieser Nachtzeit hier draußen sein. Allein«, sagte er und setzte sich wieder.
»Ich konnte nicht schlafen.« Sie zog die Knie an und stellte die Füße auf die hölzerne Sitzfläche der Bank. »Ich wollte niemanden im Haus mit meiner Herumgeisterei aufwecken.«
Sie saß so dicht neben ihm, dass ihr Ärmel seinen nackten Arm streifte. Er spürte die Wärme ihres Körpers in der kühlen Nachtluft. Plötzlich fror er und fühlte sich zu ihr hingezogen. »Sie wissen doch, was letzte Nacht hier passiert ist. Sie sollten nicht allein hier draußen sein.«
»Ich habe keine Angst«,
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