Eternal - Die Geliebte des Vampirs
»Wahrscheinlich.«
Sie seufzte und schwieg einen Moment. »Richie hatte also auch Bissmarken, hm?«
»Jep.«
Sie war wieder still, dann blickte sie zu Fin. »Meinst du, diese Morde könnten etwas mit ihm zu tun haben? Die Rache der Rousseaus dafür, dass er ihnen letzten Sommer die Drogenlieferung geklaut hat?«
Fin warf einen Blick über die Schulter Richtung Straße. Noch immer keine Spur von Elena. Er konnte nicht entscheiden, ob er enttäuscht oder erleichtert war. »Ich habe darüber nachgedacht, aber das ist eigentlich nicht ihr Stil. Sie hätten ihre Initialen in Blut auf den Boden geschrieben oder etwas ähnlich Dramatisches hinterlassen.«
»Stimmt.« Sie trank einen Schluck Limonade. Regan war nicht das einzige Familienmitglied, das Abhängigkeitsprobleme hatte. Fia trank nie Alkohol, abgesehen von Tavias Bier im örtlichen Pub. Das kam vom jahrhundertelangen Zusammenleben mit einem Alkoholiker, der seinen Kindern keinerlei Regelverstoß verzieh.
»Die Rousseaus sind nicht die einzigen Vampire auf Erden, die Menschen zum Spaß umbringen. Haben wir sonst noch Schurken in der Nachbarschaft?«
»Nicht, dass ich wüsste.« Fin rieb sich die Stirn; er kämpfte gegen den Kopfschmerz an, der sich mit jedem weiteren Tag, an dem die Morde unaufgeklärt blieben, mehr wie eine schlimme Erkrankung anfühlte. »Ich habe niemanden auf dem Schirm außer vielleicht ein paar Russen, die in Ocean City als Verkäufer und Supermarktaushilfen arbeiten, und ein paar Migranten aus Devonshire, die in Atlantic City beim Glücksspiel mitzumischen versuchen.«
»Und was willst du dem Generalrat Montagnacht sagen?«, drängte Fia.
»Die Wahrheit.« Er suchte ihren Blick im Schatten der Veranda. »Dass es einer von uns ist.«
Fin begann sich zu fragen, ob Elena ihn vielleicht doch versetzt hatte. Um Viertel vor neun hatte Mary Kay verkündet, dass das Buffet eröffnet sei. Er versuchte, Mary McCathal zu entkommen, um Elena anzurufen, aber die Witwe hatte seit fünf Minuten kein einziges Mal mehr Luft geholt.
»Ich weiß nicht, wann Liam heimkommt, aber es wird so schön sein, ihn wieder hier zu haben, meinst du nicht auch?« Die Leute reihten sich hinter ihnen in die Schlange vor dem Buffet ein. »Deine Mutter meint, dass wir eine kleine Willkommensparty für ihn arrangieren sollten, aber ich glaube nicht, dass ihm das gefallen würde. Du weißt, dass Liam …«
Fin blendete Marys Stimme aus, während er in seiner Tasche nach dem Handy fingerte. Mary McCathal sah heute Abend hübsch aus, zumindest für eine Frau ihres Alters. Ihre Wangen waren gerötet, ihre Augen funkelten, und sie trug offenbar eine neue Bluse. Er hatte angenommen, dass das Geschwätz über sie und Victor nur ein Gerücht war. Aber Mary umgab definitiv das Leuchten einer verliebten Witwe oder wenigstens einer Witwe mit einem Mann im Bett. Es fiel Fin schwer, sich Victor als liebevollen Lover vorzustellen, aber aus Erfahrung wusste er, dass man sich nicht immer einen Reim auf intime Beziehungen machen konnte.
Mit Blick auf den verlassenen Bürgersteig grübelte Fin, ob er Elenas Ausbleiben als ein Zeichen deuten sollte. Eine Beziehung mit ihr war wirklich keine gute Idee. Es war besser, sie zu beenden, bevor sie richtig angefangen hatte. Sie hatte zwar gesagt, dass sie nichts Längerfristiges oder Emotionales suchte, aber er kannte die Frauen besser. Sie hielten doch alle Ausschau nach einer echten Beziehung. Zum Teufel, wenn er ehrlich mit sich selbst war, galt das auch für ihn. Er hielt genauso Ausschau, doch er würde nie fündig werden.
Fin legte Mary die Hand auf den Arm und unterbrach sie mitten im Satz, als er Elena nahen spürte. Er sah auf und drehte sich um, überrascht von seiner plötzlichen Wahrnehmung ihrer Anwesenheit. In einem geblümten, fließenden Kleid und hochhackigen Sandalen und mit einer Flasche Wein unter dem Arm kam sie auf ihn zu. An diesem Ende der Veranda standen sicher fünfzig Leute in der Schlange vor dem Buffet, aber sie schien niemanden außer ihm zu sehen.
»Tut mir leid, dass ich so spät komme.« Sie beugte sich vor und küsste ihn auf beide Wangen. »Für deine Mutter.« Sie hielt ihm die Flasche hin.
»Ah, danke.« Eine Sekunde lang stand Fin einfach nur da und schaute sie an. Dankenswerterweise hatte Mary McCathal ein neues Opfer gefunden, mit dem sie die Probleme diskutieren konnte, die die Rückkehr ihres Sohnes mit sich brachte. »Ich bin wirklich froh, dass du da bist.«
Sie lächelte und blickte sich
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