Eternal - Die Geliebte des Vampirs
seine Art, alle Wachsamkeit fahrenzulassen. Es war dumm und verdammt gefährlich. »Es tut mir wirklich leid, Elena.«
Sie seufzte. »Ist schon gut«, sagte sie leise.
»Ist es nicht. Ein unschuldiges junges Mädchen wie sie –«
Elena strich sich das dunkle, seidige Haar aus den Augen. »Ich fürchte, Lia ist nicht so jung und unschuldig, wie es den Anschein hat.«
Ihr Tonfall war merkwürdig. Fin hätte nicht sagen können, ob sie wütend oder einfach nur müde war. Oder beides.
»Ich gehe jetzt«, erwiderte er.
Sie nickte. »Findest du selbst raus?«
»Ja, klar. Natürlich.« Fin beeilte sich, das Haus zu verlassen, und zog sich erst am Ende der Straße an. Während er sich an einem Stoppschild festhielt, um in seine Hose zu steigen, spürte er, dass ihn jemand beobachtete. Er sah auf und begegnete dem Blick eines Dobermanns. Wie er wusste, konnten Hunde nicht lachen, aber er hätte jeden Eid geschworen, dass er Arlan kichern hörte.
Elena wartete im Flur. Sie hatte das Gefühl, dass Lia sich vor ihr versteckte und hoffte, sie würde einfach wieder ins Bett zurückgehen. Doch Elena hatte nicht die Absicht, jedenfalls nicht, ohne zuerst mit ihrer Nichte gesprochen zu haben. Endlich ging das Badezimmerlicht aus, und die Tür öffnete sich. Elena stand Lia im Dunkeln gegenüber.
»Es tut mir leid«, sagte Lia. »Ich wollte nicht, dass eine peinliche Situation entsteht.«
Elena verschränkte die Arme über der Brust. »Und ich wollte nicht, dass ihr euch über den Weg lauft. Ich versuche, mein Privatleben auch privat zu halten.«
»Ich werde Mama und Papa nichts erzählen, wenn du dir deswegen Sorgen machst.«
»Ich mache mir keine Sorgen. Deine Eltern wissen, dass ich hin und wieder Männer treffe.«
»Weiß er Bescheid? Über uns, meine ich?«
Elena blieb stumm.
Lia sah auf ihre nackten Füße. Sie trug ein süßes Baby-Doll-Nachthemd. Darin sah sie wie ein dunkelhaariger Engel aus. »Ist wohl nicht nötig, schätze ich. Wir fliegen in ein paar Wochen nach Hause.«
»Das werden wir.«
»Na, dann gute Nacht, Tante Elena.« Das Mädchen wandte sich zum Gehen.
»Lia?«
Sie drehte sich um.
»Weißt du, dass dein Bruder nachts unterwegs ist?«
»Nein. Wohin geht er denn?«
»Ich weiß es nicht. Das ist es ja, was mir Sorgen macht.«
»Er hat diese Jungs nicht getötet, wenn du das denkst«, sagte sie sanft. »Beppe würde so etwas niemals wieder tun. Er weiß, dass Papa es ernst meint, wenn er sagt, dass er ihn umbringen würde, um uns alle zu schützen.«
Lia hatte recht; Elena wusste das. Sie hatte Beppe nicht wirklich im Verdacht gehabt, der Mörder zu sein. Aber aus irgendeinem Grund fühlte sie sich noch immer unbehaglich. »Es ist einfach keine gute Idee, ihn nachts ohne Begleitung herumstrolchen zu lassen. Wenn ich das deinen Eltern erzähle, wird es das Ende unseres Urlaubs sein.«
»Nein, bitte.« Lia trat im dunklen Flur einen Schritt auf Elena zu. »Erzähl es ihnen nicht«, flüsterte sie. »Ich bin gerade dabei, hier ein paar Freunde zu finden. Mehr oder weniger«, fügte sie hinzu.
Elena war plötzlich voller Mitgefühl für das junge Mädchen. Sie wusste, wie schwer dieses Leben für sie selbst war. Aber sie konnte sich nur vorstellen, wie es für die Kinder sein musste.
»Lass mich mit ihm reden.« Lia nahm Elenas Hand. »Bitte«, bettelte sie. »Lass mich mit ihm reden. Lass mich das machen. Du weißt, dass er nicht auf dich hören wird. Aber auf mich vielleicht.«
Elena sah auf Lia hinunter und tätschelte ihre Hand.
»Bitte«, flüsterte Lia. »Ich rede mit ihm. Ich bin sicher, dass er nachts nur spazieren geht. Du weißt doch, wie rastlos er manchmal ist.«
»Du redest also bestimmt mit ihm?«
»Ich schwöre es. Aber ich darf dich nicht erwähnen. Ich … ich werde ihm einfach sagen, dass ich gesehen habe, wie er das Haus verlässt. Du musst so tun, als würdest du nichts davon wissen.«
Elena ließ Lias Hand los. Sie war sich nicht sicher, ob der Plan ihrer Nichte wirklich klug war.
»Ich werde es dir sagen, wenn es einen Grund gibt, sich Sorgen zu machen. Ich schwöre es dir.«
Elena dachte eine Weile nach, dann nickte sie. »In Ordnung, aber wenn du denkst, dass es Grund zur Beunruhigung gibt – welchen auch immer –, dann musst du zu mir kommen. Ich glaube nicht, dass er dumm genug ist, wieder jemanden umzubringen. Sein Selbsterhaltungstrieb ist zu stark. Aber wir müssen vorsichtig sein, Lia. Das muss ich dir nicht erst sagen.«
»Keine Sorge. Ich
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