Eternal - Die Geliebte des Vampirs
Gelegenheit, mit ihm zu sprechen, kaum hatte erwarten können. »Neffe, wo warst du heute Nacht?«, fragte sie.
Als er nicht sofort antwortete, sah sie ihn an. »Du brauchst nicht zu lügen. Ich weiß, dass du erst im Morgengrauen zu Hause warst. Ich habe dich gehört, als du durch die Hintertür gekommen bist.«
Lia blickte zu Beppe. Offenbar hatten sie ein Geheimnis.
»Junge Dame, was weißt du darüber? Ich dachte, du wolltest mit ihm reden?«
Lia schwieg. Sie war ein gutes Mädchen, aber sie hatte ihren Bruder immer schon angehimmelt; es wäre nicht das erste Mal, dass sie ihn deckte.
»Du hast geschworen, du würdest es mir sagen, wenn er nichts Gutes im Schilde führt«, half Elena ihrem Gedächtnis auf die Sprünge.
»Das … hat er gar nicht. Er war nur mit ein paar Menschen unterwegs, das ist alles. Ich hab dir nur deshalb nicht davon erzählt«, beeilte sich Lia zu sagen, »weil ich wusste, dass du es nicht gut finden würdest, auch wenn es nicht schlimm war.«
Elena musterte Lia einen Moment lang, dann Beppe. Sie gingen weiter und machten einen Bogen um eine Menschenmutter mit ihrem rothaarigen Kleinkind, die am Wasser spielten. Kleine rothaarige Mädchen machten Elena immer traurig. Ihre kleine Maria hatte wunderbares tiefrotes Haar gehabt. »Menschen!« Sie schüttelte den Kopf. »Ich sollte auf der Stelle zu eurer Mutter gehen.«
»Nein!«, rief Lia und packte Elena am Arm.
Elena blieb stehen. Die Sonne war hell und heiß, und der warme Sand unter ihren nackten Füßen fühlte sich himmlisch an. Sie verabscheute den Gedanken, dass sie bald dieses kleine Paradies und auch Fin verlassen würde. Aber sie war überzeugt davon, dass es sein musste. Vielleicht war es besser, es so bald wie möglich zu tun, bevor Beppe in Schwierigkeiten geriet und sie alle in Gefahr brachte.
Lia ergriff Elenas Hand. »Er hat nichts Schlimmes gemacht. Das schwöre ich. Er redet doch nur mit anderen Kids, Kids wie wir.«
»Sie sind
nicht
wie ihr«, erwiderte Elena fest. »Habt ihr auch mit den Kahill-Kids geredet?«
»Wir haben ihnen unser schmutziges Geheimnis nicht erzählt, falls es das ist, was du wissen willst«, entfuhr es Beppe.
»Nicht in diesem Ton«, wies ihn Elena zurecht.
Lia zerrte an der Hand ihrer Tante, um von Beppe abzulenken. »Bitte,
zia
, lass uns nicht schon nach Hause fahren«, bettelte sie. »Wir haben doch nur noch zwei Wochen.«
Beppe stand ein Stück abseits von ihnen und grub mit den Füßen ein Loch in den Sand. Als Elena den Kopf hob, sah sie Celeste in der Ferne bei den Liegestühlen stehen und aufs Meer blicken. Anscheinend hielt sie Ausschau nach ihnen.
»Beppe, du musst aufhören, nachts rauszugehen«, befahl Elena mit leiser, stahlharter Stimme. »Oder ich sage es deiner Mutter, und wir werden alle nach Italien zurückfahren. Du weißt, dass das die Konsequenz sein wird.«
»Dann muss sie aber auch aufhören«, protestierte er und deutete anklagend mit dem Finger auf seine Schwester.
Elena sah überrascht zu Lia.
»Du hast heute Morgen
sie
kommen gehört, nicht mich.«
»Ich bin ihm gefolgt, das ist alles«, versicherte sie ihrer Tante, und Tränen sammelten sich in ihren Augen. »Ich schwöre. Ich habe nur auf ihn aufgepasst, wie ich es versprochen habe.«
»Ja, klar«, murmelte Beppe und verschränkte die Arme über seiner blassen Brust.
»Da seid ihr ja«, rief Celeste und winkte ihnen zu.
»Ich kann nicht glauben, dass man euch beiden nicht mal ein paar Wochen trauen kann«, sagte Elena. Ihre Schwester kam auf sie zu. Sie musste sich beeilen.
»Versprich es mir, Beppe. Kein Menschenblut mehr, oder du wirst es bereuen.«
Beppe blieb stumm.
»Versprich es mir«, drängte Elena.
»Ich verspreche es«, zischte Beppe leise.
»Was ist denn los?« Als Celeste die kleine Gruppe erreicht hatte, schob sie ihren großen Strohhut in den Nacken, um Elena anzuschauen. Sie lachte und blickte von einem zum anderen. »Ihr seht alle so ernst aus.«
»Mama, ich habe versucht, aus
zia
Elena etwas über ihren neuen Freund herauszubekommen, aber sie sagt kein Wort.« Lia lächelte ihre Mutter zuckersüß an. »Sie hat heute Abend ein Date mit ihm. Ein richtiges Date.«
»Ich geh ins Haus. Es ist so heiß hier draußen.« Beppe warf Elena einen abschätzigen Blick zu, aber es entging seiner Mutter.
Elena sah weg.
»Ich auch«, sagte Lia munter. »Wenn ich wiederkomme, bringe ich kalte Getränke für alle mit.« Sie stapfte hinter ihrem Bruder durch den Sand.
»Worum ging’s da
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