Eternal - Die Geliebte des Vampirs
Antwort darauf haben, weil er es selbst nicht wusste. Vielleicht, weil er etwas oder jemanden ausnahmsweise einmal ganz für sich allein wollte. So lange Zeit in einer solchen Gemeinschaft zu leben weckte in ihm manchmal den Wunsch, etwas zu haben, das nur ihm gehörte – und wenn es auch nur für eine kleine Weile war. Er hatte auch deshalb nichts gesagt, weil er nicht wollte, dass jemand irrationale Schlüsse zog; Elena und ihre Schwester waren Außenseiter. Blutsaugende Außenseiter. Jemand, der sie nicht kannte, konnte vielleicht denken, dass eine von ihnen der Killer war.
»Und?«, gab sie zurück. »War Regan überrascht?«
»Ihn überrascht nichts.« Plötzlich spürte er die Anwesenheit seines Zwillingsbruders und blickte gerade rechtzeitig auf, um Regan durch die Tür kommen zu sehen. »Wenn man vom Teufel spricht.«
Regan winkte herüber, ließ sich aber Zeit, um andere Gäste auf dem Weg zu Fins und Elenas Tisch zu begrüßen. Er sagte Malachy hallo, nahm auf dem Barhocker neben Onkel Sean Platz, und dann gesellte sich Mungo dazu und fachsimpelte mit ihm über das Baseballteam der Orioles, die diese Woche auf Tour waren und wie üblich verloren. Fin wusste aus Erfahrung, dass eine solche Unterhaltung dauern konnte.
»Und was ist mit deiner Schwester?« Elenas dunkeläugiger Blick ruhte erneut auf Fin.
Er zögerte. Elena besaß nicht die Fähigkeit, Gedanken zu lesen: nicht die von Vampiren, nicht die von Menschen, nicht einmal die ihrer eigenen verfluchten Familie. Es war eine interessante, unerklärliche Tatsache, dass verschiedene Vampire in verschiedenen Weltgegenden verschiedene übersinnliche Begabungen hatten. Einige, wie Elenas Familie, hatten fast keine.
Fin musste ihr also nicht die Wahrheit sagen. Aber natürlich, wie lange konnte das in dieser Stadt schon gutgehen? Bei dieser Menge an Mitwissern?
»Du hast es ihr nicht gesagt, weil du wusstest, dass sie nicht gerade erfreut sein würde«, gab sich Elena selbst die Antwort, noch bevor er es tun konnte.
Er runzelte die Stirn. »Sagtest du nicht, du könntest meine Gedanken nicht lesen?«
Sie kicherte. »Man muss keine Hexe sein, um im Gesicht eines Mannes zu lesen.«
Er musste lächeln. »Du musst Fia verstehen. Sie ist FBI -Agentin. Sie spielt gern die Beschützerin. Du weißt schon … große Schwester und so.«
Elena ließ ihn nicht aus den Augen. »Verstehe. Für mich ist es auch oberste Priorität, Celeste und ihre Familie zu beschützen.« Sie strich mit den Fingerspitzen über den Rand ihres Glases. »Was meinst du – wovor genau will Fia dich beschützen?«
Er zuckte die Achseln. »Ich weiß es nicht, Elena. Ehrlich gesagt, ist es mir egal. Fia nimmt nie einen Rat zu ihrem Privatleben an. Du würdest nicht glauben, mit welchem Schwachkopf von Mensch sie vor einer Weile zusammen war. Aber sie verteilt immer großzügig Ratschläge an mich.«
»Was hat Fia denn jetzt schon wieder gemacht?« Regan kam auf sie zu und holte sich einen Stuhl von einem anderen Tisch. Er drehte ihn um und setzte sich rittlings darauf, so dass er sich mit den Armen auf der Rückenlehne aufstützen konnte.
Er trug Shorts, ein schäbiges T-Shirt und eine Baseballkappe, die er verkehrt herum aufgesetzt hatte. Mit dem leicht struppigen Haar und seinem sonnengebräunten Teint sah er wie ein Model aus, trotz der Blutergüsse im Gesicht. Während Fin Sorgenfalten um den Mund hatte, war Regans Gesicht immer entspannt und lächelte. Fin konnte nicht umhin, ihn ein wenig zu beneiden. Warum musste immer er der verantwortungsbewusste Zwilling sein? Warum konnte nicht Fin derjenige sein, um den sich jeder Sorgen machte und den jeder bemutterte?
Aus dem Grund, weil er der war, der er war, und Regan eben Regan. Und das würde auch bis ans Ende der Zeiten so bleiben oder so lange, bis Gott sich ihnen endlich wieder zuwenden würde – was von beidem eben zuerst eintrat.
»Fia hat gar nichts gemacht«, sagte Fin. »Jedenfalls nichts, von dem ich weiß. Aber es ist ja auch noch früh am Abend.«
Regan drehte sich auf seinem Stuhl zu Eva um, die hinter ihm vorbeilief, und rief: »Eine Cola, wenn du mal Zeit hast, du holdes Mannweib!«
Eva zeigte ihm den Mittelfinger und ging.
Er drehte sich wieder um und grinste Elena an. »Ich muss die Hände von Alkohol und Drogen lassen«, erklärte er. »Sonst wird das noch zur Sucht.«
Sie lächelte ihn und dann Fin an. »Tut mir leid zu hören, dass du Probleme hattest. Aber ich bin froh, dass du offenbar wieder gesund
Weitere Kostenlose Bücher