Eternal - Die Vampire von Clare Point
während sie versuchte, sich nicht zu sehr aufzuregen. »Du hast wahrscheinlich recht.«
»Aber sie wollen, dass er von hier verschwindet. Sie sind ziemlich wild entschlossen. Sie wollen heute Nacht darüber reden.«
»Großartig. Perfekt«, murmelte sie und wandte sich erneut zum Gehen.
»Hey, Fee.«
»Ja?« Sie sah nicht zurück.
»Noch etwas. Nur damit du vorgewarnt bist.«
Sie seufzte. Blieb stehen. »Was denn noch?«
»Sie sprechen von Sanktionen.«
»Gegen mich?« Sie drehte sich wieder zu ihm um und deutete auf sich. »Weshalb? Ich tue alles, was ich kann, um diesen Killer zu finden. Wir gehen morgen noch mal ins Naturschutzgebiet. Ich glaube, wir sind da einer Sache auf der Spur.«
»Es geht nicht um die Ermittlungen. Es geht um ihn.« Arlan wies mit dem Daumen in Richtung Haus. In dieser Entfernung konnte sie seine Umrisse kaum noch ausmachen. »Du verbrüderst dich mit einem Menschen.«
»Ist das ein Euphemismus für Vögeln?«, wollte sie wissen. »Warum gerade ich? Erzähl mir nicht, dass du es nicht auch schon getan hast. Erzähl mir nicht, dass nicht jeder in der Stadt es schon getan hat.«
Er sah sie einfach nur an.
»Aha«, seufzte sie, ohne die Bitterkeit in ihrer Stimme zu verbergen. »Es geht immer noch um Ian.«
»Fee, du kannst ihnen nicht vorwerfen, dass sie …«
»Arlan, bitte.« Sie hielt die Hand hoch. »Entschuldige sie nicht.« Sie ging. »Du kehrst besser wieder auf deinen Wachposten zurück. Du willst sicher nicht, dass dich ein Mensch überlistet.«
Fia fühlte Arlans Blick in ihrem Rücken, als sie die Straße hinunterging, aber er folgte ihr nicht. Schließlich hörte sie, wie er, immer noch in menschlicher Gestalt, zur Pension zurückkehrte.
Sie bog am Stoppschild links ab, um eine Abkürzung durch einen Garten zu nehmen. Gerade als sie das Gartentor öffnete, hörte sie einen Zweig knacken und wandte sich in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war.
Jemand schlich durch einen Garten auf der anderen Straßenseite. Jetzt passierte er die Lücke zwischen zwei Buchsbäumen. Fia erkannte die Silhouette. Groß, dünn. Pinkfarbenes Sweatshirt, mit tief ins Gesicht gezogener Kapuze, um das aknegesprenkelte Gesicht zu verbergen.
Kaleigh? Was machte sie mitten in der Nacht hier draußen? Sicher traf sie sich nicht mit Derek. Sie hatten sich doch getrennt.
Oder wollten sie sich wieder versöhnen?
Fia gab es einen bittersüßen Stich. Erste Liebe. Es war so hart. Für Kaleigh noch härter.
Sie stand unschlüssig am Gartentor. War es als Clanmitglied ihre Pflicht, Kaleigh von diesem Fehler abzuhalten? Natürlich hatte diese Beziehung keine Zukunft. Auch nur darüber nachzudenken war gefährlich, nicht nur für den Teenager, sondern auch für den ganzen Clan.
Aber worin unterschied sich das von dem, was Fia tat? Warum sollte ihre Beziehung zu Glen auch nur einen Deut ungefährlicher sein als die von Kaleigh zu Derek?
Kaleigh war immer noch nur ein Kind.
Fia verfügte über den Vorteil Erfahrung, Kaleigh aber noch nicht. Natürlich hätte man nun argumentieren können, dass Fias Reife ein ebenso guter Grund war, sich
nicht
mit Glen einzulassen. Allen voran hätte sie es besser wissen müssen.
Zu Fias Überraschung fühlte sie Tränen aufsteigen. War ihre Beziehung zu Glen dem Untergang geweiht? Waren alle ihre Beziehungen dem Untergang geweiht? War das Ians Abschiedsgeschenk an sie?
Fia sah, dass Kaleigh stehen blieb und sich umdrehte. Die Silhouetten zweier weiterer Gestalten tauchten aus der Dunkelheit auf. Katy und Maria, kein Zweifel.
Immerhin ging Kaleigh nicht allein in den Wald. Sie war in der Gruppe unterwegs. Zahlenmäßige Überlegenheit.
Zahlenmäßige Überlegenheit.
Die Härchen in Fias Nacken stellten sich plötzlich auf, und wie aus dem Nichts hatte sie am ganzen Körper eine Gänsehaut.
Zahlenmäßige Überlegenheit.
War das möglich?
Gegen ihren Willen zuckten Erinnerungen aus längst vergangenen Tagen durch ihr Hirn. Schwarzweiße Bilder explodierten plötzlich in tausend Farben. Die Flammen. Das Blut, das Pfützen im Gras bildete. Dann die Geräuschkulisse. Sie hörte die Schreie derer, die sie liebte. Das Klirren der Schwerter. Das Zischen der Klingen durch die Luft, den Aufprall … das Rollen eines Kopfs auf der Straße.
Fias Augen standen voller Tränen, als sie sie wieder öffnete.
Zahlenmäßige Überlegenheit.
Wie hatte ihr das nur entgehen können? Sie und Glen hatten sich gefragt, wie der Killer in der Lage gewesen war, seine
Weitere Kostenlose Bücher