Eternal - Die Vampire von Clare Point
nachging, bekam sie Fetzen ihres Gesprächs und ihrer Gedanken mit, vermischt mit Bildern. Da sie selbst einen mentalen Schutzwall errichtet hatte, konnte Fia die Botschaft der Mädchen nicht eindeutig hören. Leider schirmte der Wall in Fias Fall Gedanken in beiden Richtungen ab.
»Er hat dich also angerufen?«
»Er hat gesagt, dass es ihm leidtut, wie gemein er zu dir war?«
Glaubst du, dass er wirklich mit dem Sex warten will, oder ist das nur wieder eine neue Masche von ihm?
»Wir wollen nur reden. Deshalb wollte ich ja, dass ihr mitkommt. Als Rückendeckung.«
Warum mitten in der Nacht? Warum hier?
»Unsere Eltern bringen uns um, wenn sie herausfinden, dass wir hier draußen sind, während dieser Irre herumstiefelt und Leute einen Kopf kürzer macht.«
Mein Dad hat mir verboten, mich noch mal mit John zu treffen. Er hat gesagt, dass er mich die nächsten hundert Jahre in meinem Zimmer einsperrt, wenn er mich wieder beim Ausbüxen erwischt.
Worte und Gedanken gingen durcheinander. Die Mädchen und ihre Gefühle wirkten so unschuldig. Ihre Welt war voller Chancen, doch sie würden nur zu bald begreifen, dass es nur Träume waren. Keine Wirklichkeit. Nur allzu bald würden sie das ganze Ausmaß der
mallachd
begreifen. Dass sie verflucht waren. Verflucht in alle Ewigkeit.
»Ihr müsst jetzt hierbleiben. Er hat gesagt, ich soll allein kommen«, flüsterte Kaleigh.
Die Mädchen waren auf dem Wildwechsel stehen geblieben, nicht weit von der Stelle, an der Fia, Shannon, Sorcha und Eva die Teenager am Lagerfeuer überrascht hatten.
Auch Fia blieb stehen, abseits des Pfades. Sie verbarg sich hinter einem wilden Pekannussbaum. Sie konnte brennendes Holz in der kalten Nachtluft riechen.
Derek hatte also ein kuscheliges kleines Lagerfeuer gemacht. Wie romantisch. Vielleicht täuschte sich Fia ja. Vielleicht war es wirklich nur ein mitternächtliches Rendezvous unter Teenagern.
Dann roch sie einen Hauch von Benzin und erstarrte sofort.
Wer zündete in einem Naturschutzgebiet ein Lagerfeuer mit Benzin an? Nur ein Idiot. Oder jemand, der ein bisschen mehr als Feuerholz verbrennen wollte.
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23
E s war leichter, sich an Arlan vorbei aus dem Haus zu schleichen, als Glen erwartet hatte. Durch das Fenster über der Waschmaschine im Wäschekeller geklettert, ein Sprint durch den rückwärtigen Garten, dann ein Sprung über den Lattenzaun, und schon war er auf der Straße hinter der Pension. Er ging zwei Blocks weiter, kürzte dann durch einen Garten ab und setzte seinen Weg in die Richtung fort, die auch Fia genommen hatte.
Die Straße, die ganze Stadt, lag in unheimlichem Schweigen da. Die typischen Nachtgeräusche einer Kleinstadt fehlten. Kein Hund bellte. Keine Katze ließ beim Herumstreifen Mülltonnen scheppern. Keine Wärmepumpe wummerte. Kein Auto zeigte sich.
Es gab kein Lebenszeichen – außer den Streifen gedämpften Lichts, die hinter den heruntergezogenen Rollos des winzigen und nun, in der Nebensaison, geschlossenen Stadtmuseums hervordrangen. Die Lampe brannte wahrscheinlich aus Sicherheitsgründen. Er hatte das Museum noch nicht besucht, aber er schätzte, dass es den Bürgern von Clare Point wichtig war, das zerbrochene Porzellan und die abgeschlagenen Pfeilspitzen zu schützen, die, wie er von Fia wusste, dort in Vitrinen ausgestellt waren.
Im Gegensatz zum Museum war in keinem anderen Haus in der Stadt Licht zu sehen. Kein einziger Mensch war offenbar im Badezimmer oder sah sich den Spätfilm an. Selbst für diese seltsame Stadt war das seltsam.
Er ging weiter. Die Hände in den Hosentaschen. Er spürte die Pistole in dem Holster, das er unter dem Jackett trug.
Glen wusste nicht genau, wohin Fia gegangen war, nur die ungefähre Richtung. Aber er folgte seinem Instinkt. Seinem Bauch.
Im Gehen musste er an seinen Vater denken. Er fragte sich, ob es auch eine Nacht wie diese gewesen war, in der er erschossen worden war – ob auch ihm sein Bauch gesagt hatte, dass er zu jener Straßenecke gehen sollte.
Glen fragte sich, ob er einen Fehler machte.
Aber etwas zog ihn weiter. Jemand brauchte ihn. Sein Bauch sagte ihm, dass es Fia war. Oder dass sie es sein würde.
Später, als Fia sich die Ereignisse wieder ins Gedächtnis rief, erinnerte sie sich wie in Zeitlupe an jedes noch so kleine Detail. Sie erinnerte sich an den stechenden Geruch der Benzindämpfe, das Rascheln der Blätter, Kaleighs erstickte Schreie. Sie erinnerte sich an das überwältigende Schuldgefühl, das sie packte,
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