Eternal - Die Vampire von Clare Point
und prostete ihr zu.
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E in Lächeln von Fia, und das ganze Drama, das Glen in der letzten Woche erlebt hatte, war vergessen. Stacys Triefnase, ihre Tränen, ihr Schluchzen. Ihr Flehen, dass er es sich doch noch einmal überlegen möge. Die verzweifelten Anrufe ihrer Mutter, ihrer Schwester, ihrer Tante, sogar ihr Vater, der sich auf der Treppe vor Glens Apartment die Seele aus dem Leib schrie – all das war es wert gewesen, wenn es bedeutete, dass er jetzt, in diesem Augenblick, hier sitzen konnte, auf diesem Barhocker, neben der großen, erotischen, sensiblen Fia Kahill.
Glen hatte noch nie zuvor in seinem Leben so viel Spontaneität bewiesen. Zur Hölle, er war überhaupt noch nie spontan gewesen – eine Lektion, die er von seinem alten Herrn gelernt hatte. Es war schließlich dessen Spontaneität gewesen, die ihn umgebracht hatte, zumindest wenn man dem nüchternen Bericht über den Vorfall Glauben schenken durfte, den Glen erst Jahre später gelesen hatte. Es war ein Charakterzug, den auch er geerbt, aber lange Zeit verdrängt hatte. All die Jahre war er immer gut damit gefahren. Bis Fia Kahill in sein Leben getreten war.
»Was tun Sie denn hier?«
Fia war so überrascht, ihn zu sehen, dass sie völlig impulsiv reagierte. Nichts an der Freude in ihrer Stimme, ihrem Lächeln oder dem Grübchen am Kinn, das Glen heute zum ersten Mal bemerkte, wirkte gekünstelt. Und sie gefiel ihm auf diese Art. Leicht aufgeregt. Mit zerknittertem Hosenanzug. Ihre Frisur nicht ganz so glatt und perfekt wie sonst.
»Ich trinke ein Bier.« Wie um es zu beweisen, nahm Glen einen Schluck. »Und Sie?« Er sah auf das Glas, das ihr der Barkeeper gerade über den Tresen zuschob. »Tonic und Limone sind wohl nicht der Rede wert.«
Sie lächelte noch immer, und die Erinnerung an die rotgesichtige, triefnasige Stacy verblasste allmählich. Seine Schuldgefühle schwanden noch schneller.
Glen war es egal, dass er noch keine Bleibe in Philadelphia hatte und fürs Erste bei seiner Großtante Emma untergekommen war. Er glaubte nicht an Schicksal oder Vorsehung oder dergleichen Blödsinn mehr, aber der freie Job in Fias Büro in Philadelphia war ihm so plötzlich, so unerwartet angeboten worden, dass es schon fast gespenstisch schien.
Ein Agent aus der Baltimore-Außendienststelle, der für die Position vorgesehen war, hatte mit seiner Familie nicht aus Baltimore wegziehen wollen, damit sein behindertes Kind weiter auf seine Schule dort gehen konnte. Jeder im Büro hielt Glen für wahrhaft edelmütig, da er so spontan in die Bresche sprang und sich freiwillig für die Position zur Verfügung stellte, die sofort zu besetzen war. Niemand von ihnen ahnte, wie egoistisch seine Motive in Wirklichkeit waren. Und dass es ihm eigentlich nur um einen Rotschopf mit blauen Augen und Killerinstinkt ging.
Es war verrückt. Glen wusste, dass es verrückt war. Er wusste auch, dass er nicht mal die winzigste Chance bei Fia hatte. Frauen wie sie standen nicht auf Burschen wie ihn. Aber er musste es wenigstens versuchen. Sosehr es ihm auch gegen den Strich ging – nur einmal im Leben musste er ein Risiko eingehen. Er hoffte nur, dass er nicht wie sein Vater sterbend auf irgendeinem Bürgersteig enden würde.
»Ich meine es ernst.« Fia drehte sich mit ihrem Barhocker so weit zu ihm herum, bis ihre Knie die seinen berührten. »Haben Sie hier in der Dienststelle zu tun?«
Er trank noch einen Schluck. »Versetzt, mit sofortiger Wirkung. Ich werde weiter an den Clare-Point-Fällen mit Ihnen arbeiten, aber ich soll auch in einer neuen antiterroristischen Taskforce mitarbeiten.« Er hob sein Glas. »Aber reden wir nicht davon. Nicht heute Abend.«
Sie nippten beide schweigend an ihren Drinks. Dabei ließ sie ihn nicht aus den Augen.
»Und was sagt Stacy zu Ihrer Versetzung?«, fragte Fia nach einer Weile. »Freut sie sich schon auf die große Stadt?«
»Stacy wird nicht kommen.« Er sagte es eher zu seinem Bierglas.
»Wird nicht kommen? Wird nur jetzt nicht kommen oder wird niemals kommen – wie in ›bis dass der Tod euch scheidet‹ nicht kommen?«
»Beides, glaube ich.«
»Glauben Sie?« Fia wickelte die papierne Cocktailserviette um ihr feuchtes Glas. »Nicht, dass es mich etwas angehen würde, aber in diesem Fall etwas zu
glauben
ist keine so gute Idee. In diesem speziellen Fall sollten Sie wissen, was los ist. Werden Sie sie nun heiraten oder nicht?«
»Nein.« Er ergriff die Gelegenheit – die zweite innerhalb einer
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