Eternal - Die Vampire von Clare Point
verwetten …«
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I m Esszimmer der Pension, das Fia und Glen zur provisorischen Einsatzzentrale erklärt hatten, war es ruhig, als sich Fia auf ihrem Laptop einloggte, um ihre E-Mails zu checken. Es war Anfang Oktober, und obwohl ihre Mutter an den Wochenenden noch immer ein paar Gäste hatte, wirkte die Pension während der Woche wie ausgestorben.
Fia hörte Glen in der Küche mit Mary Kay plaudern. Irgendwie waren sie übers Wochenende beste Freunde geworden. Glen machte Mary Kay Komplimente über ihre Kinder, ihre Kochkünste und die geschmackvolle Einrichtung, und Fias Mutter buk Kekse, Brownies und Muffins am laufenden Band. Wenn Glen sich weiter so den Bauch mit ihrer Hausmannskost vollschlug, würde er bald die doppelte Mitgliedschaft in seinem Fitnessstudio in Philadelphia beantragen müssen.
Während Fia darauf wartete, dass sich die langsame Internetverbindung aufbaute, die einer ihrer jüngeren Brüder zusammengebastelt hatte, klingelte ihr Handy. Sie erkannte die Nummer und griff so plötzlich nach dem Mobiltelefon, dass sie dabei einen Stapel brauner Aktenmappen vom Tisch auf den polierten Hartholzboden fegte.
»Mist«, murmelte sie. Dann sagte sie ins Handy: »Was willst du? Ich bin bei der Arbeit.« Sie hatte nicht die Absicht, Joseph mitzuteilen, wo sie war. Wenn er sich jetzt in Clare Point blicken ließ, würde der Mob zur Lynchjustiz zurückkehren, und sie ahnte, dass es ihr eigener Hals wäre, um den sich die Schlinge zuziehen würde. Ihre Familie konnte sie nicht töten, indem sie sie aufknüpfte, aber sie konnte dafür sorgen, dass es ihr ein paar Wochen lang nicht besonders gutging.
Während sie in die Hocke ging, um die Unordnung, die sie angerichtet hatte, zu beseitigen, warf sie einen Blick in Richtung Küche. Sie hörte noch immer ihre Mutter sprechen.
»Wie liebenswürdig du wieder mal bist, Fee«, sagte Joseph in ihr Ohr. »Es ist mir immer eine ganz besondere Freude, mit dir zu sprechen.«
»Was willst du?«
In der Küche griff sich Glen das Tablett, das Mary Kay vorbereitet hatte, und dachte einen Moment lang, er müsse sich mit ihr ein Tauziehen darum liefern. Er hatte doch nur höflich sein wollen. Er hatte Fia doch nur eine Tasse Tee und ein paar Kekse oder ein Muffin oder dergleichen holen wollen. Er hatte nicht die Absicht gehabt, eine halbe Stunde belangloses Zeug mit ihrer Mutter zu reden.
Glen machte sich Sorgen um Fia. Sie aß nicht mehr. Sie schlief nicht mehr. Sie verließ ihr Zimmer spätnachts, ging Gott weiß wohin und benahm sich seltsam, selbst für ihre Verhältnisse. Irgendetwas passierte in dieser unheimlichen Stadt, etwas, das sich nicht greifen ließ, und so konnte er auch nicht genau sagen, was es war und inwiefern sie damit zu tun hatte. Und er begann, sich zu fragen, ob seine Vernarrtheit in sie sein gesundes Urteilsvermögen trübte.
Der ganze Fall war so sonderbar. Angefangen bei dem Umstand, dass Senator Malleys Büro sie auf den Fall angesetzt hatte, trotz ihrer engen Verbindung zu dieser Stadt und der fehlenden Zuständigkeit, bis hin zu der Tatsache, dass es die Bürger von Clare Point nicht weiter mitzunehmen schien, dass jemand hier herumspazierte und ihre Freunde und Nachbarn köpfte. Glen hatte tagelang Polizisten, Nachbarn und Freunde von Shannon befragt, und sie alle waren kooperativ und freundlich gewesen. Zu kooperativ. Zu freundlich. Ihre Aussagen wirkten fast … einstudiert.
Ebenfalls interessant, ja, erstaunlich war, dass niemand in der Stadt mit der Presse sprechen wollte. Nicht ein Wort. Normalerweise, gerade in Kleinstädten wie Clare Point, prügelten sich die Bürger um ihren kleinen großen Medienauftritt. Bei solchen Gelegenheiten wurden gern auch alte Schulfotos der Opfer herausgekramt und die Zeitungen und Fernsehnachrichten damit zugepflastert. Jeder wollte darüber sprechen, was für ein guter Mann, was für eine gute Frau das Opfer gewesen war und welche Noten er oder sie im Lesen in der dritten Klasse gehabt hatte. Aber Clare Point war nach den ersten beiden Morden so verschlossen gewesen, dass die lokalen TV -Sender keine Teams mehr hinschickten, nachdem Shannons Tod publik geworden war. Der größten Zeitung des Staates war er gerade mal eine Randnotiz von zweieinhalb Zentimetern Länge wert gewesen.
Und die braven Bürger von Clare Point waren nicht die Einzigen, die den Mund hielten. Fia gab nur sehr einsilbig Auskunft darüber, wie ihre Befragungen liefen. Sie war diejenige, die darüber entschied, wer
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