Eternal - Die Vampire von Clare Point
wen wann befragte. Er konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass sie ihn von bestimmten Leuten fernzuhalten versuchte – unter anderem ihrem Onkel, dem Polizeichief, einem alten Kauz namens Victor Simpson und ihrem Vater Jim Kahill.
»Danke für den Tee und die Brownies.« Glen lächelte Mary Kay an und nahm mit dem Tablett in der Hand Kurs auf die Küchenschwingtür. Als er das Esszimmer betrat, sah er, wie Fia mit dem Handy am Ohr auf dem Boden verstreute Papiere einsammelte.
»Weil ich nicht versprechen kann, dass ich es schaffe«, sagte sie kurz angebunden. »Nächste Woche wäre besser.«
Glen stellte das Tablett auf den Esstisch und ging darum herum, um Fia behilflich zu sein. Sie schüttelte den Kopf, aber er ignorierte es.
»Ich kann jetzt nicht reden.« Auf allen vieren warf sie Glen einen Blick zu. »Schau doch mal, ob es nächste Woche klappt.«
»Wer war das?«, fragte er, als sie aufgelegt hatte. Sie waren immer noch damit beschäftigt, die Papiere einzusammeln.
»Äh … mein Friseur.« Sie lachte, ohne aufzusehen. »Der Termin stand schon. Hatte ich ganz vergessen.«
Sie war alles andere als eine begnadete Lügnerin. Warum wollte sie ihm nicht sagen, wer der Anrufer gewesen war?
Glen beobachtete sie aus dem Augenwinkel.
»Du brauchst mir nicht zu helfen«, sagte sie. »Warum bin ich auch so ungeschickt.«
Mit zwei prall gefüllten Aktenmappen in der Hand stand er auf. »Fee, was ist los?«
»Was los ist?« Sie runzelte die Stirn. »Nichts ist los. Das ist ja das Problem. Ich bin die Befragungen durchgegangen, und nicht eine einzige Person scheint Shannon nach der Arbeit gesehen zu haben. Erst wieder, als sie die Auffahrt zu ihrer Wohnung hochgegangen ist, kurz vor dem Mord.«
»Meinst du, sie war mit jemandem zusammen?« Glen hielt nichts von haltlosen Verdächtigungen, und es war ihm natürlich auch egal, mit wem sie geschlafen oder nicht geschlafen hatte, aber sie hatte ihn selbst ein paar Mal ziemlich eindeutig angegraben. Sicher war Fia der Gedanke gekommen, dass sie – ein hübsches Mädchen – wahrscheinlich ein Verhältnis mit jemandem hatte. Vielleicht sogar mit mehr als nur einem Kerl. Vielleicht war es der Ehemann oder Freund einer anderen. »Mit jemandem, der das nicht zugeben will?«
»Möglich. Aber solche Dinge kommen in einer Kleinstadt wie dieser normalerweise schnell heraus.«
Es gab keine Kleinstadt wie diese, außer in Stephen-King-Geschichten, hätte Glen am liebsten gesagt. Aber er nahm sich ein Beispiel an Fias Verhalten der letzten Tage und hielt den Mund.
»Ich habe dir Tee gebracht. Und ein paar Brownies. Ich weiß doch, dass du auf Schokolade stehst. Soll ich dir einschenken?« Er legte die Mappen auf den Tisch und widerstand dem Impuls, einen Blick auf ihre handgeschriebenen Notizen zu werfen. Sie teilte ihm kaum etwas über das mit, was sie bei ihren Befragungen erfahren hatte. Aber er hatte nur halb so viele Notizen wie sie, ach was, ein Drittel so viele. Er hatte den Leuten, die in Shannons letzter Schicht im Hill dort gewesen waren, nicht viel mehr als ihren Namen und Beruf sowie andere Personaldaten entlocken können.
Was schrieb sich Fia also auf? Und was hatten die Namenslisten zu bedeuten, die sie, wie ihm aufgefallen war, in die Mappen gestopft hatte?
»Tee? Nett von dir, Glen.« Sie nahm das Handy zur Hand und sah auf das Display. »Aber ich muss mich beeilen. Ich treffe mich mit Kaleigh und ihren Freundinnen zum Frühstück im Diner.«
»Frühstück? Es ist fast Mittag.«
Sie griff sich die Mappen und steckte sie in die Seitentasche ihrer Laptoptasche. »Und Frühstückszeit für Teenager. Ich könnte mir vorstellen, dass die Mädchen jetzt gerade erst aus dem Bett steigen.«
»Keine Schule?« Er schnappte sich ein Brownie. Jemand musste sie ja essen.
»Heimlerntag oder so was.« Sie klappte den Laptop zu.
Sie schien es gar nicht erwarten zu können, Rührei und Pfannkuchen mit einer Horde Schulmädchen zu essen. Er überlegte, wer sie angerufen haben konnte. Falls Fia sich wirklich mit Kaleigh treffen wollte.
Dann plagten ihn wieder Gewissensbisse. Warum war er so misstrauisch? Fia hatte nichts Unrechtes getan. Gut, vielleicht benahm sie sich ein wenig merkwürdig. Aber das würde er auch tun, wenn er einen Mord in der Straße untersuchen müsste, in der er aufgewachsen war.
Er kaute an seinem Brownie. Er war sich unschlüssig, wie es weitergehen sollte. Fia war so anders als Stacy. So viel schwieriger einzuordnen. So viel
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