Eternal - In den Armen des Vampirs
One-Night-Stand, hm? Weißt du, irgendwann wirst du die Nase voll davon haben«, teilte sie ihm mit.
»Wer sagt das? Eine Frau, die auf psychopathische Vampirjäger steht?«
Sie schleuderte die Bohne, die gerade auf ihrer Gabel steckte, in seine Richtung. Er duckte sich, und sie sauste über die Lehne seines Stuhls hinweg.
»Ich wusste ja nicht, dass er durchgeknallt war«, entgegnete Kaleigh nüchtern. »Es war nicht meine Schuld. Ich war vorübergehend … Ich weiß auch nicht.« Sie mampfte geräuschvoll eine neue Gabel voll Bohnen. »Ich will nicht mehr darüber reden. Nie mehr.«
»Und worüber willst du dann reden?« Arlan und Kaleigh verstanden sich gut, aber es war nicht ihre Art, einfach so vorbeizuschauen. Nicht in diesem Alter. Sie war zu sehr mit Teenagerdingen beschäftigt. Damit, sie selbst zu werden.
Sie stellte den Teller mitsamt der Gabel auf den Boden. »Hm. Du weißt doch, dass Rob Hill gestorben ist, oder?«
»Aha«, sagte er. Er hatte das Gefühl, dass er nun ahnte, worauf dieses Gespräch hinauslief. »Sicher. Die Beerdigung ist am Dienstagabend. Ich gehe auch hin.«
»Also … dann ist er bis zum Wochenende wieder da.«
Wiedergeboren als Teenager. Als solcher würde er in einem Alter von 16 oder 17 Jahren ins Leben zurückkehren.
»Richtig.«
»Was meinst du … soll ich dann mal zu ihm hinübergehen? Einfach hallo sagen?«
Arlan lächelte in sich hinein, aber er hütete sich, es ihr zu zeigen. Obwohl die Clanmitglieder auch mit wechselnden Partnern schlafen durften, hatte der Clan bestimmt, dass sie für immer und ewig an ihre ursprüngliche Lebensgemeinschaft gebunden waren. Wieder und wieder würde Kaleigh also denselben Mann heiraten, mit dem sie schon an jenem Tag verheiratet gewesen war, als sie Vampire geworden waren. Das Schwierige daran war, dass sie sich erst wieder daran erinnern mussten, wenn sie wiedergeboren wurden. Sie mussten sich erst neu kennenlernen und dieselben romantischen Phasen durchlaufen wie die Menschen auch.
Rob Hill würde eines Tages wieder Kaleighs Mann sein.
»Ich denke, das wäre nett. Begrüß ihn. Gib ihm vielleicht sogar einen Milchshake aus.« Arlan schnitt ein Stück Kartoffel ab und steckte es sich in den Mund. Es schmeckte nach Butter und Salz und gut, aber nicht so gut wie das Steak.
»Du meinst, das wäre okay?« Sie rutschte auf dem Stuhl herum. »Ich meine … Ich weiß ja, dass er sich nicht an mich erinnern wird.« Sie blickte in den Garten hinaus. Es begann, dunkel zu werden, und Glühwürmchen blitzten in dem Zwielicht auf. »Ich meine, ich erinnere mich ja auch kaum noch.«
»Dir wird schon wieder alles einfallen«, versicherte er ihr.
Sie stand auf. »Ich gehe jetzt wohl besser. Ich treffe mich mit Maria bei Katy. Wir wollen vielleicht ins Kino oder so.« Auf der obersten Stufe zur Terrasse drehte sie sich noch einmal zu ihm um. »Ich, äh, schätze, wir sehen uns.«
Er lächelte. »Wir sehen uns.«
Arlan aß in angenehmer Stille allein zu Ende. Dann ging er ins Haus. Eigentlich wollte er das Geschirr spülen; stattdessen stellte er es nur ins Spülbecken und ließ kurz Wasser darüber laufen. Er checkte sein Handy, ob Fia oder Regan angerufen hatte. Er hatte sie beide tagsüber mehrmals zu erreichen versucht und Nachrichten hinterlassen. Doch als er sah, dass keiner von beiden sich gemeldet hatte, verließ er das Haus. Es war acht Uhr. Zeit für den Pub.
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10
D as Hill, wie man den Pub in der Stadt nannte, war nach dem White Horse oben in Newport die zweitälteste durchgängig bewirtschaftete Kneipe der Vereinigten Staaten. Wenn die Hurrikans im 18 . Jahrhundert nicht gewesen wären, hätte es sogar den ersten Platz belegt. Ursprünglich hatte eine von Arlans Verwandten den Pub auf einer Sanddüne unten am Wasser errichtet; aber schließlich hatte sie den Kampf gegen die Elemente aufgegeben und das Hill weiter landeinwärts neu aufgebaut, wo es höher lag. Die Stadt war wild um den Pub herumgewuchert, und schon nach Jahresfrist war der Gastraum zum Herzstück des Kahill-Clans geworden.
Arlan musste beim Eintreten unter dem handbehauenen Balken des Torbogens den Kopf einziehen. Drinnen stürmte sofort jenes Gemisch aus Geräuschen und Gerüchen auf ihn ein, das sich ihm in den letzten Jahrhunderten eingebrannt hatte. Der Klang nicht nur der hörbaren Stimmen, sondern auch der Stimmen in seinem Kopf war überwältigend. Wenn die Kahills unter sich und keine Menschen in ihrer Nähe waren, kommunizierten sie sowohl
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