Eternal - In den Armen des Vampirs
einem sauberen Glas und zapfte ihm ein Bier.
Noch nicht. Er war für den Clan in Europa unterwegs. Vielleicht hat er irgendwo einen Zwischenstopp eingelegt,
kommunizierte Arlan. Er zog einen Geldschein aus seiner Hosentasche und steckte ihn in Evas Dekolleté, als sie ihm das gefüllte Glas über die Theke zuschob. »Eine Runde für uns drei und dich.«
Sie lachte. »Du bist so ein Kavalier, Arlan. Wenn du eine Frau wärst –« Sie drohte ihm mit dem Finger.
Er grinste, griff nach dem Glas und trank. »Hast du Fia heute Abend schon gesehen?« Er versuchte, besonders beiläufig zu klingen.
»Ich glaube, sie ist nach Philadelphia zurückgefahren. Mary Kay sagte, dass sie an diesem großen Totengräber-Fall arbeitet. Dass sie die Ermittlungen leitet.«
Das Bier floss ihm glatt und zäh die Kehle hinunter. Es schmeckte nach Honig und Eiche, was er am liebsten mochte. Die Brauerin und Besitzerin des Pub, Tavia, verstand ihr Handwerk, so viel war sicher. »Fia leitet den Fall nicht. Und wenn sie herausfindet, dass ihre Mutter Touristen das Gegenteil erzählt, wird sie sie einen Kopf kürzer machen.«
»Ich sage ja nur, was ich von Mary Kay weiß.« Sie hob in aller Unschuld die Hände.
Arlan trank wieder und sah sich um. Er kannte jedes einzelne Gesicht hier. Einige Clanmitglieder mochte er lieber als andere, andere kannte er besser. Aber sie gehörten alle zur Familie, und er fühlte sich ihnen zutiefst verpflichtet. Für diese Männer und Frauen, für ihre Seelen, setzte er sein Leben in den finstersten Ecken von Athen, Griechenland, und Akron, Ohio, aufs Spiel.
»Eva!«, rief Johnny Hill von seinem Tisch herüber. »Kann ein halbverdursteter Mann ein Bier bei dir bestellen?«
Eva verdrehte die Augen und klatschte mit der flachen Hand auf die Theke, bevor sie zum Zapfhahn ging. »Wir sehen uns noch, Süßer.« Sie zwinkerte ihm zu. »Ich lege ein gutes Wort für dich bei Fia ein, wenn ich sie sehe.«
Maryann Hill winkte fröhlich, um Arlan auf sich aufmerksam zu machen.
Kommst du zur Beerdigung?,
fragte sie telepathisch. Es war zu laut, als dass er sie auf diese Entfernung hätte hören können.
Sie meinte die Beerdigung ihres Sohnes. In Zeiten wie diesen kam ihr ganzer Lebenszyklus ein wenig durcheinander. Maryann war Mitte 40 . Ihr Sohn Rob war gerade mit 82 Jahren gestorben. Er würde drei Tage nach seiner Beerdigung als Teenager wiedergeboren werden.
Arlan prostete ihr mit dem Glas zu.
Ich werde da sein.
Und deine süße Nichte? Kaleigh?
Ich kann mir vorstellen, dass sie auch kommt.
Er wandte sich von ihr ab. Den Kuppler würde er nicht spielen. Wenn Kaleigh und Rob zusammenfanden, dann nur aus eigenem Antrieb. Man erwartete von Paaren, dass sie zusammenlebten, weil es half, nach außen hin den Schein zu wahren. Das Clangesetz forderte jedoch nicht, dass jedes Ehepaar Lebenszyklus aus, Lebenszyklus ein ausschließlich miteinander schlief. Sie hatten früh festgestellt, dass es schon schwierig genug war, 40 Jahre in ehelichem Glück miteinander zu verbringen. 400 Jahre waren ein Ding der Unmöglichkeit. Es war deshalb den Clanmitgliedern gestattet, ab einem Alter von 18 Jahren mit jedem anderen erwachsenen Vampir Sex zu haben, sofern dieser einverstanden war und sie weiter bei ihrem angestammten Ehepartner blieben. Es war eine eigenartige Spielart der Monogamie, aber sie schien zu funktionieren. Die Kehrseite der Medaille war, dass Männer und Frauen wie Arlan und Fia, die zur Zeit der
mallachd
, der Verfluchung, nicht verheiratet gewesen waren, niemals heiraten konnten.
Als ein Schlagholz im Fernsehen krachte, reckte Sean eine Faust in die Luft und schrie: »Ich hab’s euch doch gesagt. Sie sind wieder da!«
Empört vom Fehler seines Teams wandte sich sein Bruder ab. Sean glitt vom Barhocker und klopfte Arlan auf den Rücken. »Danke für das Bier, Junge. Sag meinem Bruder, dass er die nächste Runde zahlt. Ja, das soll er.«
Arlan sah zu, wie Sean zwischen den Tischen, an denen zu Abend gegessen wurde, hindurchtorkelte und jedermanns Rücken klopfte.
Als Arlan sein leeres Glas auf die Theke stellte, veränderte sich die Atmosphäre im Raum merklich. Die Stimmen erstarben zu einem Flüstern, stattdessen schwirrten Gedanken wild umher. Das Match im Fernsehen schien plötzlich lauter zu werden.
Wer ist das denn?
Für wen zum Teufel hält die sich?
Eine Nacht Ruhe und Frieden ist doch wohl nicht zu viel verlangt.
Arlan sah nicht auf. Sicher nur eine Touristin, die sich ein bisschen
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