Eternal Riders: Ares (German Edition)
beobachtet. Vergessen waren ihre geschwollenen Lippen und der Traummann – ihr Kopf fuhr abrupt herum, aber da war niemand. Verdammt, sie hatte diesen Verfolgungswahn so satt, aber das hielt sie nicht davon ab, alle Ecken und Winkel sorgfältig abzusuchen.
Nachdem sie sich davon überzeugt hatte, dass niemand im Zimmer war, zwang sie sich zur Ruhe. Allerdings hatte sie nach wie vor das Gefühl, Blicke auf sich zu spüren. Sie konzentrierte sich auf den Fernseher, der irgendwelche Nachrichten über den Ausbruch einer tödlichen Malaria-Epidemie in Sibirien herausplärrte. Nachdem Malaria keine Krankheit war, die an einem Ort wie Sibirien typisch war, machten sie darum ein großes Theater, was noch durch die Tatsache verstärkt wurde, dass die Experten diesem speziellen Stamm noch nie zuvor begegnet waren.
» Diese Seuche in Sibirien ist nur einer von Dutzenden seltsamer Vorfälle. Überall auf der ganzen Welt werden Ausbrüche tödlicher Seuchen gemeldet «, verkündete der Sprecher soeben. » Religiöse Führer zitieren Prophezeiungen über das Ende der Welt, und Wissenschaftler raten der Bevölkerung, sich auf ihren gesunden Menschenverstand zu verlassen. Ein Wissenschaftler der Weltgesundheitsbehörde äußerte sich dazu folgendermaßen: ›Während des letzten Ausbruchs der Schweinegrippe glaubten die Leute auch schon, dass Armageddon kurz bevorstände. Und davor war es die Vogelgrippe. Was wir im Augenblick erleben, ist die Rebellion der Natur gegen Insektenvernichtungsmittel und Antibiotika.‹« Der Journalist blickte mit grimmiger Miene in die Kameras. »Und jetzt wenden wir uns der Balkanhalbinsel zu, auf der steigende Anspannung – «
Cara stellte den Fernseher ab. Anscheinend gab es in letzter Zeit nur noch schlechte Nachrichten, über Krankheiten, Krieg und wachsende Panik.
Als sie aufstand, fühlte sie sich etwas wackelig auf den Beinen … und was zum Kuckuck war das? Ihr Schlafanzug war so dreckig, als hätte sie sich in einem Kuhstall gewälzt. Den Pyjama zierten zwei verschiedene Arten von Erde – anhand der Farbe gut zu unterscheiden – , und auf den Ärmeln hatte sie Grasflecken. Und war das etwa … Blut … auf dem Oberteil?
Mit wild pochendem Herzen tastete sie sich von Kopf bis Fuß ab, auf der Suche nach Verletzungen, aber bis auf einen steifen Nacken, den sie vermutlich ihrer alten Couch zu verdanken hatte, fühlte sie sich gut.
Wenn man es als gut bezeichnen konnte, den Verstand zu verlieren.
Das Geräusch eines Motors drängte sich in die Kakofonie ihrer durcheinanderwirbelnden Gedanken. Dankbar für die Ablenkung, zog sie die schweren Vorhänge am Vorderfenster zurück. Der Jeep des Postboten entfernte sich gerade, was das Klopfen erklärte, das sie geweckt hatte. Sie ging zur Tür, erleichtert, dass alle Schlösser intakt und versperrt waren. Aber trotzdem – warum war sie so dreckig? Hatte sie geschlafwandelt? Und rund ein Dutzend Gläser Wodka getrunken?
Koffein. Sie brauchte Koffein, um das Rätsel zu lösen. Die Spinnweben in ihrem Hirn schienen all ihre Gedanken einzufangen und gut eingesponnen im Netz baumeln zu lassen, sodass sie einfach nicht in der Lage war, eine Erklärung für all das zu finden.
Sie schloss auf und vergaß auch nicht, einen Blick durch den Spion zu werfen, ehe sie die Kette löste, und schnappte sich dann die Kiste und die mit einem Gummi zusammengehaltene Post, die der Briefträger vor der Tür abgelegt hatte. Wie sich herausstellte, handelte es sich bei den Briefen sämtlich um Rechnungen. Jede Menge davon, und viele in warnendem Gelb oder Alarmpink.
Tja, Strom und fließendes Wasser waren Luxusgüter, oder nicht?
Das Paket, das ihren einzigen Luxus enthielt – Gourmetkaffee – , ließ sie ungeöffnet. Sie würde es zurücksenden müssen. Jetzt, wo man ihr die Teilzeitstelle in der Bibliothek gekündigt hatte, konnte sie sich nicht einmal diese Kleinigkeit leisten; nicht, wenn sich die Rechnungen stapelten, ohne die geringste Aussicht auf einen neuen Job in dieser winzigen Stadt. Und ein Käufer für das Haus war auch nirgends in Sicht. Mist, möglicherweise konnte sie sich bald nicht einmal mehr dieses braune Mehl aus dem Supermarkt leisten, das bei vielen als Kaffee durchging.
Ein Schaudern überlief sie.
Sie warf die Post auf das Tischchen neben der Tür, schloss die Haustür ab und schlurfte in Richtung Küche, in der Hoffnung, die wenigen Kaffeereste würden noch eine volle Kanne ergeben. Doch als sie um die Ecke bog, blieb sie abrupt
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