Eternal Riders: Ares (German Edition)
durchschauen als Ares. Sein Gesicht war nicht ganz so grausam, seine Augen nicht so berechnend, was ihn beides vermutlich besser aussehen ließ. Aber in ihm lag eindeutig eine Dunkelheit, und sie spürte, dass die so tief in ihm verankert war, dass nichts und niemand sie je ganz zutage fördern könnte, egal, wie lange man auch grub. »Dann ist es also in Ordnung, die Geheimnisse deines Bruders auszuplaudern, aber nicht deine eigenen.«
Tintenartige Sturmwolken brauten sich in seinen Augen zusammen, und um ihn herum drehten und wanden sich Schatten, die eben noch nicht da gewesen waren. Das Brandmal auf ihrer Brust glühte auf, und es kostete sie all ihre Selbstbeherrschung, nicht zurückzuschrecken. »Ich habe dir davon erzählt, weil du an ihn gebunden bist, darum musst du verstehen, wieso er sich benimmt, wie er sich benimmt. Mich musst du nicht verstehen.« Er ging auf die Tür zu, blieb an der Schwelle noch einmal kurz stehen. »Was ich dir heute anvertraut habe, ist nicht für anderer Leute Ohren bestimmt. Wenn du es irgendjemandem weitersagst, wirst du dich vor mir verantworten müssen, und nicht als Thanatos. Als Tod.«
Ein Hauch von Furcht durchzog ihr Herz, aber sie sah ihm in die Augen, ohne zurückzuweichen. »Ich darf nicht sterben.«
»Das ist so eine Sache, wenn man so lange lebt wie ich und von Leid angezogen wird«, sagte er mit einer Stimme, die so kalt war wie ein Grab. »Ich muss nicht töten, um Leid zu verursachen. Meine Spezialität ist es, die Leute so weit zu bringen, dass sie mich anflehen, endlich sterben zu dürfen.«
Ares war schrecklich aufgedreht. Er saß auf Battle, sein ganzer Körper war vor Anspannung verkrampft, die keuchenden Atemzüge brannten heiß in seiner Kehle. Was für eine Scheiße war da bloß eben passiert?
Ehe er in das Zimmer geplatzt war, wo der Hund kurz davorstand, ihr die Kehle herauszureißen, war er vor Lust dem Wahnsinn nahe gewesen. Dann war er vor Wut dem Wahnsinn nahe gewesen, die sich nur noch verstärkt hatte, als er in Caras Gegenwart dem Höllenhund sozusagen wehrlos ausgeliefert war. Sein Panzer war weich geworden, sein Schwert war in Stücke gebrochen, und er hatte die Fähigkeit verloren, den nächsten Schritt seines Gegners vorherzusehen.
Der Hund hatte ihn fertiggemacht, und wenn Thanatos nicht gewesen wäre …
Was für ein verdammter Scheiß.
Seit seinen »menschlichen« Tagen vor dem Fluch hatte sich Ares nicht mehr so hilflos gefühlt. Oh, sicher, er war verdammt hilflos gewesen, als er durch die Höllenhunde wochenlang gelähmt gewesen war, aber das war etwas anderes. Damals war niemand auf seinen Schutz angewiesen gewesen. Aber diesmal … wenn Thanatos nicht da gewesen wäre, wäre Ares gebissen worden, und Cara hätte getötet werden können. Sie hatte gesagt, die Bestie habe ihr nichts angetan, weil sie mit ihrem Jungen verbunden war. Aber Höllenhunde waren verschlagen – man durfte ihnen nicht trauen, und er würde überhaupt keiner Information trauen, die von einem dieser Bastarde stammte.
Vor allem nicht, wenn er mit Pestilence gemeinsame Sache machte.
Während Battle über die Insel trabte und Sand in alle Richtungen spritzte, dachte Ares über Cara nach und fragte sich, wie diese Sache nur so kompliziert hatte werden können. Das Mitgefühl in ihren Augen, als sie ihn gefragt hatte, ob er in Ordnung sei, hatte ihm den Rest gegeben, und das, zusammen mit seiner tiefen Erniedrigung, vom Höllenhund versohlt worden zu sein, hatte ihn explodieren lassen. Ach ja, nicht zu vergessen die Tatsache, dass ihm die Lust sowieso schon bis Oberkante Unterlippe stand. Und als er dann Cara in Frontalansicht zu sehen bekommen hatte, die sein Hockey-Trikot trug, war der letzte Rest Selbstbeherrschung dahingegangen. Diese Beine. Heilige Scheiße, wie wunderschön sie war. Frisch aus der Dusche, hatte ihre taufeuchte Haut ihm das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen; beim Anblick ihres feuchten Haars hätte er am liebsten seine Finger darin vergraben; und ihre langen, muskulösen Beine erweckten in ihm den Wunsch, sie weit zu spreizen und sich dazwischen zu begeben.
Irgendetwas vollkommen Primitives hatte ihn überkommen, als er sie dort in seiner Kleidung hatte stehen sehen, sein Gehirn hatte auf Höhlenmenschmodus geschaltet und immer wieder nur mein, mein gebrüllt. Danach konnte er sich an überhaupt keine Gedanken erinnern, nur an das drängende Verlangen, sie zu der Seinen zu machen.
Nur gut, dass Thanatos dazwischengegangen war.
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