Eternal Riders: Limos (German Edition)
schrecklichen Dingen steckte, die ihnen in den letzten Jahrhunderten passiert waren, von toten Bediensteten bis hin zu Angriffen durch Dämonen.
Doch nach und nach hatten sie sie mit ihrer Zuneigung, ihrer stetigen Unterstützung und ihrer Fürsorglichkeit zermürbt. Und dann hatte sie Thanatos eines Tages dabei angetroffen, wie er neben der Leiche eines Sklaven stand, der ums Leben gekommen war, als er seine Frau vor der Lust ihres Herrn beschützen wollte.
»Bist du wegen dieses Menschen traurig?«, hatte sie beinahe spöttisch gefragt.
»Nein.« Thanatos’ Stimme klang leer. »Ich bin traurig, weil wir niemals wissen werden, wie es ist, so zu lieben wie er, oder jemanden haben werden, der uns so liebt.«
»Wir haben doch einander.« Noch so eine spöttische Bemerkung. Sie war schon ein Biest. Das gefiel ihm ja so an ihr.
»Und dafür bin ich auch über alle Maßen dankbar.« Sein gelber Blick hob sich und brannte sich in sie hinein. »Aber das ist nicht dasselbe. Wer würde für dich den Tod auf sich nehmen, wenn die Zeit gekommen wäre, Limos?«
Diese Unterhaltung hatte sie einfach nicht mehr losgelassen. Später war sie an diesen Ort zurückgekehrt, ohne genau zu wissen, warum. Sie hatte sich die Frau des Sklavenbesitzers geschnappt und bedroht, um zu sehen, was er tun würde, wenn er vor die Wahl gestellt wurde, sein Leben zu retten oder ihres. Er hatte seines gewählt. Schließlich konnte er sich eine andere Frau nehmen.
In diesem Moment war ihr klar geworden, dass der Verlobte, den sie gewählt hatte, genau dieselbe Wahl treffen würde. Sie würde die Königin der Unterwelt sein … und eine Zuchtstute, die leicht zu ersetzen war.
Scheiß drauf. Sie hatte den Mann umgebracht und ihr Leben von da an aus einer völlig neuen Perspektive gesehen.
Ariks warme Handfläche massierte ihre Nackenmuskeln, die sich bei diesen verhassten Erinnerungen verhärtet hatten. Seine andere Hand streichelte ihren rechten Arm, fuhren die Linien nach, die Bones darstellten.
»Kann er das fühlen?«
»Mmm-hmm.« Gerade liebkoste Arik das Bein des Tiers, worauf ihr Oberschenkel mit einem angenehmen Prickeln reagierte. »Es gefällt ihm. Ich glaube, du könntest dich als eine der wenigen Personen erweisen, die er nicht auf der Stelle auffressen will.«
»Gut. Das wäre nämlich echt ätzend.« Bones stampfte mit dem Huf auf, um Arik wissen zu lassen, dass er genug hatte. Arik befolgte den Hinweis und legte seine Hand auf ihre. »Du bist in Sheoul aufgewachsen, stimmt’s? Bei Lilith?«
Kein Thema, über das sie reden wollte. »Ja.«
»Ich schätze, das war nicht sehr angenehm?«
»Es war grauenhaft«, murmelte sie. Die Lüge erfüllte sie mit einer wohlbekannten Wärme. »Aber ich konnte fliehen, und jetzt bin ich hier. Na ja, lass uns lieber über dich reden, das ist viel interessanter.«
Vor allem musste sie sich keine Gedanken mehr über das Lügen machen, solange er redete.
20
Arik wollte nicht über sich selbst reden – Limos war doch viel interessanter. Aber als ihre Handfläche langsam über seine Brust rieb, wurde er in eine Art Trance eingelullt und vergaß, warum er eigentlich gar nicht reden wollte.
Limos räusperte sich. »Kann ich dich was fragen?«
Wenn das kein Hinweis auf eine Frage war, die schwierig zu beantworten war, würde es ihn schon sehr wundern. »Du kannst fragen, aber ich kann nicht garantieren, dass ich antworten werde. Oder dass dir die Antwort gefällt.«
Sie nickte und räusperte sich noch mal. »Runa sagte, du würdest dich selbst hassen, wenn du wüsstest, was du ihr angetan hast, und Shade sagte, dein Vater war gewalttätig, und dass du früher immer Runa und eure Mutter beschützt hast.«
»Und?« Er wusste, dass er abweisend klang, aber dies war in der Tat eines der wenigen Themen, über die er gar nicht gern sprach.
»Und … erzähl mir davon.«
Er beäugte sie von der Seite. »Das ist aber keine Frage.«
»Du klingst schon wie Ares«, grummelte sie. »Okay, dann versuchen wir’s mal so: Wo sind deine Eltern?«
»Tot.«
»Hast du sie getötet?« Die Frage wurde mit solcher Unschuld und Sachlichkeit gestellt, als wäre es das Normalste von der Welt, seine Eltern umzubringen. In welch unterschiedlichen Welten sie doch aufgewachsen waren.
»Selbstmord und Krebs.«
Limos’ Hand begann wieder über seine Brust zu kreisen; ein Gefühl, das überraschend intim war. »Wie hast du deine Schwester und deine Mutter denn beschützt? Ich meine, du warst doch selbst noch ein
Weitere Kostenlose Bücher