Eternal Riders: Limos (German Edition)
Männer, die ich je umarmt habe, waren meine Brüder und Reaver.«
Er hob die Hand, um ihr übers Haar zu streicheln. »Das kann ich mir überhaupt nicht vorstellen«, sagte er leise. »Wir Menschen fühlen uns so rasch einsam. O Mann, ich kenne viele Leute, die es nicht mal ein paar Monate oder auch nur Wochen ohne einen Mann oder eine Frau aushalten.«
»Was ist mit dir?«
»Ich war immer viel zu beschäftigt, um mir um so was Sorgen zu machen.«
»Du kannst mir nicht erzählen, dass du noch nie eine Beziehung hattest.«
Er zuckte mit den Schultern. »In der Highschool hatte ich ziemlich oft Sex, aber da ging’s eigentlich mehr darum, dem ganzen Scheiß zu Hause zu entkommen. An dem Tag, an dem ich achtzehn wurde, bin ich zur Armee gegangen. Ich hatte ein paar Dates, aber nichts Ernstes. Und nachdem ich dann erst mal beim R- XR gelandet war, war das das Aus für eine ernsthafte Beziehung. Es sei denn, ich nehme jemanden, mit dem ich zusammenarbeite.«
»Wie lange bist du schon beim R- XR ?«
»Zehn Jahre. Ich war zwanzig und auf Urlaub in Japan. Mein Kumpel und ich, wir wurden von zwei echt heißen Girls in diese Untergrund-Bar gelockt. Wie sich rausstellte, waren sie Vampire. Ich bin gerade eben so mit dem Leben davongekommen, mein Kumpel kam um, und als ich im Militärkrankenhaus aufwachte und mir zu Bewusstsein kam, dass ich die ganze Zeit irgendwas von Vampiren quasselte, war ich sicher, ich würde in der Gummizelle landen. Aber sie haben mich nur ruhiggestellt, und als ich das nächste Mal aufwachte, fand ich mich in einer Einrichtung des R- XR in DC wieder.«
»Und du bist die ganze Zeit, seit du beim R- XR bist, Single?«
»Ja. Ich darf niemandem verraten, was ich beruflich mache, weißt du?«
»Du wirst doch wohl nicht von mir erwarten, dass ich glaube, dass du die ganze Zeit enthaltsam warst.«
Sein grummelndes Lachen hallte wunderbar durch sie hindurch. »Nein, aber vertrau mir, da war nichts, worüber ich reden möchte. Ab und zu mal ein One-Night-Stand.«
Limos verspürte den intensiven Drang, jede seiner Sexpartnerinnen aufzustöbern und sie den Höllenhunden zum Frühstück vorzuwerfen.
»Was ist mit dir? Ich weiß ja, dass du mit niemandem zusammen sein konntest, aber hat dich denn nie jemand ein wenig in Versuchung geführt?«
»Nein.« Lüge .
Der Dunkle Herrscher persönlich hatte sie in Versuchung geführt. Obwohl die mündliche Verlobung stattgefunden hatte, als sie noch ein Kleinkind war, war sie, als die Zeit gekommen war, den schriftlichen Vertrag auszuhandeln, in seine Kammer stolziert wie eine Königin – mit der festen Absicht, sich den König aller Dämonen zu angeln. In dem Moment, in dem sie ihn zum ersten Mal zu Gesicht bekommen hatte, war sie von Lust überwältigt worden, und ihre Begierde war durch die Angst nur noch gesteigert worden. Eine mystische Aura hatte ihn umgeben, und jeder, der in den Einflussbereich dieser Aura geriet, wurde von seiner unvorstellbaren Macht und überhöhten Sinnlichkeit berauscht. Und Limos war da keine Ausnahme gewesen.
Männer und Frauen erlagen ihm gleichermaßen, ebenso wenig imstande, sich seiner Anziehungskraft zu entziehen, wie der Mond der Schwerkraft der Erde widerstehen konnte. In ihrem gesteigerten Gefühlszustand war sie auf all die nackten Frauen eifersüchtig, die sich um ihn herum in Orgien ergingen, war von Mordgedanken gepeinigt gewesen, wenn sie ihn berührten. Sie hatte sogar zusehen müssen, wie sich Lilith ihm hingab.
Doch Limos hatte er nicht berührt. Es waren nicht einmal seine Hände gewesen, die den Keuschheitsgürtel um ihren Körper befestigt hatten. Damals war sie vor Wut außer sich gewesen. Heute war sie dafür nur unglaublich dankbar.
Das Problem war nur, dass sie viel zu lange gebraucht hatte, um zu dem Punkt zu kommen, an dem sie dankbar war. Hunderte von Jahren, nachdem ihre Brüder und sie verflucht worden waren, hatte sie Pläne geschmiedet, wie sie die Apokalypse in Gang setzen und ihre Brüder ihrem Ehemann als Hochzeitsgeschenk präsentieren könnte. Sie war ein Dämon gewesen, in jedem Sinne des Wortes. Sie hatte ihrer Erziehung alle Ehre gemacht, jeden belogen, dem sie begegnete, einschließlich ihrer Brüder. Sie hatte Ränke geschmiedet, Verschwörungen angezettelt, war ihnen bei jeder sich nur bietenden Gelegenheit in den Rücken gefallen.
Und sie hatten sie mit offenen Armen begrüßt.
Sie hatten nicht gewusst, dass jedes Wort aus ihrem Mund eine Lüge war, dass sie hinter all den
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