Eternal Riders: Limos (German Edition)
ausgezeichneten Idee. Ihre zitternden Finger warfen eins der Gläser um, aber es gelang ihr, es aufzufangen, ehe es am Boden aufkam. Die Tür öffnete sich, und sie tat ihr Bestes, um nicht noch mehr zu zittern, als Than hereinkam und ihr sanft das Glas abnahm.
Sie konnte ihn nicht ansehen, konnte nicht zulassen, dass er in ihren Augen sah, welchen höllischen Schreck ihr die Begegnung mit dem Tod eingejagt hatte. Als Wächterin hatte sie schon öfter Situationen erlebt, in denen es um Leben und Tod ging, als sie zählen konnte, aber diesmal hatte sie zum ersten Mal gefühlt, wie sie starb.
Sie schluckte krampfhaft und zeigte auf den Honigwein. »Öffnen?«
»Verdammt«, murmelte er. Dann löste er das Wachssiegel vom Flaschenhals. »Wo hast du den denn gefunden?«
»V-Vampir«, sagte sie und hasste sich für das Stottern.
Ein tröstliches Gluckern erfüllte das Zimmer, als er einschenkte. Dann nahm er ihre Hand, drückte ihr das Glas in die Handfläche, schloss die Finger darum und führte den Rand an ihren Mund.
»Trink«, sagte er leise und neigte das Glas, als es ihre Lippen berührte.
Die rote Flüssigkeit war würzig und weich und füllte ihren Mund wie Balsam, beruhigte ihre Nerven, schon ehe sie geschluckt hatte. »Das … waren deine Seelen?«
»Ja.« Nachdem er sich selbst ein Glas eingeschenkt hatte, trat Thanatos zurück. Er nahm zwei große Schlucke, ehe er fortfuhr. »Wenn ich wütend bin, können die Seelen, die in meinem Panzer leben, ausbrechen. Sie wollen nur eins: töten.«
»Warum?«
»Wenn sie jemanden töten, muss ich sie freilassen.«
Sie erschauerte, als sie an den Schmerz dachte, den dieses Ding ihr bereitet hatte, als es versucht hatte, sie von innen auseinanderzureißen. War das dasselbe, was ihre Opfer erleben würden, wenn sie ihre Fähigkeit einsetzen würde? Fühlten sie ebenfalls, wie das lebendige Licht ihnen die Seele aus dem Leib riss? Sie nahm einen weiteren Schluck von ihrem Wein, und zu der Wärme, die sich in ihr ausbreitete, gesellte sich ein angenehmes Prickeln. »Wie gelangen sie denn in deinen Panzer?«
»Jedes Mal, wenn ich töte, wird die Seele des Toten hineingesaugt.« Seine Stimme klang so beiläufig, dass es ihr eiskalt über den Rücken lief. Nichts fiel ihr so schwer, wie über ihre eigene Seelensaug-Fähigkeit zu sprechen, während er genauso gut über den nächsten Einkauf hätte reden können. »Seelen machen meinen Panzer stärker.«
»Und dann hängen sie da einfach so rum und warten darauf, dass du wütend wirst?«
»Oder darauf, losgelassen zu werden. Ich kann sie in einer Schlacht loslassen oder um zu tun, was ich ihnen befehle.«
Hmm. »So ähnlich wie diese Geister im dritten Teil von Herr der Ringe ?«
Sein Lächeln war umwerfend, aber seine Augen wirkten traurig. »So in der Art.«
»Und warum sind sie nicht alle rausgekommen?«
»So wütend war ich nicht.«
Sie erschauerte. »Ich glaube nicht, dass ich das sehen möchte.«
»Nein, das möchtest du ganz bestimmt nicht.« Eine blonde Augenbraue hob sich, und das silberne Piercing glänzte im Feuerschein. »Willst du mir nicht von deiner kleinen Überraschung erzählen?«
Ihr Glas blieb in der Luft stehen, ehe es ihre Lippen erreichte. »Eigentlich nicht.«
Ein glitzernder Tropfen Honigwein hing an seiner vollen Unterlippe. Er zog ihren Blick wie magisch an und entzündete eine winzige Flamme der Begierde. Der Alkohol selbst war stark und mit exotischen Gewürzen versetzt, aber um wie vieles besser würde er schmecken, wenn er von Thanatos’ Lippen genossen würde? Ihr blieb die Luft weg, als er den Tropfen ableckte. Gott, wie konnte er so etwas Einfaches und Normales so sexy aussehen lassen?
»Ares würde dir befehlen zu sprechen«, sagte er nachdenklich. »Reseph würde dir die Antwort mit seinem Charme entlocken. Limos …« Seine Stimme wurde rau und kantig. »Sie würde dir so lange auf die Nerven gehen, bis du ihr alles erzählst, nur damit sie endlich die Klappe hält.«
»Und du?«
Seine Augen funkelten. »Meine Spezialität ist die Folter.«
Aber natürlich. Ihre Hand wanderte zu ihrer Jackentasche, in der sie ihr S’teng verstaut hatte. »Hast du vor, mich zu foltern?«
»Hast du vor, mir zu verraten, was du bist?« Er führte das Glas an die Lippen und betrachtete sie über den Rand hinweg. »Und bilde dir bloß nicht ein, dass deine kleine Aegis-Waffe gegen mich etwas auszurichten vermag.«
Kleine Aegis-Waffe? Arroganter Mistkerl. »Ich bin zu hundert Prozent ein
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