Eternal Riders: Limos (German Edition)
den Teil aus, in dem Pestilence wie an einem Milchshake an ihm genuckelt und Arik gezwungen hatte, im Gegenzug von ihm zu trinken, mit der merkwürdigen Nebenwirkung, dass er jetzt in der Lage war, Spione zu wittern und sie mit einer einzigen Berührung zu töten.
Wenn sie das wüssten, würden sie ihn beim R- XR auf der Stelle an einem Seziertisch festschnallen und aufschneiden.
Das Gute an all diesen Befragungen und Tests war, dass es ihn von dem ablenkte, was er Runa angetan hatte. Shades Worte gingen ihm einfach nicht aus dem Kopf – ein brutaler Hieb gegen die Innenseite seines Schädels, den er wohl verdient hatte. Er hatte geschworen, Runa zu beschützen. Er hatte geschworen, niemals das Ungeheuer zu werden, das ihr Vater gewesen war. Und was hatte er getan? Er hatte sich in das Ungeheuer verwandelt, das sie in ihren Albträumen heimsuchte, bis Shade sie ihr nahm. Jetzt fragte sich Arik, ob er möglicherweise alles kaputt gemacht hatte, was Shade für Runa getan hatte.
Es spielte keine Rolle, dass er Runa angegriffen hatte, als er nicht bei Sinnen war. Ihr Vater hatte ihnen die brutalste Prügel angedeihen lassen, wenn er nicht bei Sinnen war. Das war keine Entschuldigung, und Arik hatte nicht vor, es in seinem Fall als Entschuldigung vorzuschieben.
Mann, er brauchte dringend Urlaub, aber immer wenn er an Urlaub dachte, reisten seine Gedanken an einen tropischen Strand, der verdächtig nach Hawaii aussah, inklusive einer gewissen schwarzhaarigen Schönheit. Nicht, dass er in absehbarer Zeit irgendeine Reise unternehmen würde. Sie hatten ihn aus der medizinischen Einrichtung des R- XR entlassen und in einen der Schlafsäle von Fort McNair gesteckt, und auch wenn es ihm freistand, innerhalb des Geländes zu kommen und zu gehen, wie er wollte, war es ihm nicht gestattet, den Stützpunkt zu verlassen.
Und das nervte. Er war Soldat, und die menschliche Rasse befand sich im Krieg. Er musste etwas tun. Musste für sein Team kämpfen, das Team Menschen, nicht das Team Reiter. Sicher, sie waren auf derselben Seite, aber eindeutig nicht im selben Team.
Allerdings war es toll gewesen, an Limos’ Seite gegen die Khnive zu kämpfen. Sie hatte ihm Rückendeckung gegeben, und ihre Bewegungen hatten auf eine Weise harmoniert, wie er es sonst nur mit Decker erlebt hatte.
Er merkte, dass er sich die Brust rieb, als ob er versuchte, sein wehes Herz zu trösten. Was sollte der Scheiß? Hatte sein Aufenthalt im Alcatraz der Dämonenwelt ihn in einen liebeskranken Jüngling verwandelt? Widerlich.
Ein lautes Klopfen an seiner Tür riss ihn aus seinen erbärmlichen Gedankengängen. Ky und Decker kamen hereinspaziert, ohne dass er die Gelegenheit gehabt hätte, sie dazu aufzufordern. Er verzieh ihnen, weil er dringend an etwas anderes als an Limos und Runa denken musste. Und weil sie Bier mitgebracht hatten.
Decker zog eine Flasche Bud aus dem Sechserpack und warf sie Arik zu. »Du kannst dem Hinterwäldler das Land wegnehmen …«, sagte Arik.
»… aber du darfst ihm nie das Bud wegnehmen«, beendete Kynan den Satz.
Decker zeigte den beiden den Vogel. »So wie ich das sehe«, sagte er mit breitem Südstaatenakzent, »kannst du entweder warmes Wasser aus der Leitung trinken oder aber ein eiskaltes Budweiser.« Er hielt das Sixpack – minus eins – hoch und ließ es vor Kynans Nase baumeln.
»Ja, ja, jetzt gib schon her. Aber glaub ja nicht, dass ich demnächst anfange, mir NASCAR -Rennen anzusehen oder so was.«
»Ich sag dir was, die Kurzstreckenrennen würden dir gefallen«, murmelte Decker und warf ihm ein Bier zu.
»Nur, wenn Dämonen am Steuer sitzen«, sagte Kynan.
Decker zuckte die Schultern. »Es gibt da so Gerüchte über die Busch-Brüder. Die sind echt komisch. Und Jimmy Johnson. So oft, wie der gewinnt, das ist echt nicht mehr normal.«
Kynan verdrehte die Augen und setzte sich auf einen von zwei Stühlen, und Arik nahm den anderen. Wie in den guten alten Zeiten warf sich Decker aufs Bett, wo er es sich gemütlich machte, als wäre er hier zu Hause. Ihre Freundschaft war immer ungezwungen gewesen. Sicher, es hatte auch mal Spannungen gegeben, aber die gab es doch in jeder Beziehung. Arik wäre nie in den Sinn gekommen, dass vielleicht noch eine andere Art Beziehung für ihn wichtig werden könnte – nicht, wo er gute Freunde hatte und von einer engen militärischen Gemeinschaft umgeben war.
Ja, alles war wie immer. Natürlich. Und doch … wurde er das Gefühl nicht los, dass etwas fehlte.
Dir
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