Eternal Riders: Limos (German Edition)
verwandelten sich in ihren Adern und auf ihrer Zunge mit einem Schlag in Gift. »Schlag mich«, fauchte sie. »Tu mit mir, was die Dämonen dir angetan haben. Räche dich an mir. Jetzt gleich.« Er starrte sie an, als wären ihr plötzlich Hörner gewachsen, was irgendwie passend war. Die ganze dämonische Bösartigkeit in ihr trieb mit einem Schlag an die Oberfläche, als das Gewicht vieler Jahrhunderte voller Lügen und Schmerz sie niederdrückte und sich die eintätowierte Waage zugunsten der bösen Seite neigte. »Bist du taub? Brich mir die Knochen, Arik. Lass mich bluten. « Sie schubste ihn so fest, dass er rückwärts taumelte. »Oder schlägst du nur deine Schwester?«
Dies war ein Tiefschlag, der die Waagschale des Bösen so tief hinunterzog, dass sie das Gefühl hatte, jeden Moment umzukippen, so groß war das Böse in ihr, das wie ein Krebsgeschwür in ihrer bösen Hälfte wucherte. Irgendwo tief in ihr schrie ihre Engelshälfte vor Verzweiflung auf.
»Hör damit auf.« Arik war leichenblass geworden, seine Haut glänzte wächsern. »Was stimmt denn bloß nicht mit dir?«
»Das habe ich verdient.« Das war es, wonach sie sich sehnte. Verlangen überspülte sie, das Verlangen, vor lauter Spaß und Gefahr und Schmerz den Verstand zu verlieren. »Verdammt noch mal, Arik, warum musst du so stur sein!« Sie öffnete ein Höllentor, aber ehe sie hineintreten konnte, packte er ihren Arm.
»Wo gehst du hin?«
Seine Hand auf ihrer Haut war wie Balsam: Er glättete ihre Kanten, und die ölige Wut, die ihr Inneres gepackt hatte, ließ nach. Sogar ihre Waage verlagerte sich ein wenig. »Nach Sheoul. Ich … muss.«
»Du musst –« Harsch sog er die Luft ein. »O mein Gott. Du bestrafst dich selbst. Darum geht es hier also?«
Ja, darum ging es. Immer wenn sie Angst hatte oder Stress, oder wenn Menschen Hunger litten, strebte sie danach, sich selbst zu verletzen, indem sie die waghalsigsten Risiken einging. Sie führte sich in höchstem Maße dumm und selbstzerstörerisch auf, aber es gefiel ihr nicht, dass Arik das erkannt hatte. Sie hasste es, dass er sie durchschaut hatte.
»Das ist ein Teil meines Fluchs«, sagte sie mit ausdrucksloser Stimme.
»Dich selbstdestruktiv zu verhalten? Aus den Augen zu verlieren, was wirklich wichtig ist? Sich wie ein totaler Idiot aufzuführen?«
Seine Hand lag immer noch auf ihrem Arm, sein Daumen zog kleine Kreise über ihre Haut. Sie hasste die Leichtigkeit, mit der er sie durchschaute und ihre Lügen anprangerte, und dennoch liebte sie es, wie er sie allein durch seine Berührung, seine Stimme, seine bloße Gegenwart besänftigen konnte.
»Ja«, seufzte sie. Gott, manchmal verachtete sie sich selbst. Sie verachtete die dämonische Hälfte in sich, gespeist aus einer Quelle des Bösen, die so tief hinabreichte, dass sie niemals austrocknen würde. »Du hast recht. Ich bin eine Idiotin. Was ich da über deine Schwester gesagt habe, das hab ich nicht so gemeint.« Ihre Waagschalen fanden zu ihrem Gleichgewicht zurück, und sie sog gierig die Luft ein, als ob sie kurz vor dem Ertrinken gestanden hätte.
»Und was ist mit dem, was du vorhin gefaselt hast, von wegen, du bist mir noch was schuldig?«
Sie schloss die Augen und kämpfte gegen den Wunsch an zu lügen, aber nicht, weil ihre Natur eine Lüge verlangte, sondern weil die Wahrheit bedeutete, einen Teil von ihr zu entblößen, den zu zeigen sie nicht gewohnt war.
»Ich schulde dir tatsächlich noch etwas, aber das ist nicht der einzige Grund, warum ich dich … dich … ausziehen wollte.« Ihre Wangen erhitzten sich, und sie fragte sich, welchen Rotton sie wohl angenommen haben mochten.
»Und was ist der andere Grund?«
»Weißt du noch, wie ich dich gefragt habe, wie viele Frauen du schon geküsst hast?« Sie öffnete die Augen. »Antworte mir jetzt.«
»Warum?«
»Weil ich es wissen will.«
Er sah sie mit zusammengekniffenen Augen an. »Nein, willst du nicht.«
»Siehst du«, sagte sie still. »Du willst es mir nicht sagen, weil es mich verletzen würde, stimmt’s?« Als er nicht antwortete, nickte sie nur. »Aber wenn ich es wirklich unbedingt wissen wollte, dann würdest du mir die Wahrheit sagen.«
Die Muskeln in seinem Unterkiefer zuckten, bis er schließlich ein »Ja« hervorpresste. Ein Blitz zuckte über den Himmel, und es schien eine halbe Ewigkeit zu dauern, ehe der Donner folgte.
»Du bist ein guter Mensch, Arik. Es fällt dir leicht, ehrlich zu sein. Und die zu beschützen, die dir nahe stehen.
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