Eternally - Cach, L: Eternally
ihr Gesicht einen angstvollen Ausdruck. Sie streckte die Hände aus und versuchte, Caitlyn zu erreichen. »Caitlyn! Geh nicht weg!«
»Wach auf! Caitlyn, Zeit aufzustehen!«, rief ihr Vater und rüttelte sie stärker.
»Mammmaa!«, stöhnte Caitlyn und wurde gegen ihren Willen in die Welt des Wachseins gezerrt. Ihre Mutter verschwand, und sie öffnete die Augen.
Ihr Vater beugte sich über sie. Man sah ihm an, dass er zu wenig geschlafen hatte. Er richtete sich auf. »Wir müssen los. Du willst doch nicht dein Flugzeug verpassen, oder?« Er ging aus dem Zimmer und schloss die Tür hinter sich.
Caitlyn setzte sich auf und nahm die Tarotkarte vom Nachttisch. »Schicksal«, flüsterte sie und fuhr mit der Fingerspitze über den Rand des Schicksalsrads. Die anderen Bilder aus ihrem Traum verblassten schnell, ebenso begann sie die Dinge zu vergessen, die ihre Mutter gesagt hatte. Sie griff nach ihrem Skizzenbuch und zeichnete die Tarotkarten, die ihre Mutter für sie ausgelegt hatte. Am deutlichsten stand ihr der Ritter der Kelche vor Augen.
»Ich wusste, dass du irgendwo da draußen bist«, flüsterte Caitlyn dem Ritter zu, während sie mit ein paar schnellen Strichen seinen Helm mit Flügeln krönte.
»Caitlyn!«, rief ihr Vater vom Flur. »Komm! Wir müssen gehen.«
Mit einem Lächeln auf den Lippen steckte sie das Skizzenbuch in ihren Rucksack. Dank ihrer Mutter fühlte sie sich endlich bereit zu gehen.
Es war an der Zeit, ihrem Schicksal zu begegnen.
Kapitel 3
21. JANUAR, SÜDWESTFRANKREICH
C aitlyn starrte auf den breiten rosafarbenen Nacken des Fahrers, von dem weiße Haare abstanden wie die Borsten eines Schweins. Er roch nach Wolle und Tabak, und die Gerüche erfüllten den überheizten Mercedes. Seit er sie mittags am Flughafen von Bordeaux abgeholt hatte, hatte er kein Wort mit ihr gesprochen. Seine Mitteilungen beschränkten sich auf Grunzen und Kopfbewegungen. Er kam ihr vor wie einer dieser bösen Gehilfen in einem James-Bond-Film, und sie hatte das beunruhigende Gefühl, dass er sie in ihr Verderben fuhr.
Während des Flugs von Oregon nach Bordeaux in Frankreich, bei dem sie dreimal umsteigen musste, hatte sie nur wenig geschlafen. Sie war benommen vor Schlafmangel. Hinzu kamen die Zeitverschiebung und das bedrückende Gefühl, alles und jeden hinter sich gelassen zu haben, der ihr vertraut war. Zuerst hatte sie noch Trost in dem Traum von ihrer Mutter gefunden, doch nun war sie nur noch erschöpft von den engen Flugzeugsitzen, den Zwischenlandungen und dem Umherirren auf Flughäfen, um ein anderes Flugzeug zu besteigen. Ihr war schlecht, und an einem Augenlid hatte sie ein nervtötendes Zucken, das nicht mehr aufhörte. Es fühlte sich an, als würde eine Motte gegen ihren Augapfel flattern.
Sie war noch nie von einem Chauffeur irgendwohin gebracht worden, und sie hatte noch nie in einem Mercedes gesessen. Beim Einsteigen hatte sich Caitlyn wie ein Filmstar gefühlt, sich auf dem Flughafenparkplatz umgeblickt und gehofft, jemand würde sie sehen: Caitlyn Monahan aus Spring Creek, Oregon, wurde in einem Mercedes chauffiert! Aber niemand hatte sie beachtet, und das kurze Hochgefühl, das die Ledersitze und der uniformierte Fahrer ausgelöst hatten, war schnell verflogen. Spätestens in dem Moment, als sie beim Verlassen des Flughafens zum ersten Mal das wirkliche Frankreich gesehen hatte.
Bislang war es genauso grau, verregnet und trostlos wie Oregon vor zweiunddreißig Stunden. Bordeaux lag an der Südwestküste und etwa vierhundertfünfzig Kilometer von Paris entfernt. Der Fahrer war auf eine Umgehungsstraße gefahren und dann Richtung Osten aufs Land, vorbei an winterlich kahlen Weinbergen, sanft gewellten Feldern und niedrigen, baumbestandenen Hügeln.
Die Fortuna-Schule lag gut eine Autostunde entfernt oberhalb des Flusses Dordogne in einer Region namens Périgord Noir – noir , schwarz, wegen der vielen dunklen Eichen- und Pinienwälder. Caitlyn hatte in einem Reiseführer von den prähistorischen Höhlenmalereien in Lascaux und Les Eyzies gelesen, die über fünfzehntausend Jahre alt waren und zu den frühesten Kunstwerken der Menschheitsgeschichte gehörten. Die Gallier waren auch hier gewesen und die Römer, ebenso wie die Engländer, die während des Hundertjährigen Krieges gegen die Franzosen gekämpft hatten.
Trotz dieser offensichtlich interessanten und spannenden Historie war die Gegend so ländlich wie Spring Creek. Caitlyn war siebentausendfünfhundert Kilometer weit weg von
Weitere Kostenlose Bücher