Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eternally - Cach, L: Eternally

Eternally - Cach, L: Eternally

Titel: Eternally - Cach, L: Eternally Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Cach
Vom Netzwerk:
würde.
    Caitlyn spürte ein Kitzeln am Bauch und hob den Saum ihres Pullovers hoch. Etwas Sägemehl von der Reitbahn fiel auf ihre Oberschenkel. Sie klopfte es ab und sah mit Schrecken, dass es auf dem Orientteppich einen hellen Fleck bildete. Heimlich verrieb sie ihn mit ihrer Stiefelspitze.
    Als Caitlyn den Kopf hob, um zu sehen, ob jemand sie dabei beobachtet hatte, fiel ihr Blick auf La Perla . Bianca wirkte amüsiert. Das ist nicht lustig , sagte Caitlyn im Stillen zu ihr. Ich werde vielleicht wegen dieser Pferdegeschichte von der Schule fliegen .
    »Caitlyn«, sagte Madame Snowe, »gibt es einen bestimmten Grund, warum du dieses Porträt anschaust?«
    »Was? Nein!« Sie drehte sich wieder um und richtete sich auf, um sich für die Standpauke zu wappnen, die Madame Snowe ihr bestimmt halten würde.
    Die Direktorin – in einem mitternachtsblauen Hosenanzug aus Shantung-Seide – saß auf dem Rand ihres Tisches, verschränkte die schlanken Beine und blickte auf Caitlyn hinab. »Würdest du mir bitte deine Version der Geschichte erzählen?«
    »Es tut mir so leid! Ich weiß nicht, was über mich gekommen ist.«
    »Es ist etwas ›über dich gekommen‹?«
    »Ich schwöre, ich wollte nicht ungehorsam gegenüber Madame Pelletier sein oder ohne Sattel reiten! Ich wollte aber so gerne reiten, und ich dachte, man würde es mir nicht erlauben, und dann … «
    »Und dann?«
    Angst verschlug Caitlyn die Sprache und sie schwieg. Sie dachte daran, wie ihr Vater und Joy immer reagiert hatten, wenn sie von ihren lebhaften Träumen erzählte, die sich so echt anfühlten, dass sie sie manchmal mit der Realität verwechselte und behauptete, Dinge getan zu haben, die sie sich in Wahrheit nur eingebildet hatte. Ihre Eltern hatten sie anfangs beschuldigt zu lügen, aber nach einer Weile begannen sie zu befürchten, dass mit ihr etwas nicht stimmen könnte. Vielleicht war sie schizophren und konnte nicht mehr unterscheiden, was real war und was nicht? Ein Psychiater, mit dem ihre Eltern gesprochen hatten, sagte, es könnte ein möglicher Hinweis auf Schizophrenie sein, dass Caitlyns Symptome erstmals in der Pubertät aufgetreten waren.
    Caitlyn hatte sich angewöhnt, ihre Träume nur noch den Seiten ihres Tagesbuchs anzuvertrauen.
    »Und dann habe ich ein einfaches Zaumzeug gemacht, bin auf Rosamund gestiegen und losgeritten«, sagte Caitlyn tonlos.
    »Woher wusstest du, wie man ein Zaumzeug macht?«
    »Ich wusste es nicht. Aber mit einem Mal konnte ich es.«
    »Jemand muss es dir irgendwann einmal gezeigt haben. Madame Pelletier sagt, du hast eine improvisierte Hackamore gemacht.«
    Caitlyns Herz machte einen Satz. »Was ist das?«, fragte sie. Sie hatte aus einem ihrer Träume etwas Reales gelernt?
    »Das ist eine gebisslose Zäumung, die meist beim Westernreiten verwendet wird. Es sieht so aus, als hättest du schon mal eine gemacht oder gesehen, wie jemand eine macht.«
    Caitlyn zuckte mit den Schultern und versuchte angestrengt, sich ihr Interesse nicht anmerken zu lassen. Dies wäre nun schon das zweite Mal, dass sie eine reale Information aus einem ihrer Träume bekommen hätte!
    »Und dann deine Reitkünste. Madame hat zugegeben, dass sie deinen Sitz bewundert habe, wenn sie nicht so erschrocken gewesen wäre und so viel Angst um dich gehabt hätte. Du seist mit natürlicher Anmut geritten, sagte sie. Bis du gestürzt bist, natürlich.« Madame Snowe hob mit ihren langen, kalten Fingern Caitlyns Kinn und zwang sie, ihr in die Augen zu sehen. » Alors . Sag mir die Wahrheit. Du bist schon mal geritten.«
    Caitlyn stand auf dem schmalen Grat zwischen Wahrheit und Lüge und wusste nicht, ob das eine oder das andere sie retten würde. Allerdings warnte Madame Snowes eindringlicher Blick sie, dass sie eine Lüge ahnen würde. Caitlyn hatte fast das Gefühl, ihren Willen zu spüren, der sie dazu zwang, die Wahrheit zu sagen. »Nur in meinen Träumen«, flüsterte sie.
    »Aha?« Madame Snowe ließ Caitlyns Kinn los. »Das müssen sehr lebhafte Träume sein.«
    Caitlyn nickte.
    »Und hast du auch Träume, in denen du andere Dinge lernst als sattellos auf einem Pferd zu reiten?«
    Caitlyn dachte an Raphael und schüttelte den Kopf. Sie wollte ihn nicht mit der Schulleiterin teilen. »Das heißt, ich weiß es nicht. Wie jeder erinnere ich mich meist nur an Bruchstücke meiner Träume.«
    Madame Snowe tippte sich mit der Fingerspitze auf die Unterlippe und dachte nach. »Vermutlich könnte Kryptomnesie die Erklärung für deine

Weitere Kostenlose Bücher