Eternally - Cach, L: Eternally
»Interessant. Was, glaubst du, bedeutet das?«
Caitlyn zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht. Es ist irgendwie komisch, oder? Warum ist das Herz nicht verbrannt?«
»So etwas ist vorgekommen. Der Komponist Chopin zum Beispiel wurde eingeäschert, aber sein Herz blieb von den Flammen unberührt. Manche halten das für ein Zeichen göttlichen Schutzes. Was geschah mit dem Herz in deinem Traum, nachdem der alte Mann es genommen hatte?«
Caitlyn wendete den Blick ab. »Ich weiß es nicht.«
»Hast du gar keine Idee?«
Wieder der Druck. »Es wurde in ein Kristallkästchen gelegt.«
»Und was passierte mit dem Kristallkästchen?«
Caitlyn presste die Lippen zusammen. Sie wollte es nicht sagen. Raphael wollte nicht, dass irgendjemand es wusste. Was, wenn das Herz immer noch hier war, unter dem Stein im Keller? Es wäre nicht recht, wenn Madame Snowe es bekäme.
»Du musst gesehen haben, wie das Kästchen irgendwohin gebracht wurde. Vielleicht wurde es an einem sicheren Ort versteckt?«
Der Druck in Caitlyns Kopf wurde stärker, aber sie schüttelte ihn ärgerlich ab. Sie würde Raphaels Vertrauen auf keinen Fall missbrauchen. »Ich weiß nicht, wo es ist!«
Madame Snowe kniff die Augen zusammen. »Ich glaube, du sagst mir nicht die Wahrheit, Caitlyn.«
»Ich weiß nicht, wo es ist«, beharrte sie.
Wieder schien es, als wollte Madame Snowe in ihren Kopf einzudringen, aber Caitlyn blieb auf der Hut. Sie würde der starken Persönlichkeit der Schulleiterin nicht nachgeben.
»Gibt es eine symbolische Bedeutung des Traumes mit dem Herz?«, versuchte sie abzulenken. »Ich meine, psychologisch gesehen.«
Madame Snowe zuckte mit den Schultern und hörte auf, so eindringlich zu schauen. Offenbar war sie bereit, Caitlyn dieses Duell gewinnen zu lassen. »Wenn du wissen willst, ob Dinge oder Ereignisse in Träumen festgelegte Bedeutungen haben, lautet die Antwort Nein. Die Deutung hängt von demjenigen ab, der träumt, also von dir. Andererseits hat die Menschheit universelle Archetypen.«
»Universelle was?«
»Archetypen. Das sind urtümliche Bilder, die Grunderfahrungen des Menschen ausdrücken und uns allen angeboren sind. Zum Beispiel Begriffe wie ›Mutter‹ und ›Gott‹. Oder wie in diesem Fall ›Herz‹. Was fällt dir zu Herz ein?«
»Gefühle.«
Madame Snowe nickte ermunternd.
»Liebe. Gebrochenes Herz.« Caitlyn dachte nach. »Leben. Seele. Ich meine, wenn es eine Seele gibt, wo sollte sie anders sein als im Herzen?«
»Eine mögliche Interpretation dieses Traums wäre also, dass du eine schwierige Zeit durchmachst, vielleicht sogar eine Zerstörung deines alten Selbst erfährst – symbolisiert durch die Verbrennung auf dem Scheiterhaufen – , aber dass ein wesentliches Element von dir überlebt.«
Caitlyn war überrascht. Dies war eine sehr positive Sichtweise auf etwas, das ein grauenhafter Albtraum gewesen war. »Glauben Sie, dass es das bedeuten könnte?«
»Es kommt nicht darauf an, was ich denke. Was zählt, ist, was der Traum für dich bedeutet.«
»Huh.«
Madame Snowe lächelte. »So ist es.«
Caitlyn drehte sich um und betrachtete das Gemälde. »Haben Sie dieses Porträt aus einem bestimmten Grund hier hängen?«, fragte sie.
»Abgesehen davon, dass es ein außergewöhnliches Kunstwerk ist?«
Caitlyn nickte.
»Ich habe es geerbt.«
»Bianca hat also nichts mit der Fortuna-Schule oder der Burg zu tun?«
Ein schwaches Lächeln umspielte Madame Snowes Mund. »Mir gefällt die Vorstellung, dass sie eine Schutzheilige ist.«
Caitlyns Ansicht nach war Bianca eine eher furchterregende Schutzheilige. Sie wünschte, es gäbe eine einfache Möglichkeit, die Dinge, die sie in ihren Träumen gesehen hatte – so wie die Sonnenuhr – , mit der Wirklichkeit abzugleichen. »Äh … mich interessiert die Geschichte der Burg. Haben Sie vielleicht Bücher darüber? Ich kann im Internet nicht viel darüber finden.«
»Welcher Aspekt der Geschichte interessiert dich? Die früheren Besitzer der Burg? Ihre Rolle im Hundertjährigen Krieg?«
»Äh, ja. Aber auch, wie sie gebaut wurde, ob sie umgebaut wurde, ob es Anbauten gibt. War sie auch mal eine Ruine? Mussten Sie viel verändern, um eine Schule daraus zu machen?«
Madame Snowe sah sie argwöhnisch an. »Ich wusste gar nicht, dass du dich für Architektur interessierst.«
»Ich habe nie irgendwo gelebt, wo die Architektur interessant gewesen wäre. Da, wo ich herkomme, sind Gebäude aus dem Jahr 1920 historische
Weitere Kostenlose Bücher