Eternally - Cach, L: Eternally
Französisch geführten Gespräch gesagt hatten: dass Caitlyn vielleicht ein verrotteter Ast war.
»Du meinst eine genetisch bedingte Anfälligkeit für eine Krankheit? Nein.«
»Da bin ich froh!«
»Die Wissenschaft der Genetik steckt natürlich noch in den Kinderschuhen, und dies war nur ein simpler Standardtest. Das Ergebnis ist keine Garantie für eine lange Gesundheit.«
Caitlyn blickte finster. »Warum macht man ihn dann?«
»Weil ein bisschen Information besser ist als gar keine. Das Leben gibt dir keine einfachen Antworten, Caitlyn. Es erfordert Geduld, Konzentration und einen offenen, intelligenten Geist, um die Teile eines Puzzles zu sammeln und sie zu einem stimmigen Ganzen zusammenzusetzen. Nichts, was es wert ist zu wissen, ist je leicht zu erlernen. Ich hoffe, dass du dir diese Haltung auch zu Herzen nimmst, was deinen Französischunterricht angeht.«
» Oui , Madame.«
»Ich glaube nicht, dass ich dich daran erinnern muss, welche Konsequenzen es hat, wenn du in einem Fach durchfällst.«
Caitlyn schüttelte den Kopf.
»Gut.« Madame Snowe lächelte, was allerdings eher bedrohlich als freundlich aussah. »Du kannst gehen.«
Caitlyn nahm ihre Tasche und das Album und ging zur Tür. Sie blickte zu Bianca auf, die so wissend wie immer aus ihrem Rahmen herablächelte. Caitlyn sah La Perla böse an.
»Caitlyn?«, rief Madame Snowe ihr nach.
Caitlyn zuckte zusammen und wandte sich um. »Ja?«
»Vergiss nicht, mir jede Woche dein Tagebuch zu schicken. Ich kann dir nur helfen, wenn du mich in deinen Kopf blicken lässt. Geheimnisse zu haben wäre nicht in deinem Interesse.«
»Nein, Madame, ich weiß.«
Aber wann hatte sie jemals getan, was gut für sie war?
Kapitel 20
I n dieser Nacht saß Caitlyn mit dem schweren Lederalbum an ihrem üblichen Tisch im Großen Salon. Sie war ganz allein. Naomi war noch nicht aufgetaucht, sie versuchte meistens erst einmal einzuschlafen und stand nur wieder auf, wenn sie wusste, dass es hoffnungslos war.
Caitlyn verwünschte wieder einmal ihre miserablen Sprachkenntnisse, als sie das Album durchsah. Es gab ein altes Foto von der Bibliothek, auf dem die Decke mit Farbresten bedeckt war. Einige davon schienen Linien zu sein, die von einem Punkt in der Nähe des Buntglasfensters ausgingen. Auf einer Nahaufnahme der Decke konnte sie gerade noch die abgeblätterte Darstellung eines Steinmetzen erkennen, der einen Stein bearbeitete.
Unter jedem Foto stand ein handgeschriebener französischer Text. Caitlyn hatte ihr Wörterbuch aufgeschlagen und in ihrem Laptop-Browser gleich für mehrere Übersetzungsprogramme Lesezeichen gespeichert. Mit diesen beiden Hilfsmitteln und nach mehreren Stunden hatte sie eine ungefähre Ahnung davon, was dort geschrieben stand.
Neben einer Aufzählung der Schäden waren es Notizen darüber, was gerettet werden konnte und was nicht. Die letzten Sätze schienen zu bedeuten, dass der Erhalt der Decke unmöglich sein würde. Die Fresken waren dauerhaft beschädigt durch Wasser, das jahrzehntelang eingesickert war und den Verputz vom Untergrund gelöst hatte. Die verbliebenen Reste waren versehentlich von Handwerkern abgespachtelt worden, bevor sie dokumentiert werden konnten.
Es war nicht auszuschließen, dass einst eine Sonnenuhr an der Decke gewesen war. Was die Uhr jedoch über den Templerschatz aussagen konnte, war den Wasserschäden und den Spachteln der Handwerker zum Opfer gefallen.
Die Renovierungsarbeiten waren umfänglich gewesen und hatten Handwerksarbeiten erfordert, die, wie Caitlyn vermutete, ein Vermögen gekostet hatten: Maurer, die die Kamine, die Wasserspeier und eine Marmorstatue der Jungfrau Maria in der Kapelle instand setzten oder neu errichteten; Maler für die komplizierten Muster auf den Wänden und an der Decke der Großen Halle sowie für bemalte Stofftapeten in mehreren Räumen; Holzschnitzer und Schreiner für Vertäfelungen und Möbel; Handwerker für Buntglas, Schmiedeeisen, Stein, Kupfer. Die Liste war lang. Madame Snowes Urgroßmutter musste eine sehr reiche Frau gewesen sein, folgerte Caitlyn.
Es gab auch ein Foto von Antoine Fournier als sehr altem Mann, wie er das Gemälde der Fortuna Madame Snowes Urgroßmutter präsentierte. Mehrere Texte berichteten von der Geschichte des Gemäldes.
In den Siebzigerjahren des 19. Jahrhunderts war Fournier ein verarmter Künstler gewesen, der einen Gönner und einen Ort zum Leben gesucht hatte. Der Freund eines Freundes überredete den Besitzer des Château de la
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