Eternally - Cach, L: Eternally
Gesicht und schloss die Augen, um den Moment des puren Glücks auszukosten.
Sie würde von Spring Creek weggehen. Entgegen aller Wahrscheinlichkeit hatte sie die »Verlasse das Gefängnis«-Karte bekommen. Sie schickte ein riesiges Danke hinaus ins Universum, an welche Kraft auch immer, die die Fortuna-Schule veranlasst hatte, ihr vor gut zwei Monaten diese E-Mail zu schicken.
Plötzlich durchzuckte sie ein Schreck, und sie riss die Augen auf: Was wäre, wenn ihre Eltern sie nicht gehen ließen?
Sie schüttelte den Gedanken ab. Nein, sie würden froh sein, wenn sie wegging. Ihr Leben würde einfacher und glücklicher werden. Sie konnten sich auf die Jungs und ihren Sport konzentrieren, was sowieso alles war, was sie wollten.
Und Caitlyn würde in die Welt hinausziehen, wo es neue Menschen gab und Kultur und Geschichte und andere Denkweisen. Wo sie in einer Burg auf einem Felsen leben würde. Und wo sie vielleicht – vielleicht – Menschen finden würde, die so waren wie sie.
Und wenn sie ganz großes Glück hatte, würde sie den Jungen ihrer Träume finden: den, der nicht perfekt war, der aber, auf irgendeine Weise, perfekt war für sie .
So vieles würde nun möglich sein, und sie stellte sich Frankreich vor als eine Welt voller Sonne und Schlösser, Kunst und Lachen, und sie sah einen Jungen, der in ihre Seele schauen würde.
Sie würde Spring Creek verlassen, und ihr Leben würde sich von Grund auf ändern.
Kapitel 2
20. JANUAR
H atte sie etwas vergessen? Müde ließ Caitlyn den Blick über das Durcheinander in ihrem Zimmer wandern. Sie überlegte, was sie sonst noch in ihre Reisetasche packen sollte. Vor Müdigkeit und Anspannung konnte sie kaum mehr eine Entscheidung treffen.
Stofftier?
Nein. Das würde kindisch aussehen.
Lieblingsbücher?
Zu schwer.
Ihr Blick fiel auf die Pinnwand, und ihr Herz setzte einen Schlag aus. Wie hatte sie das vergessen können? Sie löste die Reißzwecken und nahm die Tarotkarte mit dem Schicksalsrad ab. Sie zeigte ein mit esoterischen Symbolen bedecktes Rad, das im Himmel schwebte. Es war umgeben von Fabelwesen: einer Sphinx, einer Schlange, dem ägyptischen Gott Anubis und vier geflügelten Wesen in den Ecken der Karte. Auf den Rand der Karte hatte ihre Mutter mit Kugelschreiber ein paar rätselhafte Worte geschrieben: »Das Herz in der Dunkelheit«.
Caitlyn hatte dies immer als Mahnung gegen depressive Anfälle interpretiert. Ein Onkel hatte ihr einmal erzählt, dass ihre Mutter unter Stimmungsschwankungen gelitten, zu düsteren Gedanken geneigt und sich manchmal völlig in sich selbst zurückgezogen hatte. Obwohl Caitlyn erst vier Jahre alt gewesen war, fragte sie sich heute, ob ihre Mutter damals bereits Anzeichen einer ähnlichen Persönlichkeit in ihr gesehen und versucht hatte – allerdings ohne Erfolg – , Caitlyn zu ermahnen, gegen ihre Veranlagung anzukämpfen.
Caitlyn hatte versucht, im Internet etwas über die Tarotkarte herauszufinden, sie hatte sogar einmal eine Wahrsagerin dazu befragt, aber nie eine Antwort auf die Frage bekommen, warum ihre Mutter sie ihr gegeben hatte. Die Hauptbedeutungen der Karte »Rad des Schicksals« waren »Schicksal« und »Veränderung«, eine Botschaft, die nicht zweideutiger – oder eindeutiger – sein konnte, wenn man sie jemandem an seinem Todestag hinterließ. Hatte ihre Mutter einfach gemeint: »Das ist mein Schicksal«, und dann die Worte über das Herz in der Dunkelheit auf die Karte geschrieben, damit Caitlyn nicht um sie trauerte?
Aber wer hinterließ einer Vierjährigen eine solche Botschaft? Nur eine Verrückte.
Mit der Karte in der Hand setzte sich Caitlyn auf den Bettrand, erschöpft vom Packen und ihrer Anspannung. Es war fast ein Uhr morgens, und in wenigen Stunden würde sie sich mit ihrem Vater auf die zweistündige Fahrt zum Flughafen machen. Im Haus war es still, ihre Eltern und ihre Brüder schliefen. Sie sollte auch schlafen, aber sie wusste, sie würde nur daliegen und auf die Uhr starren, wenn sie ins Bett kroch.
Sie hätte voller Freude sein sollen, weil der Tag endlich gekommen war und sie nun bald weggehen würde. Stattdessen wurde sie von Verlustgefühlen und Unsicherheit gequält. Ihre Freundschaft mit Sarah und Jacqui hatte seit dem Tag, an dem sie ihnen erzählt hatte, dass sie nach Frankreich gehen würde, Risse bekommen. Als sie klein waren, hatten sie, Sarah und Jacqui nie daran gezweifelt, dass sie für immer beste Freundinnen sein würden. Caitlyn hätte nie gedacht, dass diese
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