Eternity
seiner Mutter hieß es, sie sei ein Engel, und manche meinen, das könne möglicherweise …«
»Holtzman«, unterbrach Alaric ihn. Als Abraham aufblickte, zeigte er aufs Fenster. »Beeil dich ein bisschen.«
»Oh, natürlich«, erwiderte Holtzman und klappte zur Erleichterung
aller das Buch zusammen. »Auf jeden Fall hat Lucien einen Halbbruder …«
»Dimitri …«, warf Meena leise ein.
Abraham sah sie neugierig an, und sie erklärte: »Lucien hat es mir erzählt. Er mag seinen Bruder nicht besonders. Und er traut ihm auch nicht.«
»Nun ja, aus gutem Grund, würde ich sagen.« Abraham nickte. »Dimitri Antonescu, wie er sich selbst nennt, ist ein besonders böses Geschöpf. Seine Mutter war ehrgeizig, auf ihren Vorteil bedacht. Und nach dem, was ich gehört habe, ist der Sohn genauso. Er hat seine Frau ermordet, und er hat es seinem Bruder immer geneidet, dass er den Thron geerbt hat. Er war nie einverstanden damit, wie Lucien die Dinge gehandhabt hat, seit ihr Vater gestorben ist. Ich habe läuten hören, er möchte selbst gerne regieren …«
Jon blinzelte. »Sie glauben, Dimitri ist derjenige, der …«
»Er hat Stefan Dominic geschickt, um Ihre Schwester zu entführen, damit er etwas gegen Lucien in der Hand hat. Er will ihn dazu bringen, den Thron aufzugeben«, erwiderte Alaric.
»Er hat wahrscheinlich irgendwie herausgefunden, dass sein Bruder mit Ihnen … äh … zusammen ist, Miss Harper«, sagte Abraham. »Und dass Sie eine Verbindung zu Yalena hatten …«
»Ich habe ihr meine Visitenkarte gegeben«, murmelte Meena, die erst noch die Erkenntnis verdauen musste, dass sie ihren geliebten Hund und wahrscheinlich auch ihren Job verloren hatte, nur weil sie mit Lucien Antonescu geschlafen hatte.
Ihr ganzes Leben löste sich gerade in nichts auf.
Aber was war mit Lucien? Wo war er? Wusste er von den Ereignissen? War er in Sicherheit? Wenn sie ihn doch nur anrufen könnte!
»Ja, ja, natürlich«, sagte Abraham aufgeregt. »Sie haben wahrscheinlich ihre Karte bei Yalena gefunden und später die
Verbindung hergestellt. Ach du liebe Güte! Sie werden immer klüger, was, Alaric?«
»Sie können Gedanken lesen«, sagte Meena, der es ganz übel war. »Als ich Stefan gestern im Büro gesehen habe … ich habe ihn zwar nicht erkannt, aber er kam mir irgendwie so bekannt vor, und tief in meinem Innern wusste ich es wahrscheinlich. Er muss es gespürt haben … und meine Verbindung zu Lucien …«
Stöhnend schlug sie die Hände vors Gesicht. Alles war nur ihre Schuld. Sie war so dumm gewesen.
»Oh, nun, das erklärt ja alles«, sagte Abraham fast fröhlich. »Dann ist er also zu Dimitri gegangen …«
Jon unterbrach ihn. »Ich war im Aufzug mit diesem Stefan und seinem Agenten. Er hieß Dimitri.«
Einige Sekunden lang herrschte erstauntes Schweigen. Dann sagte Alaric langsam: »Sie sind mit einem der schlimmsten Vampire aller Zeiten im Aufzug gefahren. Dimitri Antonescu – oder Dracula – kommt seinem Vater an Grausamkeit, Perversion und Zügellosigkeit gleich. Sie haben Glück, dass Sie noch leben.«
Jetzt wurden Jon die Knie weich, und er musste sich setzen.
»Scheiße«, sagte er. Er war ganz blass geworden.
Meena konnte es ihm nicht verübeln. Sie wusste genau, wie er sich fühlte.
Aber ihr Mitgefühl erlosch, als er fragte: »Was ist mit unseren Sachen in der Wohnung? Sollen wir Sozialhilfe beantragen? Ich bezweifle, dass uns jemand glauben wird, wenn wir erklären, dass wir eine ganze Wohnung an einen Haufen kriegslustiger Vampire verloren haben.«
»Jon!«, schrie Meena entsetzt.
»Na ja.« Jon blickte sie an. »Wir sind gerade dabei, all unseren Besitz zu verlieren. Denk nur an deine neue Tasche. Das Ding war doch mindestens zwei Riesen wert.«
Als Jon die Tasche erwähnte, die Lucien ihr geschenkt hatte, war es mit Meenas Beherrschung vorbei. »Das ist doch lächerlich«, schrie sie und sprang auf. Hauptsächlich richtete sich ihre Wut gegen Alaric, der an der Küchentheke lehnte, die Arme über der breiten Brust verschränkt, den kleinen Mund auf Traubengröße zusammengezogen. »Sie müssen mich nach Hause gehen lassen!«
Es ging nicht um die Tasche. Marc-Jacobs-Taschen waren ihr im Moment völlig egal. Es ging um viel mehr. »Oder lassen Sie mich zumindest Lucien anrufen. Er kann dem ein Ende bereiten. Das kann er wirklich.«
»Das wollen wir aber nicht«, erwiderte Alaric.
»Was?« Das war das Verrückteste, was Meena den ganzen Tag über gehört hatte. »Warum nicht?«
»Es
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