Eternity
gut«, sagte sie rau. »Ich schwöre es. Ich sehe für Sie einen Tod voller Rauch, Dunkelheit und Feuer. So! Sind Sie jetzt glücklich?«
Seine Miene hellte sich auf. »Sehen Sie? Das ist gut zu wissen. Das gefällt mir.« Er boxte sie leicht vor das Schlüsselbein. »Wir müssen lernen, besser zu kommunizieren, wenn wir in Zukunft zusammenarbeiten wollen.«
»Was?« Perplex schüttelte sie den Kopf. »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie sprechen, Alaric. Warum sollten wir in Zukunft zusammenarbeiten? Ich versuche Ihnen doch gerade zu sagen, dass Sie keine Zukunft haben werden, wenn Sie jetzt da hinausgehen. Aber da Sie nicht auf mich hören wollen … lassen Sie mich wenigstens mitgehen.«
»O nein.« Alaric lachte humorlos.
»Aber es ist mein Hund, für den Sie Ihr Leben aufs Spiel …«
»Nein.« Er hob warnend den Finger. »Und wenn Sie versuchen, mir zu folgen, dann lege ich Ihnen Handschellen an. Glauben Sie bloß nicht, dass das eine leere Drohung ist.«
Sie glaubte ihm. »Schon gut«, sagte sie. »Aber lassen Sie mich wenigstens … hier.«
Impulsiv nahm sie den Schal ab, den sie um den Hals trug, und schlang den zarten Stoff um sein Handgelenk.
»Was soll das?«, fragte er mit belegter Stimme.
Das ist ein Talisman, dachte sie. Von Mylady für den heiligen Georg, der für sie den Drachen erschlägt.
Langsam drehte sie völlig durch. Aber immerhin war es noch nicht so weit, dass sie den Satz laut sagen konnte.
»Ich weiß nicht«, sagte sie, immer noch mit den Tränen kämpfend. »Er soll Ihnen Glück bringen, wenn Sie wirklich gehen wollen und mich nicht mitkommen lassen.«
»Ja, ich gehe wirklich«, versicherte er ihr. »Und zwar allein. Die Geheime Garde lässt niemanden zurück, auch keine Hunde.«
»Er soll Ihnen Glück bringen«, wiederholte sie mit tränenerstickter Stimme.
Meena stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste Alaric auf die Wangen. Er zog eine Augenbraue hoch, und sein kleiner Mund wurde noch kleiner … aus Überraschung? Missbilligung? Sie wusste es nicht.
»Meena Harper«, sagte er und schaute sie aufmerksam an.
»Ja?«, fragte sie.
»Das ist für Sie«, sagte er und drückte ihr etwas Langes, Hartes in die Hand. »Scheuen Sie sich nicht, es zu benutzen.«
Dann öffnete er die Tür, schaute sich um und trat hinaus.
Er war weg.
Meena blickte auf den spitzen Holzpflock, den Alaric ihr gegeben hatte. Unwillkürlich musste sie lächeln. Er war wirklich … unmöglich.
Warum stand sie dann hier und weinte?
»Ach, hier bist du.« Ihr Bruder war in die Eingangshalle gekommen. Er hatte mehrere leere Milchflaschen dabei. »Jemand soll sie mit Weihwasser füllen«, erklärte er. »Ich habe dich für die Aufgabe vorgeschlagen. Kannst du sie im Weihwasserbecken füllen?«
Meena wischte sich hastig die Tränen von den Wangen und steckte den Holzpflock in die hintere Tasche ihrer Jeans. »Klar.«
Sie wusste, was sie zu tun hatte. Sie hätte es schon vor langer Zeit tun sollen.
Mit zitternder Stimme sagte sie: »Jon?«
Er hatte sich schon wieder zum Gehen gewandt. Jetzt drehte er sich um. »Ja, Meen? Was ist?«
»Nichts. Nur …« Mit hängendem Kopf trat sie auf ihn zu. »Ich habe irgendwie Angst. Kannst du mich mal in den Arm nehmen?«
»Aber klar«, sagte er und breitete die Arme aus.
Als sie sich an ihn schmiegte, fuhr er fort: »Ist das nicht irre? Ich habe ja deine Wahrsagerei schon immer abgedreht gefunden. Aber Vampire ?«
»Na, danke, Jon«, erwiderte Meena trocken. »Du hast doch immer die richtige Bemerkung auf Lager, um ein Mädchen aufzumuntern.«
»Na ja«, sagte Jon verlegen. »Tut mir leid. Du weißt schon, wie ich es meine.«
»Ja.« Meena löste sich von ihm und lächelte unter Tränen. »Ja, klar. Und danke. Tut mir leid, dass ich unser Leben zerstört habe.«
»Ist schon gut.« Jon wuschelte ihr durch die Haare. »Und keine Sorge. Bald kommt Alaric mit Jack zurück. Es passiert ihnen beiden schon nichts. Jetzt lauf und füll die Flaschen. Ich muss zu Abraham. Er will mir zeigen, wie man einem Vampir am besten den Kopf abschlägt.« Er eilte zurück in die Küche.
Meena sah ihrem Bruder nach. Dann öffnete sie die Hand, in der ihr Handy lag. Sie hatte es Jon aus der Jeanstasche gezogen, während er sie umarmte.
Sie musste einen wichtigen Anruf machen.
50
20.30 Uhr, Samstag, 17. April, 20.30 Uhr
Concubine Lounge
125 East 11th Street, New York
So ruhig wie möglich hatte Lucien Antonescu zugehört, als sein Vetter Emil ihm mitteilte,
Weitere Kostenlose Bücher