Eternity
Abraham. Er senkte die Stimme, damit die vorbeieilenden Novizinnen ihn nicht hörten. »Spiel bloß nicht den Helden, um das Mädchen zu beeindrucken.«
Als Meena klar wurde, dass sie das Mädchen war, das er meinte, wollte sie die Situation richtigstellen. Alaric Wulf hasste sie.
»Du wirst nur getötet«, fuhr Abraham fort. »Und falls du es noch nicht gemerkt haben solltest, wir brauchen dich eigentlich hier.«
»Ich bin in weniger als einer Stunde mit dem Hund wieder hier«, erwiderte Alaric und verschwand durch die nächste Schwingtür.
»Sturer Narr.« Abraham verdrehte die Augen und verschwand ebenfalls.
Zu spät fiel Meena auf, was für ein Chaos sie angerichtet hatte. Hastig rannte sie hinter Alaric her.
»Warten Sie«, rief sie.
Er stand schon in der Eingangshalle und schnallte sein Schwert um. Allzu begeistert, sie zu sehen, wirkte er nicht. Sie konnte es ihm nicht verdenken.
»Was wollen Sie?«, fragte er.
Plötzlich wurde ihr bewusst, wie groß er war. Seine Hände, seine Füße … alles an ihm war riesig. Wenn er einen Raum betrat, kam er nicht nur herein, er füllte ihn aus. Sie konnte kaum zählen, wie oft sie in den vergangenen vierundzwanzig Stunden gewünscht hatte, er möge verschwinden.
Und doch hatte er ihr jetzt schon zum zweiten Mal das Leben
gerettet, und sie fand keine Worte, um ihm zu sagen, wie froh sie darüber war. Und dabei schrieb sie doch Dialoge.
»Es tut mir leid. Ich habe nicht gemeint, dass Sie ihn holen sollten«, sagte sie schließlich und legte ihm die Hand auf das Handgelenk. »Sie müssen das nicht tun.«
Er hielt inne. »Doch«, sagte er, auf den fadenscheinigen Teppich blickend. »Es ist meine Schuld. Ich hätte den Hund mitnehmen sollen.«
»Aber Sie wussten es doch nicht, Alaric«, erwiderte Meena. Sie legte ihre Finger um sein Handgelenk. Seine Haut war warm, im Gegensatz zu Luciens. »Sie wussten doch nicht, dass das passieren würde. Woher sollten Sie das wissen?«
»Wissen Sie es nicht?«, fragte er beinahe anklagend. » Sie wissen doch alles, bevor es passiert.«
»Nein, nicht alles.« Es machte sie nervös, dass er sie jetzt so direkt ansah. »Nur … na, Sie wissen schon.«
»Genau«, erwiderte er und sah wieder zu Boden. »Nur wie Menschen sterben. Hunde natürlich nicht.«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, Hunde nicht. Nur Menschen. Hören Sie …« Sie hob das Kinn und versuchte tapfer zu lächeln. »Vergessen Sie, was ich vorhin gesagt habe. Jack Bauer kommt schon klar. Sie haben ja selbst gesagt, er ist ein Vampirhund. Er kann sich um sich selber kümmern. Bleiben Sie hier. Wirklich. Ich will, dass Sie hierbleiben. Ich bleibe auch hier. Bleiben Sie bei mir.«
Er fixierte sie wieder und kniff die Augen zusammen. »Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen«, sagte er. »Holtzman beschützt Sie, während ich weg bin.«
»Mich?« Er verstand offensichtlich nicht, was sie ihm klarmachen wollte. »Ich mache mir keine Sorgen um mich.«
Er wirkte verwirrt. »Aber ich komme schon klar«, sagte er. »Und Sie wollen doch den Hund.«
»Alaric.« Ihr Kinn begann zu zittern. »Möglicherweise kommen Sie nicht klar. Und ich liebe zwar Jack Bauer, aber Sie sind ein Mensch, und letztendlich ist er nur ein Hund.«
Sein Gesichtsausdruck war unergründlich. »Wie?«, fragte er neugierig.
Jetzt war sie diejenige, die ihn nicht verstand. »Wie bitte?«
»Wie geschieht es?« Er schnallte seinen Gürtel zu. »Mein Tod. Sie sehen ihn doch, oder? Sie glauben, wenn ich gehe, sterbe ich. Wie passiert es denn dieses Mal? Nicht im Schwimmbecken. Also dann in der Dunkelheit? Im Feuer?«
»Nein«, log sie. »Ich sehe, dass Sie lange und glücklich leben und im hohen Alter in einer Art Seniorenheim sterben. In Florida vielleicht. Palm Beach?«
Es war zu spät. Er hatte die Tränen in ihren Augen gesehen. Er straffte die breiten Schultern und wandte sich von ihr ab, um seinen schwarzen Ledertrenchcoat vom Garderobenhaken an der Tür zu nehmen.
»Sie lügen mich an«, sagte er. »Ich würde mich nie in Florida zur Ruhe setzen. Auf Mallorca vielleicht. Oder Antigua. Aber nie in Florida. Sie sollten einen Offizier der Geheimen Garde nicht anlügen, um seine Gefühle zu schützen. Die Information, die Sie uns vor einer Mission geben können, könnte uns das Leben retten.« Er zog den Mantel an und schaute sie mit seinen schönen blauen Augen an. »Lügen Sie mich nie mehr an, Meena. Schwören Sie!«
Sie drängte die Tränen zurück, die ihr in die Augen traten. »Na
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