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Eternity

Eternity

Titel: Eternity Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cabot Meg
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sie«, sagte er zu Reginald.
    Reginald, der den Schlüsselbund wie einen Rosenkranz umklammerte, sah aus, als ob er in Tränen ausbrechen wolle. »Ich möchte wirklich lieber nicht, Sir«, sagte er. »Bitte, zwingen Sie mich nicht dazu.«
    Lucien nickte. Er verstand ihn. Der menschliche Verstand konnte nur ein bestimmtes Quantum ertragen.
    Er trat die schwere Metalltür mit einem einzigen Tritt ein.
    In dem dunklen Raum lagen auf Sarkophagen aus Beton die
sieben Finanzanalytiker von TransCarta, die sein Bruder Dimitri ihm in der vergangenen Nacht vorgestellt hatte.
    Nur dass sie jetzt nicht mehr lebten.
    Andererseits waren sie auch nicht ganz tot.
    Sie waren zwischen Leben und Tod. Jemand hatte ihnen die weißen Hemdkragen heruntergezogen und sie in die Halsschlagader gebissen, und zwar dreimal. Und um den Mund jedes Mannes sah Lucien schwache Blutspuren.
    Sie verwandelten sich. Im Moment befanden sie sich in einer Metamorphose. Wenn sie erwachten, würden sie Vampire sein.
    Und hungrig wie die Wölfe.
    »Wer hat das getan?«, fragte Lucien und wandte sich zu Reginald, der an der Tür stehen geblieben war, aber trotzdem seine Neugier kaum bezähmen konnte.
    »Ich habe keine Ahnung«, sagte er. »Was ist denn los mit den Typen? Warum liegen sie einfach so da, und warum haben sie diese Bisse am Hals? Sind sie … sind sie …«
    Reginald brachte es nicht über sich, das Wort laut auszusprechen.
    »Ja«, erwiderte Lucien.
    Er trat wieder auf den Flur, an die zweite Tür, hinter der er so viele Herzen schlagen hörte. Reginald starrte ihn ungläubig an, als Lucien auch diese Tür eintrat.
    Etwa ein halbes Dutzend spärlich bekleidete junge Frauen lagen sehr lebendig auf billigen Matratzen. Sie wirkten schwach, und es roch nicht besonders angenehm.
    Lucien sah sofort, dass keines der Mädchen ein Vampir war. Noch nicht. Aber sie waren alle gebissen und ausgesaugt worden, um sie gefügig zu halten.
    Das Rätsel, was die Vampire nebenan essen würden, wenn sie erwachten, war gelöst.
    »Gerald?«, fragte eines der Mädchen verwirrt.

    »Das ist nicht Gerald«, antwortete eine andere.
    Lucien sah ihnen an, dass sie alle schreckliche Angst hatten. Er wandte sich um und winkte Reginald. »Bring sie hier heraus«, sagte er. »Zuerst einmal nach oben. Dort wartest du auf mich.«
    »Okay«, antwortete Reginald. »Aber was ist mit …« Er wies mit dem Kinn auf den anderen Kellerraum.
    Lucien blickte sich in dem Raum um, in dem die Mädchen bestimmt schon seit einiger Zeit gefangen gehalten wurden. Es gab keine Toilette, nur einen Eimer. Daneben stand ein Stuhl, den er zertrümmerte.
    »Das wird ausreichen«, sagte er und musterte prüfend ein Stuhlbein, das spitz zulief. »Und jetzt geht.«
    Während Reginald die Mädchen nach oben trieb – wobei er ihnen ständig beruhigend versicherte, dies sei keine Falle, und sie kämen jetzt frei –, machte Lucien sich an die Arbeit.
    Es war grausig. Er hatte keine Ahnung, ob die Männer darum gebeten hatten, verwandelt zu werden, oder ob sein Bruder sich eine Art Vampirarmee von Investmentbankern aufbaute, die sich um seine Finanzen kümmern sollten.
    Da er seinen Bruder kannte, tippte er auf Letzteres.
    Auf jeden Fall würden diese Männer nicht unsterblich aufwachen, mit übernatürlichen Kräften und nach Menschenblut lechzend.
    Sie würden überhaupt nie mehr aufwachen.
    Als Lucien mit seiner schrecklichen Aufgabe fertig war, warf er das Stuhlbein weg, wusch sich ab, so gut es ging – Menschen, die noch nicht ganz verwandelt waren, verloren immer noch große Mengen Blut –, und verließ mit einem letzten Blick über die Schulter den Kellerraum.
    Es sah wirklich genauso aus, wie er das Ende für alle vorausgesehen hatte, als sie ihm von seinem Bruder vorgestellt wurden.
    Nur hatte er geglaubt, es handle sich um eine Tiefgarage und einen Autounfall. Dass er das Instrument ihres Todes sein würde, hätte er sich nie vorstellen können.
    Aber eigentlich war ja auch nicht er es, sondern sein Bruder.
    Dimitri kannte die Regeln. Was dachte er sich dabei, Menschen in Vampire zu verwandeln und ihnen geschwächte Mädchen als Nahrung zu geben? Aber wenigstens wusste Lucien jetzt, wo die Leichen aus den Parks herkamen.
    »Reginald!«, rief er, als er die Treppe hinaufkam.
    Reginald erwartete ihn bereits an der Bar. Er hatte den Mädchen etwas zu trinken und ein paar Nüsse serviert, als seien sie Gäste des Clubs. Und er hatte ihnen auch etwas zum Anziehen gegeben.
    »Ja, Boss?«, antwortete

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