Eternity
seit drei Tagen nicht von der Couch gekommen«, erwiderte Leisha.
Meena vergaß, dass Leisha sie nicht sehen konnte, und nickte. »Das ist normal für den ersten Monat nach einer Kündigung.«
»Er liegt einfach nur wie ein Zombie da und guckt den ganzen Tag CNN. Er regt sich schrecklich über diese Serienkillergeschichte auf.«
»Was für eine Serienkillergeschichte?« Aber dann fiel Meena ein, was Shoshona in Sys Büro erzählt hatte. »Oh, etwa das mit den toten Mädchen im Park?«
»Genau. Vorgestern hat er mich tatsächlich angeraunzt, als
ich ihn gefragt habe, ob er die Post aus dem Briefkasten geholt hat.«
Meena seufzte. »Jon war genauso, als er seine Wohnung aufgeben musste und bei mir eingezogen ist. Zumindest wäscht er mittlerweile seine Wäsche selbst. Allerdings auch nur, weil ich Waschmaschine und Trockner in der Wohnung stehen habe.«
»Ich habe Adam gefragt, wann er denn mit dem Babyzimmer anfangen wolle«, sagte Leisha. »Oder ich sollte wohl besser sagen, mit dem Alkoven für das Baby, weil dieses Zimmer eigentlich nicht größer ist als ein Wandschrank. Aber er muss noch eine Rigipswand einziehen, eine Tür einsetzen und es streichen und so. Weißt du, was er gesagt hat? Es sei noch zu früh, wir hätten noch jede Menge Zeit. Und dabei kommt Thomas in zwei Monaten! Manchmal weiß ich wirklich nicht, ob wir es schaffen. Ich weiß es einfach nicht.«
»Doch, doch, ihr schafft das schon«, beruhigte Meena sie. »Es wird alles gut. Wirklich!«
Aber eigentlich glaubte Meena nicht daran. Ihr Bruder hatte schon vor Monaten seinen Job als Systemanalytiker bei einer Investmentgesellschaft verloren und hatte immer noch nichts Neues gefunden … genau wie Leishas Mann Adam, der auf dem College Jons Zimmergenosse gewesen war. Auf die wenigen Jobs in ihrem Bereich spekulierten Hunderte, vielleicht sogar Tausende ebenso qualifizierter Bewerber.
»Ist das eine Voraussage?«, fragte Leisha.
»Ja«, erwiderte Meena mit fester Stimme.
»Ich merke mir das«, sagte Leisha. »Und viel Glück mit deinem Prinzen. Ich würde Schwarz tragen. Schwarz passt immer, selbst für Begegnungen mit dem Adel.« Sie legte auf.
Meena legte den Hörer auf die Gabel und kaute auf ihrer Unterlippe. Sie hasste es, Leisha anzulügen.
Es würde nämlich keineswegs alles gut.
Irgendetwas stimmte nicht. Leisha hatte Meena gesagt, der Geburtstermin sei in zwei Monaten. Und vielleicht hatte ihr Arzt das auch gesagt.
Aber der Arzt irrte sich. Meena durchfuhr ein Zucken. Das Baby – sie war sich ganz sicher – kam nämlich schon im kommenden Monat. Möglicherweise sogar noch früher.
Und Thomas! Leisha und Adam wollten ihr Baby unbedingt Thomas nennen! Es sollte Thomas Weinberg heißen.
Das Kind würde ein ziemlich komischer Thomas werden – wenn man bedachte, dass es ein Mädchen und kein Junge war.
Nur – wie brachte man einer werdenden Mutter bei, dass ihr Arzt etwas Falsches sagte? Schließlich war es bei all ihren früheren Vorhersagen um Tod und nicht um ein neues Leben gegangen!
Also war es doch wohl am besten, wenn sie gar nichts sagte. Kein Wort würde über ihre Lippen kommen.
Meena wandte sich wieder ihrem Bildschirm zu und wurde erneut mit Mary Lous E-Mail konfrontiert. Es war manchmal schwer zu glauben, dass es immer noch Leute gab, die nicht arbeiten mussten … die mit Prinzen verwandt waren und nichts anderes zu tun hatten, als elegante Partys zu planen und mit der Kreditkarte ihres Ehemanns einkaufen zu gehen. Aber solche Leute gab es. Und sie lebten bei ihr im Haus. Sogar direkt nebenan.
Und dann gab es Mädchen wie Yalena, die von solchen Mistkerlen wie ihrem Freund ausgebeutet wurden, ohne dass die Polizei etwas dagegen unternehmen konnte …
Resolut löschte Meena die Nachricht, legte eine neue Datei an und begann zu schreiben.
9
Dienstag, 13. April, 23.00 Uhr
Flugzeug
Über dem Atlantik
Lucien Antonescu flog nicht gerne in Linienmaschinen, allerdings nicht aus dem gleichen Grund wie andere Menschen. Er hatte keine Kontrollprobleme – abgesehen von der Kontrolle über seine eigene Wut – und natürlich auch keine Angst vor dem Tod. Die Vorstellung eines gewaltsamen oder schmerzhaften Endes beunruhigte ihn in keiner Weise.
Was ihn störte, war die Enge in den Metallröhren, die man Flugzeuge nannte. Stundenlang musste man zusammengekrümmt auf diesen unglaublich engen Plätzen sitzen, ohne dass man sich an der frischen Luft bewegen konnte.
Deshalb war es schon einige Zeit her, seit
Weitere Kostenlose Bücher