Eternity
Wohnung um. »Es ist eine Schande«, fuhr sie fort. »Es war so eine süße kleine Wohnung. Und sie haben einfach alles kaputt gemacht.
Wir haben sie natürlich gehört, aber was hätten wir denn tun sollen? Ich meine, schließlich wollten wir nicht, dass sie auch zu uns kommen. Wir wollten eigentlich schon die Stadt verlassen, um vor ihnen – und Ihnen – zu fliehen, aber dann dachten wir, wir warten erst noch einmal ab. Ich meine, wir hätten den Hund natürlich im Tierheim abgeben können, aber das kam uns nicht richtig vor.«
Alaric kniff die Augen zusammen. Was sollte das?
»Ich weiß, was hier los ist«, sagte er. »Sie sind ein Succubus, stimmt’s? Sie wollen mich verführen … und mir dann die Seele aussaugen. Nun, das wird nicht funktionieren. Mit Ihrer Art habe ich schon zu tun gehabt. Und ich gewinne immer.«
Überrascht legte Mary Lou den Kopf mit der goldenen Haarpracht zurück und lachte. Es war ein glückliches Geräusch in der deprimierenden Umgebung.
»Ein Succubus«, sagte sie. »Oh, Schätzchen, das ist gut. Das muss ich unbedingt Emil erzählen. Ich wurde ja schon für vieles gehalten, aber das war noch nie dabei. Nein, Süßer, ich bin nur ein Vampir, wie alle anderen auch. Na ja, nicht so wie alle anderen auch. Wie schon gesagt, ich bin auf Ihrer Seite.«
»Tja, das ist bedauerlicherweise nicht möglich«, sagte Alaric. Er trat einen Schritt auf Mary Lou zu, Señor Sticky auf ihre Kehle gerichtet. Sie wich zurück, bis sie mit dem Rücken an der Tür stand. »Menschen und Vampire kommen nicht miteinander aus. Vampire töten Menschen. Und deshalb ist es mein Job, Sie zu töten. Sie alle. Ganz gleich, wie hübsch Sie auch sein mögen.«
»Oh, Süßer«, sagte sie erfreut über das Kompliment. »Danke. Aber nicht alle Vampire töten Menschen. Ich zum Beispiel nicht. Ich war doch selbst mal ein Mensch. Aber ich habe es aufgegeben. Und wissen Sie warum?«
»Nein«, grollte Alaric. »Und ich will es auch gar nicht wissen.«
»Aus Liebe.« Sie blickte ihn an. »Ich verliebte mich in einen Vampir. In meinen Mann Emil. Ich will nicht behaupten, dass er perfekt ist. Das ist er bestimmt nicht. Niemand ist es. Aber er liebt mich. Er liebt mich so sehr, dass er aufhörte, Menschen zu töten, weil ich ihn darum bat. Und das war, bevor der Prinz der Prinz wurde und verlangte, dass wir alle damit aufhörten. Als Emil das für mich tat, wusste ich, dass ich die Liebe meines Lebens gefunden hatte. Für ihn habe ich alles aufgegeben – meine Familie, Nusskuchen. Sonnenschein. Die Chance, jemals Kinder zu bekommen – nur um mit ihm zusammen zu sein. Und ich habe es nie bedauert. Er ist mein Ein und Alles.«
»Das ist krank«, sagte Alaric. »Sie brauchen Hilfe. Wenn ich Sie früh genug kennen gelernt hätte, hätte ich Ihnen helfen können. Es ist mein Job, Leuten wie Ihnen zu helfen. Aber dafür ist es jetzt zu spät.«
»Nun«, sagte Mary Lou und schob seine Schwertspitze vorsichtig ein wenig zur Seite. »Wenn Sie so denken, kann ich nur sagen, dass Sie mir leidtun. Denn Sie haben keine Ahnung, was Liebe ist.«
Alaric dachte über ihre Worte nach. Wusste er, was Liebe war? Sein Partner Martin hatte ihm erzählt, er habe seine wahre Liebe – den Mann, mit dem zusammen er Simone großzog – daran erkannt, dass sie beide belgische Waffeln und eine bestimmte deutsche Rockband aus den Neunzigerjahren liebten. Alaric hatte das immer schon ein wenig seltsam gefunden.
Eigentlich stimmte es. Er war mit dem Gefühl, zu lieben oder geliebt zu werden, nicht vertraut. Aber was man nicht kannte, vermisste man auch nicht, und deshalb hatte es Alaric nie sonderlich gestört.
Bis vor kurzem, wenn er ehrlich war. Das war ihm klar geworden,
als Meena Harper ihm durch das gesamte Pfarrhaus gefolgt war und ihm dann diesen lächerlichen Schal ums Handgelenk gebunden hatte.
In diesem Moment hatte er ihr die Wahrheit gesagt. Natürlich nicht die ganze Wahrheit. Aber immerhin den Teil seiner Idee, dass sie zusammenarbeiten könnten.
Was hatte er sich dabei gedacht? Fast hätte er zu viel enthüllt. Den Schal trug er immer noch am Handgelenk, obwohl er ihn eigentlich störte. Welcher Mann trug schon einen Schal ums Handgelenk? Sie hatte gesagt, er solle ihm Glück bringen. Und dann hatte sie ihn geküsst.
Also wagte er nicht, ihn zu entfernen.
Er war ein Narr, so wie Holtzman gesagt hatte.
Alaric blickte der Vampirfrau in die Augen. Sie sagte, er habe keine Ahnung von Liebe?
»Was Sie für Liebe halten«,
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