Eternity
Anscheinend rannte Shoshona durchs ganze Haus und erzählte jedem die Neuigkeit.
»Ich finde es großartig, dass ihr beide euch zusammengetan habt, um mal ein bisschen frisches Blut in Eternity zu bringen.« Taylor griff nach Meenas Hand und drückte sie.
»Kein Problem«, sagte Meena. Es war wohl kein guter Zeitpunkt, um Taylor wissen zu lassen, dass sie an eine neue Figur dachte, die einen zugespitzten Pfahl durch das Herz von Taylors neuem Freund treiben wollte.
»Noch mal danke«, sagte Taylor. »Und danke auch für all die leckeren Sandwiches, die du mir in die Garderobe gelegt hast. Aber so ernähre ich mich eigentlich nicht mehr. Lass uns irgendwann mal Sashimi essen gehen!«
Sie rannte davon. Ihre Beine waren so schlank, dass sie aussahen wie die einer Gazelle. Meena runzelte die Stirn und betrat den Aufzug, nur um festzustellen, dass Shoshona bereits drin war.
Na toll.
»Hallo, Meena«, sagte Shoshona mit katzenhaftem Lächeln. »Hallo, Shoshona.« Unwillkürlich blickte Meena auf Shoshonas Marc-Jacobs-Tasche. Aus der Nähe konnte sie erkennen, dass sie mit einem perfekten, abnehmbaren Schulterriemen ausgestattet war, der nie in die Schulter schnitt, ganz gleich, wie vollgestopft die Tasche war. »Fährst du hinauf?«
»Natürlich«, erwiderte Shoshona. »Freust du dich schon darauf, am Freitag unseren neuen Maximilian Cabrera kennen zu lernen?«
»Wer ist Maximilian Cabrera?«, fragte Meena verwirrt.
»Taylors Vampirgeliebter«, sagte Shoshona und verdrehte die Augen, als ob Meena blöd wäre, weil sie es nicht wusste. Aber Meena hatte die Entwürfe für die Vampirgeschichte gar nicht gesehen, weil Shoshona sie nicht einmal von Paul hatte schreiben lassen. »Stefan kommt am Freitag zum Vorsprechen. Weißt du nicht mehr? Du warst dabei, als ich es Sy erzählt habe.«
Verärgert hielt Meena den Blick auf die Zahlen gerichtet, die über ihren Köpfen aufleuchteten.
»Oh«, sagte sie. »Ja, klar.«
»Und Stefan hat mir erzählt, dass Gregory vielleicht höchstpersönlich mitkommt«, fügte Shoshona hinzu.
»Oh, gut«, sagte Meena. Vielleicht sollte sie tatsächlich Jon am Freitag mit ins Büro nehmen. Schlechter als irgendein Freund von Gregory Bane würde er auch nicht vorsprechen.
Und er sah weiß Gott besser aus, auch wenn sie es ihm gegenüber nie zugab.
»Ich bin wirklich froh, dass du beschlossen hast, im Team mitzuspielen, Meena«, sagte Shoshona. »Du kratzt mir den Rücken, und eines Tages kratze ich dir vielleicht deinen.«
Na klar.
20
Donnerstag, 15. April, 1.00 Uhr
Concubine Lounge
125 East 11th Street, New York
Im Club war es dunkel, und die Technomusik hämmerte lauter als in den meisten Discos in Bukarest.
Allerdings suchte Lucien solche Orte sowieso nicht auf … jedenfalls nicht, wenn er es nicht musste. Die Luft war rauchig, und das ungehobelte Publikum wurde angelockt von großen Mengen billigen Alkohols und spärlich bekleideter junger Frauen. Solche Clubs waren eher etwas für Studenten, Lucien fand sie für sich eigentlich unpassend.
Vor allem, wenn seine Studentinnen partout mit ihm tanzen wollten und sich dabei an ihm rieben, ein Tanzstil, der anscheinend äußerst beliebt war.
Lucien hatte schon viele Tanzstile kommen und gehen sehen, aber er hoffte, dass dieses »Reiben« die kürzeste Lebensdauer hatte. Er fand überhaupt nichts Attraktives oder sexuell Verführerisches daran.
Als er jetzt die Tanzenden im Concubine beobachtete, stellte er fest, dass in den Staaten »reiben« mindestens genauso beliebt war wie in Bukarest. Allerdings konnte er es wegen des Trockeneisnebels nicht besonders gut erkennen.
Als einer der Körper, in schwarzen Lederhosen und einem Bikinioberteil aus Metall, sich von den anderen löste und auf ihn zukam, fragte Lucien: »Wo ist Dimitri?«
Das Mädchen fuhr mit den Händen über seinen flachen Bauch und zog sein weißes Hemd aus der Hose. Sie begann
sich vor ihm zu winden und sagte flirtend: »Wir brauchen ihn nicht. Es sei denn, du stehst eher auf Männer.«
Lucien packte ihr Handgelenk mit eisernem Griff, bevor ihre Finger in seinen Hosenbund gleiten konnten.
»Wo«, fragte er mit rot glühenden Augen, »ist Dimitri?«
Das Mädchen erstarrte und jammerte angstvoll: »Da drüben! Gott! Ich wollte doch nur freundlich sein.«
Lucien ließ ihr Handgelenk los und schlenderte zu dem VIP-Bereich, auf den sie zitternd gezeigt hatte. Er hatte ihr keine Angst einjagen wollen.
Andererseits war sie high gewesen und hatte wohl
Weitere Kostenlose Bücher