Eternity
erhalten.«
Lucien wies mit dem Kinn auf das Mädchen mit dem Bikinitop aus Metall. Sie tanzte versunken in ihrem Drogenrausch ganz für sich allein auf der Tanzfläche.
»Und sie? Es gelingt dir anscheinend nicht besonders gut, harte Drogen hier herauszuhalten«, bemerkte er. »Damit kannst du die Basis nicht erhalten.«
Dimitri folgte dem Blick seines Bruders.
»Ach, Drogen«, sagte er und verdrehte die Augen. »Na ja, was willst du machen? Sie sind überall. Die Regierung hätte sie schon längst legalisieren sollen. Wenn sie genügend Steuern draufgeknallt hätten, könnte man mit dem Geld den Süchtigen helfen. Aber warum reden wir über so ein deprimierendes Thema? Komm, du hast Stefan seit einer Ewigkeit nicht gesehen. Und du kennst auch mein jüngstes Projekt noch nicht.«
»Dein jüngstes Projekt?« Lucien zog eine Augenbraue hoch. »Ist das nicht diese … Lounge?«
»Nein, keineswegs.« Dimitri führte ihn an einen Tisch, an dem zwei heruntergekommen aussehende junge Männer saßen, die beide außergewöhnlich enge Hosen trugen und weit aufgeknöpfte Hemden unter ledernen Motorradjacken. Bleistiftdünne junge Frauen saßen neben ihnen. Sie waren kaum bekleidet.
»Ein neues Geschäft«, verkündete Dimitri enthusiastisch. »Gregory Bane, das ist mein Bruder, Lucien Antonescu. Er ist aus Rumänien zu Besuch.«
»Hallo, Sir.« Der dünnere der beiden jungen Männer stand auf und schüttelte Lucien die Hand. Lucien war beeindruckt, dass es selbst in Amerika noch gute Manieren gab.
Als sich jedoch seine Hand um die des jungen Mannes schloss, sah er, warum … noch bevor er das kleine Drachentattoo auf der Innenseite des blassen Handgelenks entdeckte.
»Freut mich«, sagte Lucien, ohne zu lächeln.
»Mich auch«, erwiderte Gregory Bane. Seine Augenlider flatterten nervös.
Lucien fragte sich, wie lange der Junge schon verwandelt sein mochte und wer es wohl getan hatte. Dimitri bestimmt nicht.
Sein Bruder tat vieles … aber das nicht. Wahrscheinlich hatte er eine Gelegenheit gesehen und es von einer seiner zahlreichen Geliebten erledigen lassen. Nach den Standards der heutigen jungen Frauen, die häufig dünn und ungewaschen waren, sah der Junge sehr gut aus.
Der andere Junge, der seinen Drachen wie Dimitri an einem Lederband um das Handgelenk trug, streckte die rechte Hand aus …
»Onkel Lucien«, sagte Stefan ein wenig abwesend.
Der Junge ist noch nie so ganz bei sich gewesen, dachte Lucien, als er seinem Neffen die Hand schüttelte.
Vermutlich lag es daran, dass er zusehen musste, wie sein Vater seine Mutter ermordet hatte – es war zu einer anderen Zeit und an einem anderen Ort gewesen, als Gattenmord noch nicht so ungewöhnlich war. Trotzdem hatte Lucien es missbilligt. Vielleicht war der Junge auch noch zu jung gewesen, als er verwandelt worden war.
Auf jeden Fall war er für Dimitri eine definitive Enttäuschung. Ständig überlegte er sich irgendetwas, womit er dem Leben seines Sohnes eine Richtung geben konnte. Aber er erlaubte Stefan nie, seinen Nachnamen zu tragen.
Lucien fragte sich, was für ein Spiel Dimitri sich jetzt wieder ausgedacht hatte. Und was hatten die beleibten Analytiker von TransCarta damit zu tun? Plante sein Halbbruder tatsächlich ein neues »Unternehmen«?
Oder war es etwas Hinterhältigeres?
Oh, natürlich tat Dimitri so, als empfinge er ihn mit offenen Armen … Er bestellte sogar mehrere Flaschen Veuve. Champagner war allerdings noch nie Luciens Lieblingsgetränk gewesen. Die Bläschen zerplatzten ihm viel zu schnell auf der Zunge. Er zog schwerere Weine vor, die den Mund ausfüllten wie … nun ja, wie eine Mahlzeit.
Aber die ganze Situation war ein bisschen wie der Champagner, oder wie die jungen Frauen, die an Gregory Bane und dem armen Stefan klebten – ganz zu schweigen von den Hedgefonds-Managern in der Nische nebenan. Sie sagten keinen Ton, verschwanden jedoch häufig auf die Damentoilette, und wenn sie wiederkamen, wischten sie sich die Näschen ab, und ihre Köpfe waren so leer wie die des Mädchens, das versucht hatte, mit ihm zu tanzen.
Zu viele Äußerlichkeiten. Zu wenig Substanz. Viel heiße Luft.
Nach einer Weile hatte Lucien genug. Falls es Antworten im Club seines Halbbruders gab, würde er sie so nicht erhalten.
Er entschuldigte sich und sagte, er müsse jetzt gehen.
Dimitri führte ihn zu einem Hinterausgang, da es an der Eingangstür mittlerweile zu voll geworden war.
»Wo wohnst du, solange du hier bist?«, fragte Dimitri –
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