Eternity
– und er war da gewesen …
Lucien, der Mann von der Sankt-Georgs-Kathedrale, der Mann, der ihr Leben gerettet hatte. Sie hatten geredet und gelacht, und anschließend hatte er sie begleitet, als sie mit Jack Bauer Gassi gegangen war.
Und dann war er ins Metropolitan Museum of Art eingebrochen. Und sie hatten sich vor dem Porträt der heiligen Johanna geküsst. Und er hatte sie in seine Wohnung mitgenommen. Und sie war mitgegangen.
Und dann hatten sie …
Sie hatten …
O Gott, sie hatten …
Meena setzte sich hastig im Bett auf, griff sich an die Schläfen – ihr war ganz schwindlig – und sank in die Kissen zurück.
Hatten Lucien und sie sich tatsächlich die ganze Nacht über geliebt?
Und roch sie richtig? Machte er ihr wirklich Frühstück?
Meena verzog lächelnd das Gesicht.
Jack Bauer sprang auf ihren Bauch. »He!«, sagte Meena. »Jack! Das ist nicht lustig.«
Aber Jack wollte anscheinend auch nicht lustig sein. Winselnd leckte er ihr Gesicht.
Warum hab gerade ich von allen Hunden New Yorks das am schlechtesten erzogene Exemplar?, dachte Meena.
»In Ordnung«, erklärte sie dann. »Ich stehe auf.«
Ein Blick aus der Fensterfront, die auf Luciens Terrasse führte, zeigte, dass es ein wunderschöner Frühlingstag war. Die Scheiben waren leicht getönt, aber Meena konnte trotzdem erkennen, dass es schon spät am Morgen war.
Und ein Blick auf die Zeitanzeige ihres Handys, das sie aus ihrer Tasche, die auf dem Fußboden lag, zog, bestätigte es. Sie kam zu spät zur Arbeit. Na toll.
Sie sah auch, dass sie sieben Nachrichten hatte, vier von Leisha, zwei von ihrer Mutter und eine von Jon (der sie wahrscheinlich warnen wollte, weil ihre Mutter auch bei ihr zu Hause versucht hatte, sie zu erreichen). Schließlich verschwand Meena ja nicht oft für eine ganze Nacht (na gut … nie). Aber wenn, dann richtig.
Mir geht es gut, schrieb Meena rasch eine SMS an Leisha, deren Nachrichten immer panischer geworden waren, als Meena
sich gar nicht gemeldet hatte. Mehr als gut. Ich rufe dich später an.
An Jon schrieb sie nur: Du hast hofentlich Mom nichts erzählt! PS Rumänien find ich gut.
An ihre Mutter schrieb sie nichts. Sie würde sie später anrufen. Sie konnte sowieso nicht gut SMS schreiben.
Meena überlegte, was sie am besten mit der Arbeit machen sollte. Was für ein Tag war überhaupt? Ach ja, Freitag. Was war denn im Sender los? Irgendwas mit einer Textprobe …
»Ich habe mir gedacht, dass du schon wach bist«, sagte eine tiefe Stimme von der Tür her. Meena drehte sich um. Ein so erfreulicher Anblick hatte sich ihr schon lange nicht mehr geoten: Lucien Antonescu war nur mit einer grauen Seidenpyjamahose bekleidet und hielt eine Champagnerflöte in der Hand, die anscheinend mit Orangensaft gefüllt war.
»Einen Mimosa?«, fragte er.
Wenn sich nicht in diesem Moment Jack Bauers Pfote in ihre Niere gebohrt hätte, dann hätte Meena geglaubt, sie träume noch.
»Aua!«, sagte sie und schubste den Hund vom Bett. Sie hielt sich die Bettdecke vor die Brust. Jack jaulte auf, als er neben den Kleiderhaufen fiel. Meena und Lucien hatten ihre Klamotten in der Nacht zuvor achtlos auf den Fußboden geworfen. »Wie umsichtig von dir, Lucien. Ja, gerne.«
Liebevoll lächelnd trat Lucien auf sie zu, und Meena sah zum ersten Mal seinen halbnackten Körper bei Tageslicht. Er war perfekt … ohne ein Gramm Fett, sportlich, aber nicht zu muskulös, prickelnd männlich. Meena dachte daran, wie sie in der Nacht diesen breiten Rücken gestreichelt hatte, wie sie ihre Arme um diese schmale Taille geschlungen und versucht hatte, ihn noch enger an sich zu ziehen. Und sie dachte daran, wie sie die dunkle Haarlinie auf seinem Bauch geküsst hatte.
Sie errötete.
»Guten Morgen«, sagte er und küsste sie, während er ihr den Champagner reichte.
»Rieche ich da gebratenen Speck?«, fragte Meena, um sich von ihren teuflischen Gedanken abzulenken.
»Ja«, bestätigte er. »Du bist doch keine Vegetarierin, oder?«
»Das sollte ich eigentlich sein«, erwiderte Meena und trank einen Schluck. Die Orangen waren frisch gepresst. »Schließlich liebe ich ja Tiere und so. Aber leider bin ich eine Heuchlerin.«
»Ich mag Mädchen, die ordentlich essen«, sagte er und fuhr mit der Fingerspitze über ihren Wangenknochen. »Ich mache auch Eier. Wie möchtest du deine?«
Meena konnte sich nicht erinnern, ob sie das jemals von einem Mann gefragt worden war. Noch nicht einmal von ihrem eigenen Vater.
»Hm«, sagte sie.
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