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Ethan von Athos

Ethan von Athos

Titel: Ethan von Athos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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aufsetzte, trug eine piniengrün-blaue Uniform wie Heida. Aus einem Schnitt auf seiner Stirn rann Blut über das Gesicht des Mannes. Nach einem Blick schätzte Ethan die Verletzung als auffällig, aber oberflächlich ein. Sauberer Druck oberhalb der Wunde – nicht von seinen Händen, denn er hatte ja die Vögel angefasst – würde sie im Nu versorgen. Die beiden bleichen Teenager von der anderen Palette, der eine männlich, der andere weiblich, wie Ethans inzwischen geübtes Auge sofort erkannte, umklammerten einander und starrten erschrocken auf das Blut, offensichtlich unter dem Eindruck, sie hätten den Mann beinahe getötet.
    Ethan, der seine Hände zu losen Fäusten geballt hielt, um sich daran zu erinnern nichts zu berühren, wies in einem etwas barschen Ton der Autorität den erschrockenen Jungen an, einen Stoffbausch zu machen und die Blutung zu stoppen. Das Mädchen jammerte, sein Handgelenk sei gebrochen, aber Ethan hätte betanische Dollars gewettet, dass es nur verstaucht war. Heida, die ihre Hände genauso wie Ethan hielt, öffnete mit dem Ellbogen einen Kommunikator in der Wand und forderte Hilfe an. Höchste Priorität hatte für sie ein Dekontaminierungsteam aus ihrer eigenen Abteilung, danach wandte sie sich an den Sicherheitsdienst der Station, und erst an dritter Stelle kam ein Medtech für die Verwundeten dran.
    Ethan stieß erleichtert den Atem aus. Welche glückliche Wende der Dinge! Statt dass er nach dem Sicherheitsdienst der Station suchen musste, würde der Sicherheitsdienst zu ihm kommen. Er konnte sich der Gnade der Sicherheitsleute anvertrauen und war gleichzeitig nicht mehr im Gewirr der Station verloren.
    Das Dekontaminierungsteam kam als erstes an. Luftdichte Türen sperrten den Bereich ab, und das Team begann, Wände, Böden, Decken und Lüftungslöcher mit Sonic-Schrubbern, Röntgensterilisatoren und starken Desinfektionsmitteln zu behandeln.
    »Du musst mit den Sicherheitsleuten reden, Teki«, wies Heida ihren Assistenten an, als sie die geschlossene Passagierpalette bestieg, die das Dekontaminierungsteam mitgebracht hatte. »Sorge dafür, dass die beiden hier ganz gehörig den Kopf gewaschen bekommen für ihre Spritztour.«
    Die beiden Teenager wurden noch bleicher, und es beruhigte sie nur wenig, als Teki ihnen mit verstohlenem Kopfschütteln ein Zeichen gab.
    »Los, kommen Sie mit!«, fuhr Heida Ethan an.
    »Was? Ah …« Einsilbige Knurrlaute mochten zwar seinen Akzent verbergen, eigneten sich aber kaum, um anderen Informationen zu entlocken. Also wagte Ethan zu fragen: »Wohin?«
    »In die Quarantäne, natürlich.«
    Quarantäne? Für wie lange? Er musste die Worte laut ausgesprochen haben, denn der Mann vom Dekon-Team, der ihn zu der Schwebepalette scheuchte, sagte besänftigend: »Wir werden Sie bloß abschrubben und Ihnen eine Spritze geben. Wenn Sie eine Verabredung mit Ihrer Liebsten haben, können Sie sie von hier aus anrufen. Wir werden Ihre Entschuldigung bestätigen.«
    Ethan wollte den Mann über sein fürchterliches Missverständnis aufklären, aber die Anwesenheit der Ökotechnikerin hemmte ihn. Er ließ sich in die Palette drängen und setzte sich mit einem starren Lächeln der Frau gegenüber.
    Das Verdeck wurde geschlossen und verriegelt und ließ kein Geräusch von draußen mehr durch. Ethan presste sein Gesicht sehnsüchtig an die durchsichtige Fläche, als die Palette sich hob und an den beiden Sicherheitsleuten vorbeischwebte, die gerade in ihren orangefarbenen und schwarzen Uniformen eintrafen. Er bezweifelte, dass sie ihn hören könnten, wenn er schrie.
    »Berühren Sie Ihr Gesicht nicht«, erinnerte ihn Heida zerstreut und warf einen letzten Blick auf den Unfallort. Dort schien jetzt alles unter Kontrolle zu sein, das Dekon-Team hatte die Schwebepalette mit den Vögeln übernommen und die luftdichten Türen wieder, geöffnet.
    Ethan zeigte Heida seine Fäuste, um ihr zu bedeuten, dass er sie verstanden hatte.
    »Sie scheinen die Steriltechnik kapiert zu haben«, räumte Heida widerwillig ein, während sie sich zurücklehnte und ihn finster anblickte. »Eine Zeitlang habe ich gedacht, für Docks und Schleusen würden jetzt die geistig Behinderten angeheuert.«
    Ethan zuckte die Achseln. Es herrschte Schweigen. Das Schweigen dauerte an. Er räusperte sich. »Um was ging’s da?«, fragte er schroff und deutete mit einem Ruck seines Kinns zurück zur Unfallstelle.
    »Ein paar dumme Kinder haben mit einer Schwebepalette Sternenkrieger gespielt. Ihre Eltern

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