Ethan von Athos
wenn er ihm direkt in die Arme liefe. Ethan holte tief Atem. »Ich heiße Urquhart.«
»Ich heiße Lara«, sagte die Sicherheitsfrau.
»Das ist hübsch«, sagte Ethan automatisch, »aber …«
»Das war der Name meiner Großmutter«, vertraute ihm die Sicherheitsfrau an. »Ich meine, Familiennamen geben einem ein so schönes Gefühl der Kontinuität, nicht wahr? Es sei denn, es bleibt an einem so was hängen wie Sterilla, was einer unglücklichen Freundin von mir passierte. Sie kürzt es zu Lila ab.«
»Hm – das war nicht ganz das, was ich gemeint habe.«
Sie legte vergnügt ihren Kopf schräg.
»Was war nicht?«
»Wie bitte?«
»Was, das Sie sagten, war nicht das, was Sie gemeint haben?«
»Oh …«
»… quhart«, vollendete sie. »Ein schöner Name. Ich glaube, Sie sollten sich seiner nicht schämen. Oder sind Sie deshalb als Kind gehänselt worden oder so was?«
Ethan stand mit offenem Mund da, völlig verwirrt. Aber bevor der Faden ihres Gesprächs noch verwickelter werden konnte, kam eine andere, ältere Sicherheitsfrau das Liftrohr herab, das die Kabine mit einer höheren Ebene verband. Sie verließ das Rohr mit energischem Schritt.
»Keine Privatgespräche während des Dienstes, Korporal, darf ich Sie daran erinnern – wieder einmal«, rief sie über die Schulter, als sie zu einem Wandschrank ging. »Machen Sie Schluss, wir haben einen Einsatz.«
Das Sicherheitsmädchen zog hinter dem Rücken ihrer Vorgesetzten eine Schnute und flüsterte Ethan zu: »24 Uhr, okay?« Sie richtete sich auf und nahm Haltung an, als ihre Offizierin zwei Handwaffen in Halftern aus dem Wandschrank holte. »Ist es ernst, Madame?«
»Wir werden für einen Durchsuchungskordon auf Ebenen C7 und C8 gebraucht. Ein Gefangener ist gerade aus der Haftzelle verschwunden.«
»Geflohen?«
»Man hat nicht gesagt ›entflohen‹, sondern ›verschwunden‹.« Die Offizierin verzog gleichgültig den Mund. »Wenn der Stab auf doppeldeutigen Ausdrücken besteht, dann werde ich misstrauisch. Der Gefangene war der Dreckschlucker, den man heute Vormittag von dem Nervendisruptor losgerissen hat. Nun, ich habe mir seine Waffe angeschaut. Beste Militärqualität, und nicht neu.« Sie hängte sich den Hochleistungsbetäuber um und reichte den zweiten ihrer Korporalin.
»Aha? Also war das eine Waffe aus einem überzähligen Armeevorrat.« Die Korporalin glättete ihre Uniform, prüfte ihr Gesicht in einem kleinen Spiegel, dann überprüfte sie mit gleicher Sorgfalt ihre Waffe.
»Nein, nein. Ich wette betanische Dollars gegen alles, was du willst, dass das wieder so ein gottverdammter nichtregistrierter militärischer Spionageagent ist.«
»Nicht schon wieder diese Plage. Ist es nur einer oder ein ganzer Haufen?«
»Ich hoffe, dass es kein Haufen ist. Das ist das Schlimmste. Unberechenbar, gewalttätig, kümmern sich nicht um die Gesetze, kümmern sich um Himmels willen nicht um die öffentliche Sicherheit, und nachdem man sich halb den Hals gebrochen hat, weil man sie mit Glacehandschuhen anfasst, wird man trotzdem noch auf Verlangen irgendeiner Botschaft getadelt, und die ganzen sorgfältig gesammelten Beweise werden ins Vakuum geschmissen …« Sie wandte sich um und machte Ethan gegenüber scheuchende Bewegungen. »Raus, raus, wir müssen hier zusperren.« An ihre Korporalin gewandt fügte sie hinzu: »Du bleibst dicht bei mir, hörst du? Keine Heldentaten!«
»Jawohl, Madam.«
Und Ethan fand sich auf den Balkon ausgesperrt, während die beiden Frauen vom Sicherheitsdienst davoneilten. Die Korporalin blickte über die Schulter zurück, er stand da mit zaghaft erhobener Hand und stammelte: »Äh … äh …« Und sie winkte ihm freundlich mit den Fingern.
Drei Korridore überqueren. Zwei Ebenen nach oben. Durch Quinns Hotel hindurch, ein Labyrinth in einem Labyrinth. Die vertraute Tür. Ethan befeuchtete seine Lippen und klopfte.
Und klopfte wieder.
Und stand da …
Zischend öffnete sich die Tür. Seine Erleichterung wich seinem Erstaunen, als ein Reinigungsroboter ihn umrundete. Der Raum war so anonym und unberührt, als wäre er nie belegt gewesen.
»Wo ist sie hingegangen?«, jammerte er rhetorisch, um seine Gefühle zu entladen.
Aber der Reinigungsroboter blieb stehen. »Bitte formulieren Sie Ihre Frage noch einmal, Sir oder Madam«, ertönte es von einem Gitter in seinem braunen Plastikgehäuse.
Ethan wandte sich erwartungsvoll dem Roboter zu. »Kommandantin Quinn – die Person, die dieses Zimmer belegt hatte –
Weitere Kostenlose Bücher