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Ethan von Athos

Ethan von Athos

Titel: Ethan von Athos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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wohin ist die gegangen?«
    »Vorhergehender Gast ist um 11 Uhr abgereist, Sir oder Madam. Vorhergehender Gast hat bei diesem Hotel keine Nachsendeadresse hinterlegt, Sir oder Madam.«
    Elf Uhr? Sie muss binnen Minuten, nachdem er aus dem Zimmer gestürmt war, abgereist sein, rechnete Ethan nach. »Oh, Gott Vater …«
    »Sir oder Madam«, zwitscherte der Roboter höflich, »bitte formulieren Sie Ihre Frage noch einmal.«
    »Ich habe nicht mit dir gesprochen«, sagte Ethan und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. Er hätte es sich am liebsten büschelweise ausgerissen.
    Der Roboter blieb neben ihm. »Wünschen Sie noch etwas, Sir oder Madam?«
    »Nein … äh, nein …«
    Der Roboter surrte durch den Korridor davon.
    Zwei Ebenen nach unten. Drei Korridore überqueren. Das Sicherheitsteam war noch nicht zurückgekehrt. Die Kabine war immer noch abgesperrt.
    Ethan ließ sich neben dem Brunnen niedersinken und wartete. Diesmal würde er sich wirklich stellen, ganz sicher. Wenn Rau dadurch, dass er auf Ethan gefeuert hatte, auf die falsche Seite des Gesetzes geraten war, dann musste Ethan sich folglich auf der richtigen Seite befinden, korrekt? Er hatte nichts vom Sicherheitsdienst zu befürchten.
    Natürlich, wenn sie Rau als Verhafteten nicht in ihrem Sicherheitsbereich drinhalten konnten, wie wahrscheinlich war es dann, dass sie Rau als Mörder raushalten konnten? Ethan bemühte sich, diese Einflüsterung seiner Logik zu ignorieren: das war nur eine Furcht, die ihm Quinn eingepflanzt hatte. Der Sicherheitsdienst war seine beste Chance. Tatsächlich war jetzt, nachdem er Quinn unwiderruflich beleidigt hatte, der Sicherheitsdienst seine einzige Chance.
    »Dr. Urquhart?« Eine Hand fiel auf Ethans Schulter.
    Ethan sprang einen halben Meter hoch und wirbelte herum. »Was wollen Sie von mir?«, fragte er heiser.
    Ein blonder junger Mann trat konsterniert einen Schritt zurück. Er war von mittlerer Größe, zäh und schlank, in einer ungewohnten Planetariermode gekleidet: ein ärmelloses Strickhemd, weite Hosen, die an den Knöcheln in die Oberteile bequem aussehender Stiefel aus butterweichem Leder gestopft waren.
    »Verzeihen Sie mir. Falls Sie Dr. Ethan Urquhart von Athos sind, dann habe ich Sie überall gesucht.«
    »Warum?«
    »Ich hatte gehofft, Sie könnten mir helfen. Bitte, Sir, gehen Sie nicht weg …« Er streckte eine Hand aus, als Ethan zurückzuckte. »Sie kennen mich nicht, aber ich interessiere mich sehr für Athos. Meine Name ist Terrence Cee.«

 
KAPITEL 8
     
    Ethan schwieg einen Moment verwirrt, dann platzte er heraus: »Was wollen Sie von Athos?«
    »Zuflucht, Sir«, sagte der junge Mann. »Denn ich bin sicherlich ein Flüchtling.« Die Spannung machte sein Lächeln unecht und ängstlich. Er wurde noch eindringlicher, als Ethan etwas zurücktrat. »Die Passagierliste des Zensuskuriers nannte Sie mit einem Ihrer Titel Sonderbotschafter. Sie können mir politisches Asyl gewähren, nicht wahr?«
    »Ich … ich …«, stammelte Ethan. »Das war nur etwas, das der Bevölkerungsrat in letzter Minute ins Spiel brachte, weil niemand sicher war, was ich hier herausfinden würde. Ich bin in Wirklichkeit kein Diplomat. Ich bin Arzt.« Er starrte den jungen Mann an, der in einer Art gequälten Hungers zurückstarrte. Der Mediziner in Ethan listete automatisch die Symptome von Erschöpfung auf, die an Cee zu erkennen waren: die Vertiefungen seiner Haut waren grau, die Lederhaut des Auges war blutunterlaufen, seine sehnigen Hände zitterten kaum wahrnehmbar. Eine schreckliche Erkenntnis überkam Ethan. »Hören Sie … hm … Sie verlangen nicht zufällig von mir, dass ich Sie vor Ghem-Oberst Millisor schütze, oder?«
    Cee nickte.
    »Oh – o nein. Sie verstehen nicht, um was es geht. Hier draußen bin nur ich. Ich verfüge über keine Botschaft oder irgend so etwas. Ich will damit sagen, echte Botschaften haben Sicherheitswachen, Soldaten, eine ganze Geheimdienstabteilung …«
    Cee lächelte schief. »Braucht der Mann, der Okitas tödlichen Unfall arrangiert hat, wirklich all das?«
    Ethan blieb der Mund offenstehen, er war so bestürzt, dass er nichts zu antworten wusste.
    Cee fuhr fort: »Die anderen sind so viele – Millisor kann die gesamten Ressourcen von Cetaganda gegen mich aufbieten – und ich bin allein. Der einzige, der noch übrig ist. Der einzige Überlebende. Wenn ich allein bleibe, dann ist es nicht eine Frage, ob sie mich umbringen, sondern nur, wie bald.« Er öffnete bittend seine feingliedrigen

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