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Ethan von Athos

Ethan von Athos

Titel: Ethan von Athos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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ab, dachte er heftig, dann mochte sogar der empfindliche Samen der Entschlossenheit in seinem furchtsamen Herzen zu etwas Größerem aufblühen. Er lächelte den blonden jungen Mann freundlich an. Cee sah wirklich wie eine kleinere, schlankere Ausgabe von Janos aus. Es lag an seiner Haar- und Augenfarbe. Aber um Cees Mund gab es kein Anzeichen jener Verdrießlichkeit, die manchmal Janos’ Züge beeinträchtigte, wenn er verärgert oder erschöpft war.
    »Was wäre«, schlug Ethan vor, »wenn wir unsere Informationen zusammentäten und es herausfänden?«
    Cee blickte zu ihm auf – er war einige Zentimeter kleiner als Ethan – und fragte: »Sind Sie wirklich der leitende Geheimdienstagent von Athos?«
    »In gewissem Sinne ja«, murmelte Athos’ einziger Agent jeder Art.
    Cee nickte. »Es wäre mir ein Vergnügen, Sir.« Er holte tief Luft. »Ich brauche dann etwas reines Tyramin. Ich habe den letzten Rest meines Vorrats vor drei Tagen für Millisor verbraucht.«
    Tyramin war eine Aminosäurenvorstufe für zahlreiche endogene chemische Substanzen des Gehirns, aber Ethan hatte noch nie davon gehört, dass es als Droge verwendet wurde. »Wie bitte?«
    »Für meine Telepathie«, sagte Cee ungeduldig.
    Der Boden schien unter Ethans Füßen nachzugeben – ganz, ganz tief. »Die ganze Psionik-Hypothese wurde vor Hunderten von Jahren endgültig widerlegt«, hörte er seine eigene Stimme in der Ferne sagen. »So etwas wie mentale Telepathie gibt es nicht.«
    Terrence Cee berührte seine Stirn mit einer Geste, die Ethan an einen Patienten erinnerte, der eine Migräne beschreibt.
    »Gibt es jetzt«, sagte Cee einfach.
    Ethan fühlte sich geblendet vom Heraufdämmern einer neuen Zeit. »Wir stehen«, krächzte er schließlich, »mitten auf einer öffentlichen Promenade an einem der am gründlichsten überwachten Orte der Galaxis. Glauben Sie nicht, wir sollten lieber einen etwas ruhigeren Ort für unserer Gespräch aufsuchen, bevor Oberst Millisor aus einem Liftrohr heraushüpft?«
    »Oh. O ja, natürlich, Sir. Ist Ihre konspirative Wohnung in der Nähe?«
    »Oh … Und Ihre?«
    Der junge Mann machte eine Grimasse. »Solange meine Tarnung funktioniert.«
    Ethan machte eine einladende Geste, und Cee ging voran. Konspirative Wohnung, schloss Ethan, musste wohl ein allgemeiner Spionagebegriff für ein beliebiges Versteck sein, denn Cee nahm ihn nicht in eine Wohnung mit, sondern in eine billige Herberge, die für Transitreisende mit Arbeitserlaubnis der Station reserviert war. Hier waren Angestellte, Haushälterinnen und Gepäckträger untergebracht, sowie andere einfache Mitarbeiter des Dienstleistungsbereichs, über deren Aufgaben Ethan nur Mutmaßungen anstellen konnte, wie zum Beispiel die beiden Frauen in farbenfreudigen Kleidern und einem grellen, in seiner unnatürlichen Färbung fast cetagandanischen Make-up, die Cee und ihn ansprechen wollten und ihnen eine unverständliche Beschimpfung hinterherschickten, als sie eilig an ihnen vorbeigingen.
    Cees Unterkunft sah fast genauso aus wie Ethans eigene unbenutzte Economy-Kabine, schlicht und eng. Ethan überlegte ziemlich furchtsam, ob Cee jetzt in diesem Augenblick seine Gedanken las – anscheinend nicht, denn der exilierte Cetagandaner zeigte kein Anzeichen, dass er Ethans Fehler schon erkannt hätte.
    »Ich nehme an«, sagte Ethan, »dass Ihre Kräfte zeitweilig aussetzen.«
    »Ja«, erwiderte Cee. »Wenn meine Flucht nach Athos so verlaufen wäre, wie ich sie ursprünglich geplant hatte, dann hätte ich nie vorgehabt, sie wieder zu benutzen. Ich nehme an, Ihre Regierung wird jetzt meine Dienste als Preis für ihren Schutz verlangen.«
    »Ich … ich weiß nicht«, antwortete Ethan ehrlich. »Aber wenn Sie wirklich ein solches Talent besitzen, dann wäre es schade, es nicht einzusetzen. Ich meine, man kann sofort seine Anwendungsmöglichkeiten sehen.«
    »Allerdings«, murmelte Cee bitter.
    »Denken Sie mal an die Pädiatrie – was für eine diagnostische Hilfe für Patienten, die noch nicht sprechen können! Babies, die nicht sagen können, wo es weh tut oder wie es sich anfühlt. Oder für Schlaganfallpatienten oder gelähmte Unfallopfer, die alle Fähigkeit zur Kommunikation verloren haben und in ihren Körpern gefangen sind. Gott Vater« – Ethans Begeisterung wuchs – »Sie könnten ein absoluter Retter werden!«
    Terrence Cee setzte sich ziemlich heftig hin. Seine Augen weiteten sich in Verwunderung, verengten sich in Verdacht. »Ich werde öfter für eine

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