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Ethan von Athos

Ethan von Athos

Titel: Ethan von Athos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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nach dem mürrischen Ausdruck auf Raus Gesicht hatte er den Verdacht, dass sie ziemlich invasiv gewesen sein mussten. Er hätte sich besser gefühlt, wenn Rau mit dem geringsten Zeichen zu erkennen gegeben hätte, dass er Sinn für Humor besaß. Doch als er einen letzten Blick auf Ethan warf, funkelten seine Augen, als wären sie Messerklingen, die das Licht reflektierten.
    Ethan seinerseits wurde in ein Büro gebracht, zu einem langen, langen Gespräch mit dem Sicherheitsdienst in Person des stämmigen Beamten, der sie verhaftet hatte, und einer Beamtin, die anscheinend die Vorgesetzte des anderen war. Mittendrin gesellte sich ein dritter Sicherheitsmann dazu, der als Captain Arata vorgestellt wurde, ein neurasthenischer eurasischer Typ mit glattem schwarzen Haar, bleicher Haut und Augen wie Nadeln. Er sagte wenig und hörte aufmerksam zu.
    Ethans erster Impuls, ihnen alles zu sagen und sich ihrer Gnade anzuvertrauen, wurde fast auf der Stelle durch das Problem mit Okita gedämpft. Er schaffte es, Okita nicht zu erwähnen. Unter der anstrengenden Wirkung dieser drei Augenpaare machte Ethan aus Cetagandas psionischem Durchbruch das etwas vagere Ereignis, dass auf Jackson’s Whole an einer der Eierstockkulturen in der Lieferung für Athos herumgepfuscht worden war, und zwar mit verändertem genetischen Material, das man von Cetaganda gestohlen hatte. Ethan vermied es völlig, Cee zu erwähnen. Es hätte die Dinge noch mehr kompliziert …
    »Dann«, sagte die Frau vom Sicherheitsdienst, »hat Ökotechnikerin Heida eigentlich Athos einen Gefallen getan, wenn auch unabsichtlich. Sie hat Ihren Genpool tatsächlich vor Kontamination bewahrt.«
    Ethan erkannte, dass sie indirekt Druck auf ihn ausübte, die Beschuldigungen gegen Heida fallenzulassen, damit Station Kline eine öffentliche Peinlichkeit erspart bliebe. Er dachte an die Massen von Handelsgütern, die durch die angeblich sicheren Zwischenlager der Station gingen. Die Erkenntnis, dass die drei Leute von der Station ebenso in der Klemme saßen wie er selbst, hatte auf ihn eine wunderbar aufmunternde Wirkung, und er ging sofort in die Offensive.
    Die Sicherheitsleute wurden außerordentlich höflich. Das halbe Dutzend kleinerer Anschuldigungen, die der stämmige Beamte gegen Ethan gesammelt hatte, wurde Ethans Status als Botschafter gegenübergestellt und löste sich irgendwie in Luft auf. Man würde nicht zulassen, versicherten sie ihm, dass sich noch einmal solch ein Akt des Vandalismus ereignete, wie Heida ihn begangen hatte. Ökotechnikerin Heida sei schon in dem Alter, wo sie vorzeitig pensioniert werden könne, ohne dass man Fragen stellte. Botschafter Urquhart brauche sich nicht um Ghem-Lord Harmon Dal oder Oberst Millisor, wie er ihn nannte, den Kopf zu zerbrechen, er und seine Assistenten seien definitiv für die Deportation auf dem ersten verfügbaren Schiff vorgesehen, aufgrund des bewiesenen Verbrechens der Entführung.
    »Übrigens, Herr Botschafter«, warf Captain Arata ein, »haben Sie eine Ahnung, wo sich der dritte und der vierte Mitarbeiter des Ghem-Lords befinden?«
    »Sie wollen damit sagen, dass Sie Setti noch nicht verhaftet haben?«, fragte Ethan.
    »Wir arbeiten daran«, sagte Arata. Sein kühles, beherrschtes Gesicht gab Ethan keinen Hinweis darauf, was diese Antwort bedeutete.
    »Sie sollten dann lieber Oberst Millisor fragen, wenn er aufwacht. Was den anderen angeht, da … äh … sollten Sie besser Kommandantin Quinn fragen.«
    »Und wo ist Kommandantin Quinn jetzt, Herr Botschafter?«
    Ethan seufzte. »Vermutlich auf ihrem Rückweg zu den Dendarii-Söldnern.«
    Mit ihrem Rekruten Cee im Schlepptau, zweifellos. Wie lange würde der entwurzelte junge Mann überleben, abgeschnitten von seinen eigenen Träumen? Länger, als er leben würde, wenn Millisor ihn eingeholt hätte, musste Ethan in aller Ehrlichkeit zugeben. Lass es bleiben. Lass es bleiben.
    Arata seufzte auch. »Aalglatte Hexe«, murmelte er. »Wir werden uns darum kümmern. Sie schuldet mir noch einige Informationen.«
    Und dann war Ethan frei zu gehen. »Danke für Ihre freundliche Unterstützung, Herr Botschafter. Wenn es irgend etwas gibt, womit Station Kline Ihren Aufenthalt angenehmer machen kann, so sagen Sie es uns bitte.« Sie erwähnten Heida nicht mehr, auch er erwähnte Heida nicht mehr. »Noch einen schönen Tag, Herr Botschafter.«
    In dem Korridor, der zu den Ausgangsschleusen führte, blieb Ethan stehen. »Jetzt fällt mir gerade ein, Captain Arata, es gibt

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