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Ethan von Athos

Ethan von Athos

Titel: Ethan von Athos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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die Spur rückwärts von einem einzigen Schiff, dem Zensuskurier, dessen Ziel Athos war. Methode, Motiv und Gelegenheit, bei Gott! Wer hat leichten Zugang zu jedem Winkel und jedem Kämmerchen auf Station Kline, wer kann in einem bewachten Transferlagerhaus aus und ein gehen, ohne dass jemand Fragen stellt? Wer hat jeden Tag Zugang zu menschlichen Leichen? Leichen, bei denen man ein paar Gramm ausgewählten Gewebes nie vermissen wird, weil die Körper unmittelbar nach dem Diebstahl biochemisch zerstört werden? Aber nicht genug Leichen, als es für den Zensuskurier Zeit war, nach Athos abzufliegen, was, Heida? Daher die Eierstöcke der Kühe, die aus Verzweiflung dazugeworfen wurden, um die Zahl zu erhöhen, und die unzureichend gefüllten Boxen und die leere Box.« Ethan verstummte keuchend.
    »Sie sind verrückt«, würgte Heida hervor. Ihre Gesichtsfarbe hatte von Weiß auf Rot gewechselt und war jetzt wieder weiß. Millisor verschlang sie mit verblüfften Blicken. Quinn sah aus wie eine Verzückte, die eine beseligende Vision erlebt. Die Finger des Sicherheitsmannes lagen wie gelähmt auf seinem Reportpaneel.
    »Nicht so verrückt wie Sie«, sagte Ethan. »Was haben Sie gehofft zu erreichen?«
    »Eine überflüssige Frage«, versetzte Millisor. »Wir wissen, was sie erreicht hat. Vergessen Sie die Dekoration und finden Sie heraus, wo …« Mit einer heftigen Geste ihres Betäubers erinnerte Quinn ihn daran, dass sein Status vom Inquisitor zum Gefangenen gewechselt hatte.
    »Sie kommen alle mit in die Quarantäne …«
    »Es ist vorbei, Heida«, sagte Ethan. »Ich wette, wenn ich mich in Ihrer Assimilationsstation umschaue, dann entdecke ich sogar noch einen Schrumpffolienverpacker.«
    »O ja«, fiel Teki hilfsbereit ein. »Wir benutzen ihn zum Verpacken von verdächtigen Schadstoffen, die dann zur späteren Analyse gelagert werden. Er befindet sich unter der Nassbank. Ich habe einmal meine Schuhe verpackt, an einem Tag, wo nicht viel los war. Ich habe auch versucht, Wasser zu verpacken, um Ballons zu machen, die man dann die Liftrohre hinunterschmeißen könnte, aber das hat nicht funktioniert …«
    »Halt den Mund, Teki!«, fuhr ihn Heida verzweifelt an.
    »Das ist nicht so schlimm wie das, was Vernon mit den weißen Mäusen gemacht hat …«
    »Hören Sie auf«, knurrte Millisor verärgert aus dem Mundwinkel. Teki gab nach und saß blinzelnd da.
    Ethan breitete die Hände aus und fragte Heida sanfter und eindringlicher: »Warum? Ich muss es verstehen.«
    Ihre angestaute Gehässigkeit brach fast gegen ihren Willen in Worte aus. »Warum? Sie müssen noch fragen, warum? Euch mutterlose widernatürliche Scheißkerle abzuschneiden, das war der Grund. Ich hatte die Absicht, auch die nächste Lieferung in die Hände zu bekommen, falls es eine geben würde, und die nächste und wieder die nächste, bis …« Sie brachte kein Wort mehr hervor. Wegen ihrer Wut? Nein, erkannte Ethan, wegen ihrer Tränen, und sein schwungvoller intellektueller Triumph bekam einen bitteren Beigeschmack. »Bis ich Simmi von dort wegbekommen hätte und er wieder zur Vernunft gekommen und heimgekehrt wäre und sich eine echte Frau genommen hätte, und ich schwöre, ich würde diesmal nicht ein Haar auf ihrem Kopf kritisieren. Ich darf ja auf diesem schrecklichen dreckigen Planeten nicht einmal meine eigenen Enkel sehen …« Sie kehrte Ethan den Rücken zu und stand steif und trotzig da, doch sie hielt sich die Hände vor ihr rotes, verschmiertes, hässliches Gesicht, hilflos und schnaubend.
    Ethan glaubte jetzt zu verstehen, was ein mit Propaganda vollgestopfter junger Soldat empfinden musste, wenn er zum ersten Mal im Kampf durch einen plötzlichen Zufall auf das menschliche Gesicht seines Feindes stieß. Einen stolzen Moment lang hatte er sich in seiner Macht gesonnt, sie zu brechen. Jetzt stand er wie ein Narr da, mit den Scherben in der Hand. Ganz und gar nicht heldenhaft.
    »Ihr Götter«, murmelte der Sicherheitsmann in einer Mischung aus Respekt und Schadenfreude, »muss ich eine Ökopolypin verhaften …?«
    Teki kicherte. Der andere Ökotechniker war sichtlich bestürzt über Heidas Geständnis und blickte drein, als wüsste er nicht, ob er sich einmischen oder unsichtbar machen sollte.
    »Aber was haben Sie mit den anderen gemacht?« Millisor beugte sich mit zusammengebissenen Zähnen vor.
    »Was für anderen?«, schniefte Heida.
    »Die gefrorenen menschlichen Eierstockkulturen, die Sie aus den Boxen für Athos genommen haben«,

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