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Ethik: Die Grundfragen unseres Lebens von der Geburt bis zum Tod

Ethik: Die Grundfragen unseres Lebens von der Geburt bis zum Tod

Titel: Ethik: Die Grundfragen unseres Lebens von der Geburt bis zum Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Huber
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Errungenschaften von Wissenschaft und Technik, die mit dem Flugzeug und mit Aspirin beginnt und mit den Impfstoffen gegen Tollwut, Masern, Kinderlähmung und Pocken endet. More ist davon überzeugt, dass in all diesen Fällen das Vorsichtsprinzip im Blick auf mögliche Nebenwirkungen angewandt worden wäre, wenn es zum fraglichen Zeitpunkt schon in Geltung gestanden hätte. Das Prinzip, so folgert er, verhindert Durchbrüche des wissenschaftlichen und technischen Fortschritts; es gefährdet die Menschen genau dadurch, dass es sie im Übermaß zu schützen versucht.
    Gewiss gibt es Gründe dafür, vor einem maßlosen Gebrauch des Vorsichtsprinzips zu warnen. Es wird auch immer wieder Kontroversen über seine Anwendung geben. So wird beispielsweise lebhaft diskutiert, ob eine Ablehnung der grünen Gentechnologie durch das Vorsichtsprinzip begründet werden kann. Doch die Kritik an einer übertriebenen Anwendung dieses Prinzips hebt nicht das Prinzip selbst auf; es geht um dessen gut begründeten und argumentativ ausgewiesenen Gebrauch.
Energieproduktion und Energiekonsum als ethische Herausforderung
    Aus dem Reaktorunglück in Fukushima wurden in Deutschland schnell Konsequenzen gezogen. Der frühere Konsens über einen möglichst zügigen Ausstieg aus der Nutzung der Kernenergie wurde wieder in Kraft gesetzt. Die zur Vorbereitung dieser Entscheidung berufene Ethikkommission verband damit die These, dass der Energieeffizienz als Teil einer umfassenden Ressourceneffizienz und der sparsamen Energienutzung der Vorrang vor der Debatte über die Energiequellen zukommt. Wenn gleichzeitig mit einem Verzicht auf die Kernenergie der Übergang zu einem global erträglichen Maß an Kohlendioxidemissionen gelingen soll, setzt dies deren weltweite Reduzierung und nicht nur einen weltweiten Emissionshandel sowie eine Verstärkung der Erneuerbaren Energien voraus. Die nötige Verringerung muss insbesondere bei den Hauptemittenten ansetzen, also den USA, den Staaten der Europäischen Union, China und anderen. Dass ein solcher Abbau möglich ist, zeigt die Entwicklung der deutschen Emissionen seit 1990. Zwar haben die erreichten Fortschritte insbesondere mit dem verstärkten Übergang auf Erneuerbare Energien sowie der wirtschaftlichen Umstrukturierung in den neuen Bundesländern und nur in geringerem Maß mit Energieeinsparmaßnahmen zu tun, doch sind sie ein Signal dafür, dass erhebliche Einschränkungen der Emission von Kohlendioxid möglich sind.
    Zu den Folgerungen aus der Globalisierung gehört es deshalb, das Zivilisations- und Wohlstandsmodell der wohlhabenden Länder daran zu messen, ob es global betrachtet nachhaltig ist und ob es Gerechtigkeit im globalen Maßstab zu fördern vermag. Dieses Zivilisationsmodell global zuträglich zu gestalten, ist nicht eine Frage der Barmherzigkeit gegenüber den Ärmsten der Armen, sondern ergibt sich aus der Pflicht zu internationaler Gerechtigkeit und einer global betrachteten Nachhaltigkeit.
    Dafür kommt der Energieeffizienz im Rahmen einer umfassenden Ressourceneffizienz zentrale Bedeutung zu. Diese Energieeffizienz ist keine statische Größe, sondern hat durch den technischen Fortschritt einen dynamischen Charakter. Die Chancen einer Erhöhung der Energieproduktivität werden inzwischen mit dem Faktor 5 angegeben (Weizsäcker 2010). Die öffentliche Diskussion nimmt stattdessen in der Regel einen statischen Energiebedarf an, dem sie unterstellt, er wachse analog zumBruttoinlandsprodukt insgesamt. Doch die Gesellschaft hat nicht einen Bedarf an Energie, sondern an Energiedienstleistungen. Ihr Energiebedarf kann infolgedessen sinken, wenn die Energieproduktivität steigt. Steigende Energiekosten werden dann verkraftbar, wenn die Energieproduktivität sich erhöht und dadurch der Energiebedarf abnimmt. In einer solchen Situation die Aufgaben von Energiepolitik allein darin zu sehen, eine stabile Energieversorgung zuverlässig zu sichern und zumutbare Energiepreise zu gewährleisten, greift zu kurz. Der Schlüssel besteht darin, die Energieeffizienz zu steigern und die Vergeudung von Energie zu vermeiden.
    Vermutlich sind in diesem Bereich ebenso wie in anderen vergleichbar wichtigen Bereichen, zum Beispiel dem Gesundheitswesen, kurzfristig Effizienzreserven von 20 bis 25 Prozent zu heben. Falls dies plausibel ist, könnte in Deutschland der Abschied von der Kernenergie dadurch ausgeglichen werden; der weitere Ausbau Erneuerbarer Energien könnte dafür eingesetzt werden, fossile

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