Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ethik: Die Grundfragen unseres Lebens von der Geburt bis zum Tod

Ethik: Die Grundfragen unseres Lebens von der Geburt bis zum Tod

Titel: Ethik: Die Grundfragen unseres Lebens von der Geburt bis zum Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Huber
Vom Netzwerk:
Verantwortung in Ehe, Partnerschaft und Familie. Die Verpflichtung der Gesellschaft bezieht sich auf die Rahmenbedingungen dafür, dass Familien ihren Aufgaben gerecht werden können. Das soll abschließend in vier knappen Überlegungen erläutert werden.
1. Ja zur Familie
    In der Multioptionsgesellschaft verlieren lebensprägende Entscheidungen ihre Selbstverständlichkeit. Sie müssen bewusst getroffen werden. Das gilt auch für die Entscheidung zur Familie. Mit einem Ja zur Familie ist nicht gewährleistet, dass die Partnerwahl gelingt, und über die Form dieser Familie ist noch nichts ausgesagt. Dass gesellschaftlich unterschiedliche Familienformen akzeptiert sind, ändert nichts daran, dass die Einzelnen für sich eine Entscheidung treffen müssen. Die auf der Ehe beruhende Familie genießt nicht nur einen rechtlichen, sondern auch einen ethischen Vorrang, weil sie in besonderer Weise dazu geeignet ist, Verlässlichkeit und Verantwortung zu stärken. Eine Gemeinschaft von Menschen, die füreinander einstehen, wird auch nach außen erkennbar.
    Das Ja zu Ehe und Familie schließt die Bereitschaft ein, Kindern Raum zu geben und für ihr Aufwachsen verantwortlich zu sein. Auch das versteht sich nicht von selbst. Die durchschnittliche Geburtenrate ist in Deutschland auf 1,3 Kinder zurückgegangen. Hundert Erwachsene haben im Schnitt nur noch 63 Kinder und 39 Enkel. Das Verhältnis zur Familie wirkt sich nicht nur auf das private Glück, sondern zugleich auf die Zukunftsfähigkeit der Gesellschaft aus. Doch trotz des Zusammenhangs zwischen Familie und Gesellschaft greift der freiheitliche Staat in die persönlichen Entscheidungen seiner Bürgerinnen und Bürger nicht ein, sondern legt einen wichtigen Aspekt seiner eigenen Zukunft in deren Hand. Auch in dieser Hinsicht gilt, dass der Staat von Voraussetzungen abhängig ist, die er weder hervorzubringen noch zu garantieren vermag. Die Familienpolitik des Staates bezieht sich auf ein Familienethos, das sich nicht durch den Staat steuern lässt. Umso wichtiger sindVerständigungsprozesse in der Gesellschaft, die das Ja zur Familie mit einem Ja zu Kindern verbinden. Auch wer für sich selbst ein Leben ohne Kinder wählt oder wider Willen auf eigene Kinder verzichten muss, kann zu einem ethischen Klima beitragen, in dem Kinder als das Glück ihrer Eltern und als das Unterpfand für eine Zukunft der Gesellschaft begrüßt und anerkannt werden. Die Beschwerde über Kinderlärm kann so der Einsicht weichen, dass Kinderschreien wie Kinderlachen die Musik der Zukunft sind.
    Persönliche Ungewissheit steht oft der Bereitschaft im Weg, sich für Kinder zu entscheiden und Verantwortung für sie zu übernehmen. Je unsicherer die eigene Berufsperspektive ist und je stärker die Erwerbsgeneration für die Ruhestandsgeneration in Anspruch genommen wird, desto stärker werden die Vorbehalte dagegen, einer nachwachsenden Generation ins Leben zu helfen. Dabei kann man nur schwer der Einsicht aus dem Weg gehen: Die allererste Pflicht der jetzt Lebenden besteht darin, dass eine nächste Generation ins Leben treten kann.
    Dass eine solche Einsicht alles andere als selbstverständlich ist, illustriert der inzwischen geläufige Streit zwischen Kollegen über die vermeintliche Bevorzugung derer, die Erziehungsaufgaben wahrzunehmen haben. Er könne, so ein kinderloser Kollege, für sein privates Hobby auch keine Rücksichtnahme des Arbeitgebers erwarten. Die Würdigung von Elternarbeit wird in der öffentlichen Debatte häufig als eine Diskriminierung derer gebrandmarkt, die – aus welchen Gründen auch immer – keine Kinder haben. Der Respekt vor der Vielfalt der Lebensformen wie vor den unterschiedlichen Gründen dafür, dass die einen Kinder haben und die anderen nicht, schließt jedoch nicht aus, die Leistung von Eltern zu respektieren und sich um einen fairen Familienleistungsausgleich zu bemühen. Für das Familienethos der Gesellschaft ist es von großer Bedeutung, Alleinerziehende oder Paare nicht dafür zu bestrafen, dass sie die Verantwortung für Kinder übernehmen.
2. Familien stärken, Pluralität achten
    Das Familienethos geht über die individuelle Entscheidung der Einzelnen hinaus. Zu ihm gehört der Respekt vor den unterschiedlichen Lebensentwürfen, für die Menschen sich entscheiden oder zu denen ihr Lebensweg sie geführt hat, aber auch eine neue Aufmerksamkeit für die Lebenskreise, die über die Kernfamilie hinausreichen. Familien brauchenein soziales Netzwerk, zu dem

Weitere Kostenlose Bücher