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Ethik: Die Grundfragen unseres Lebens von der Geburt bis zum Tod

Ethik: Die Grundfragen unseres Lebens von der Geburt bis zum Tod

Titel: Ethik: Die Grundfragen unseres Lebens von der Geburt bis zum Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Huber
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unterstützen. Nötig sind zum anderen politische Weichenstellungen, die nicht nur familienpolitisch im engeren Sinn des Wortes, sondern generationenpolitisch orientiert sind. Sie liegen im unmittelbaren staatlichen Interesse, denn Erziehungs- und Pflegeaufgaben lassen sich nicht ausschließlich durch öffentliche Einrichtungen – von Kindergärten bis zu Pflegeheimen – sicherstellen. Finanzielle Beihilfenfür die Wahrnehmung solcher Aufgaben in Familien, in neuen, die Familiengrenzen überschreitenden Wohnformen oder in Mehrgenerationenhäusern sind von ebenso großer Bedeutung wie die direkte Unterstützung derer, die ihre Berufstätigkeit aus familiären Gründen unterbrechen.
    Insgesamt können solche Maßnahmen die Erosion der Solidarität zwischen den Generationen aufhalten und ein neues Familienethos fördern. Das Interesse an persönlicher Freiheit braucht die Verpflichtung gegenüber anderen Familienmitgliedern und anderen Generationen nicht auszuhöhlen. Die Familie kann vielmehr zu einem Ort werden, an dem sich Individualität und Sozialität, Selbstbestimmung und Fürsorge miteinander verbinden. Dass diese Verbindung gelingt, ist von großer Bedeutung – auch über die Familie hinaus.
4. Transparente Familienpolitik
    Staatliche Familienpolitik kann nicht ein neues Familienethos erzeugen, sie kann aber Rahmenbedingungen für eine größere Wertschätzung der Familie schaffen und das Ja zu Partnerschaft und Kindern erleichtern. Dafür ist der
Abschied von der negativen Charakterisierung
bestimmter Lebenslagen wichtig. Eine öffentliche Diskussion, die eine wachsende Lebenserwartung vor allem als Belastung der Rentenkassen und als Erhöhung der Zahl von Demenzkranken thematisiert, vernachlässigt die Einsicht, dass mehr Menschen als je zuvor ein höheres Lebensalter bei guter Gesundheit und bleibender Einsatzbereitschaft erreichen. Eine Debatte, die Kinder vor allem als Armutsrisiko und nicht als Hoffnungsträger für eine gute Zukunft betrachtet, schadet der Gesellschaft.
    Sodann bedarf es einer offenen Diskussion über die
Ziele einer aktiven Familienpolitik
. Die Erhöhung der Geburtenrate wird in Deutschland als mögliches Ziel der Familienpolitik schamhaft verschwiegen; die Bevölkerungspolitik der Vergangenheit dient als abschreckendes Beispiel. Doch ist es kein Eingriff in die Selbstbestimmung freiheitsberechtigter Bürgerinnen und Bürger, wenn man sich zum Ziel setzt, den Abstand zwischen dem formulierten und dem realisierten Kinderwunsch zu vermindern. Der Vergleich mit der höheren Geburtenrate in Frankreich zeigt, dass ein hoch entwickeltes europäisches Land seine Bevölkerungszahl nicht zwangsläufig im Generationenschritt um ein Drittel verringern muss.
    Schließlich ist von staatlicher Familienpolitik
Transparenz der Instrumente
sowie Auskunft über deren Effizienz zu erwarten. Die vielfältigen Maßnahmen der Familienpolitik summieren sich zwar zu einem beachtlichen Gesamtbetrag, doch sie erzeugen erhebliche Zusatzkosten, ihre Wirkungen sind undurchschaubar, ihre Inanspruchnahme hängt von vielen Zufällen ab und ist deshalb sehr ungleichmäßig. Rechenschaftspflicht über die Ziele und damit die Überprüfung der Effizienz sowie Transparenz für die Betroffenen sind elementare Forderungen an staatliches Handeln – nicht nur in der Familienpolitik.

3. Menschliche Würde
    Gibt es eine «Schwangerschaft auf Probe»?
    Drei junge Physiotherapeuten fahren gemeinsam zu einer Fortbildung. Eine der jungen Frauen und der junge Mann verbringen die Nacht miteinander. Er lebt mit einer Partnerin zusammen, und sie haben ein kleines Kind. Nach einigen Wochen teilt ihm die Gefährtin dieser Nacht mit, sie sei schwanger und habe sich dazu entschlossen, das Kind auszutragen. Er fragt zurück, warum sie die Schwangerschaft nicht abbrechen wolle; das sei doch der einfachere Weg. Er fügt nicht hinzu, das sei auch für ihn einfacher, denn wenn der Seitensprung ohne Folgen bleibe, könne er vielleicht eine Belastung für die Beziehung zu seiner Partnerin vermeiden. Doch die junge Frau bleibt bei ihrer Haltung; sie empfindet eine Verantwortung gegenüber dem Leben, das in ihr entsteht. Der Vater des Kindes aber wartet ängstlich, was diese Entwicklung für seine eigene Beziehung und das Verhältnis zu seinem schon geborenen Kind bedeuten wird und ob er für das neue Kind, dessen Geburt erst noch bevorsteht, wird Vater sein können.
Schwangerschaftskonflikte
    Im Jahr 2010 wurden in Deutschland 110.400

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