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Ethik: Die Grundfragen unseres Lebens von der Geburt bis zum Tod

Ethik: Die Grundfragen unseres Lebens von der Geburt bis zum Tod

Titel: Ethik: Die Grundfragen unseres Lebens von der Geburt bis zum Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Huber
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maßgeblichen Kriterium für die Rechtfertigung oder Verwerfung von Handlungen macht. Es ist deshalb unumgänglich, auch die Frage zu stellen, ob Handlungen in sich selbst rechtfertigungsfähig sind, denn darin liegt ein nicht zu vernachlässigender Maßstab dafür, ob sie in ihren Folgen gerechtfertigt werden können.
    Handlungen, die im Blick auf ihre Folgen problematisch sind, bieten häufig in sich selbst Anlass zu ethischen Zweifeln. Maßnahmen beispielsweise,die durch hohen Ressourcenverbrauch gekennzeichnet sind, verdienen Kritik nicht nur, weil sie auf künftige Generationen negative Auswirkungen haben, sondern auch, weil sie die Ungleichheit der Ressourcenbeanspruchung unter den gleichzeitig Lebenden verstärken.
    Die Wissenschaftsskepsis, von der die Forschungsfortschritte unserer Zeit begleitet sind, richtet sich aber nicht nur auf die Auswirkungen dieser Forschung auf die Umwelt des Menschen, sondern auch auf die Veränderungen im Verständnis des Menschen selbst als einer freien, verantwortungsfähigen, auf wechselseitige Anerkennung angelegten Person. Die Debatte handelt im Kern davon, wann die Grenze überschritten ist, jenseits derer der Mensch als Sache, nicht als Person betrachtet wird. Die Frage, wie Forschung im Augenblick ihrer größten Erfolge zugleich die Fähigkeit zur Selbstbegrenzung bewahren kann, stellt sich auf neue Weise.
Wissenschaft als Wahrheitssuche
    Trotz der Verlagerung des Interesses auf resultathaft verfahrende Wissenschaften bleibt die Einsicht bestehen, dass Wissenschaft in ihrem Kern eine «methodisch kontrollierte Suche nach Wahrheit» ist (Schockenhoff 2000: 207ff.). Deshalb führt eine Einschränkung der wissenschaftsethischen Reflexion auf die Naturwissenschaften in die Irre. Vielmehr behalten die Geisteswissenschaften dadurch eine hohe Bedeutung, dass sie Dimensionen des Wahrheitsbewusstseins repräsentieren, die über den Bereich des Messbaren hinausweisen. Auf dem Weg der Interpretation erschließen sie den Zugang zu normativen Traditionen, die für das Nachdenken über verbindliche Wertorientierungen unentbehrlich sind. Für die Geistes- wie für die Sozialwissenschaften ist die kritische Reflexion ihrer eigenen Vorverständnisse und des sie leitenden Gesellschaftsbildes unentbehrlich. Die Bereitschaft zur Selbstkritik verbindet geradezu das Wissenschaftsethos empirisch verfahrender und interpretierender Wissenschaften. Auch für die Naturwissenschaften hat sich trotz allen Fortschritts der Gedanke als irrig erwiesen, dass die Wissenschaft sich der Wahrheit immer mehr annähert; vielmehr ist die Wahrheit für die Wissenschaft kritischer Maßstab, nicht erreichbares Ziel. Gerade weil sie auf die Idee der Wahrheit bezogen ist, erweist sich Wissenschaftals ein unabschließbarer Prozess. Mit ihrem Wahrheitsbezug weist sie über den Bereich des empirisch Feststellbaren hinaus; schon der methodische Zugriff auf den jeweiligen Erkenntnisgegenstand ist durch erkenntnisleitende Fragestellungen bestimmt, die mit einer vorausgesetzten Idee der Wahrheit verbunden sind. In der Wissenschaft bleiben die Dimensionen des Erklärens und des Deutens miteinander verbunden. Nicht nur die Nützlichkeit von Resultaten, sondern auch die Erschließung von Sinn ist der wissenschaftlichen Anstrengung wert.
    Ohne die Orientierung an der Idee der Wahrheit hingen die Grundforderungen der Wissenschaftsethik in der Luft. Sie würden dann zu bloßen «Funktionsnormen» (Bayertz 1988: 16f.), hätten also lediglich eine pragmatische, aber gerade keine moralische Bedeutung. Es handelte sich um instrumentelle Regeln, die aus Zweckmäßigkeitsgründen zu befolgen sind, nicht um moralische Regeln von universaler Geltung. Folgerichtig könnten sie dann außer Kraft gesetzt werden, wenn sie sich als «unpraktisch» erwiesen. Ohne den Zusammenhang von Wahrheit und Wahrhaftigkeit lassen sich die zentralen wissenschaftsethischen Gebote und Verbote nicht verstehen. Sie konzentrieren sich nämlich auf die allgemeine Zugänglichkeit und Nachprüfbarkeit wissenschaftlicher Erkenntnisse einerseits und das Verbot von geistigem Diebstahl und Täuschung andererseits (Schockenhoff 2000: 228ff.).
Wissenschaft im Dienst des Lebens
    Nirgendwo werden die Begriffe «Wissenschaft» und «Leben» enger miteinander verknüpft als im Begriff der «Lebenswissenschaft», der «life science». Im Deutschen wurde der Begriff der Lebenswissenschaft zuerst auf die Ethik angewandt (Markschies 2005: 5). Der Göttinger Popular-philosoph

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